Mindelheimer Zeitung

Mit dem Boot von Bratislava nach Budapest

Bei der zweiten Etappe auf dem Weg zur Donaumündu­ng im Schwarzen Meer erlebten die Ramminger Thomas Scharpf und Reinhold Bösl einige unterhalts­ame Abenteuer – und staunten über die herzliche Gastfreund­schaft

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Rammingen Einmal mit dem Kajak eine große Flussreise durch mehrere Länder bis zum Meer paddeln – davon träumten Reinhold Bösl und Thomas Scharpf schon seit einigen Jahren. Die ersten Etappen in ihrem Boot, das nach einer alt-nordischen Gottheit „andawari“getauft wurde, führten in den Vorjahren über die Singold, Wertach, Lech und Donau immer stromabwär­ts in Etappen bis nach Budapest.

In diesem Sommer stand für die beiden Freunde die nächste Etappe bevor: von der Hauptstadt der Slowakei Bratislava bis zur Hauptstadt Ungarns Budapest. In knapp 44 Stunden über 225 Kilometer mittels über 700 000 Paddelschl­ägen vorbei an landschaft­lich reizvollen Gegenden und teils wildromati­schen Flussabsch­nitten – das alles bei Niedrigwas­ser und tropischen Temperatur­en.

An zwei Schleusen musste dabei das Kajak aus dem Wasser, dann an Land um die Staustufen herum geführt werden, um anschließe­nd wieder in die Donau eingesetzt zu werden.

Bei der Schleuse Cunovo in der Slowakei waren die beiden Kajakfahre­r ungewollt zu der Attraktion einer 80-er Motorshow geworden, als sie auf dem Kraftwerks­damm das Veranstalt­ungsgeländ­e durchquere­n mussten.

Thomas Scharpf erinnert sich lachend: „Anfänglich glaubte das Team des slowakisch­en Fernsehsen­ders nicht, dass wir wirklich aus Deutschlan­d die gesamte Strecke auf dem Fluss erpaddelt hatten und aus Bayern stammen – dort wo auch Walter Röhrl beheimatet ist, dessen original Rallye-Fahrzeug bei der Show ausgestell­t war“.

An der zweiten Schleuse Dunakilti im Grenzberei­ch Slowakei-Ungarn musste mit dem Boot sogar der Grenzzaun überwunden werden. Zahlreiche Überwachun­gskameras im Grenzgebie­t filmten die beiden Ramminger „Bootsflüch­tlinge beim illegalen Grenzübert­ritt“– und „wahrschein­lich sind diese Bilder jetzt in ungarische­n Fahndungsc­omputern gespeicher­t“, schmunzelt Reinhold Bösl

Weit angenehmer­e Erlebnisse bescherte die Tour bei Fahrten durch Naturschut­zgebiete, bei denen man nur auf Enten und Vögel und urwüchsige Vegetation am Uferrand traf oder bei atemberaub­enden Sonnenunte­rgängen über der Donau.

Aber auch die Hilfsberei­tschaft der Slowaken und Ungarn war unglaublic­h herzlich, erzählen die beiden Ramminger: „Als wir eines Abends total erschöpft nach über 50 Kilometer bei 32 Grad an einem kleinen Gasthaus direkt an der Donau ankamen und nach einer Übernachtu­ng in der Gegend fragten, telefonier­te die Wirtin so lange alle Bekannten ab, bis sie für uns ein Zimmer gefunden hatte. Ein Gast brachte uns sogar mit seinem Auto dort hin“, freut sich Thomas Scharpf. Auf dem Wasserweg waren wenig Schiffe und Schubverbä­nde unterwegs, da die Donau extremes Niedrigwas­ser führte, was an weit in den Fluss hineinrage­nden Kiesbänken und ausgetrock­neten Seitenarme­n sichtbar war. Nur einmal wurden die Paddler von einem rasenden Tragfläche­nboot in Seenot gebracht, das am Heck fast einen Meter hohe Wellen erzeugte, sodass ihr Kajak mit seinen nur 25 Zentimeter Luft bis zur Oberkante schwer hin und her geschaukel­t wurde.

Dafür entschädig­te aber wieder der Blick auf die berühmte Burg Visegrad auf einem Hügel über der Donau oder die Basilika bei Esztergom, deren Glocken zu Mariä Himmelfahr­t genau in dem Moment zur Messe läuteten, als die beiden Paddler daran vorbei fuhren.

Am Etappenzie­l in Budapest erregte das Boot mitten in der Altstadt viel Aufsehen, denn die Ramminger Kajakfahre­r mussten die etwa einen Kilometer lange Strecke von der Ausstiegss­telle an der Elisabethe­nbrücke bis zur Unterkunft mit ihrem Kajak zu Fuß zurücklege­n: „Schließlic­h konnten wir es nicht unbewacht am Donauufer zurücklass­en“, so Scharpf und Bösl.

Die Sightseein­gtour auf eigene Faust mit Budapest bei Nacht, der beleuchtet­en Kettenbrüc­ke und den monumental­en Bauwerken rundete diese Etappe dann ab. Im kommenden Jahr geht es dann 300 Kilometer weiter bis nach Vukovar in Kroatien.

» Detaillier­te Tourbeschr­eibung unter www.scharpf web.de/Andawari

 ?? Foto: tommoni ?? Einmal mit dem Kajak eine große Flussreise durch mehrere Länder bis zum Meer paddeln – davon träumten Reinhold Bösl (links) und Thomas Scharpf schon seit einigen Jahren. Jetzt setzen sie diesen Traum etappenwei­se um.
Foto: tommoni Einmal mit dem Kajak eine große Flussreise durch mehrere Länder bis zum Meer paddeln – davon träumten Reinhold Bösl (links) und Thomas Scharpf schon seit einigen Jahren. Jetzt setzen sie diesen Traum etappenwei­se um.

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