Ein geschenkter Urlaub
Ferien Nicht alle Familien können sich eine Reise leisten. Für Kinder gibt es dennoch die Chance auf eine Auszeit
Mindelheim Italien oder Kroatien, Baden oder Wandern – am Ende des Sommers erzählt jeder von seinen ereignisreichen Ferien. Für manche Kinder in der Region ein schwieriges Thema: Denn einige Eltern können sich einen Urlaub nicht leisten.
Um trotzdem eine kurze Auszeit zu ermöglichen, organisiert der Verein „Urlaubskinder“seit einigen Jahren „Kidscamps“in Deutschland und Österreich. Die Teilnahme an diesen Zeltlagern wird durch Patenschaften finanziert und ist somit für die Kinder kostenlos. Freundschaft, Freude, Teamgeist und Selbstwertgefühl zu vermitteln gehört zum Leitgedanken des Vereins.
Auch am Sportplatz des Maristenkollegs in Mindelheim fand dieses Jahr ein Kidscamp mit 60 Kindern im Alter von acht bis 14 Jahren statt. Die Leitung hat Simon Jousma, ein ehemaliger Schüler des Maristenkollegs, übernommen.
Der 24-Jährige arbeitet als Außendienstmitarbeiter bei einem Elektrogroßhandel in Landshut. In seiner Freizeit engagiert er sich im Rotaract-Club und ist über eine Freundin auf die Kidscamps aufmerksam geworden. „Letztes Jahr hatten wir unser Camp in der Umweltstation Legau. Leider war der Zeltplatz dieses Jahr schon belegt und es musste eine andere Lösung her“, erzählt Jousma. Für vier Tage haben die Kinder in Zelten auf dem Sportplatz des Maristenkollegs ge- wohnt. Sechs bis acht Teilnehmer waren mit je zwei Betreuern in einem Zelt untergebracht. „Bei uns gilt immer das Vier-Augen-Prinzip“, sagt der Leiter des Camps.
Manche der Kinder haben zu Hause mit schwierigen Situationen zu kämpfen – im Kidscamp sollen sie „Urlaub vom Alltag“erhalten. Über die Hintergründe der Kinder wüssten die Helfer nicht Bescheid. Sie bekämen lediglich den Namen des Kindes mitgeteilt und in welchem Zelt es schlafen wird. Mehr müsse niemand wissen. „Dadurch nimmt jeder das Kind einfach so wie es ist“, sagt der 24-Jährige. Das Kidscamp hat jedes Jahr ein Motto: Dieses Mal wurde das Mittelalter thematisiert. „Es war ja Frundsbergfest in Mindelheim. Deshalb hat das perfekt gepasst“, sagt Jousma.
Für die Organisatoren ist so ein Zeltlager mit viel Arbeit verbunden. Unterstützt wurde Jousma von mehr als 35 ehrenamtlichen Helfern. Freunde, Bekannte und Mitglieder des Rotaract-Clubs gestalteten das Zeltlager mit: Sie betreuten die Kinder, bereiteten die vielen Aktionen vor oder halfen im Küchenzelt mit.
Es gab ein straffes Programm: Aufstehen, Morgensport, Waschen, Frühstücken. Den Kindern machte das allerdings nichts aus. Sie hatten offensichtlich ihren Spaß auf dem Sportplatz. Gemeinsam haben sie gebastelt, gespielt und getanzt. Außerdem stand eine Schnitzeljagd auf dem Programm. Begeistert waren die Teilnehmer von der Kinderdisco im Backstage. Es gab alkoholfreie Cocktails, jede Menge Fruchtspieße, Musik und eine Lichtshow.
Eine junge Teilnehmerin freute sich schon sehr auf den bunten Nachmittag: „Wir haben was richtig Cooles vorbereitet, wir spielen nämlich das ganze Kidscamp nach.“Beim bunten Nachmittag zeigte jedes Zelt eine eigene kleine Darbietung, die sich die Kinder gemeinsam mit ihren Betreuern ausgedacht hatten.
Die Rückmeldung eines neunjährigen Teilnehmers ist eindeutig: „Die Kinderdisco war toll. Ich habe ganz viele Fruchtspieße gegessen und die Schnitzeljagd hat auch Spaß gemacht. Nächstes Jahr komme ich auf jeden Fall wieder.“