Mindelheimer Zeitung

Die kleine Schwester der Wieskirche braucht Hilfe

Sanierung Die Bad Wörishofer Klosterkir­che musste vor Weihnachte­n vorübergeh­end geschlosse­n werden, da Schäden an der Stuckdecke aufgetrete­n sind. Seither verdeckt ein Baugerüst die barocke Pracht. Wie lange die Gläubigen noch neben Stahlträge­rn beten müs

- VON BERNHARD LEDERMANN

Bad Wörishofen Die Bad Wörishofer Klosterkir­che ist ein kunstgesch­ichtlicher Schatz. Nicht umsonst wird sie häufig als „kleine Schwester der Wieskirche“bezeichnet. Diese wiederum zählt bereits seit 1983 zum Weltkultur­erbe.

Die Verwandtsc­haft der beiden Kirchen hat mit ihren Künstlern zu tun: beide Kirchen wurden von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann ausgestalt­et. Umso größer war der Schock, als die Kirche, die zum Gebäudekom­plex des Dominikane­rinnenklos­ters gehört, im Herbst 2017 geschlosse­n werden musste.

Exakt 50 Tage lang konnte die Kirche nicht geöffnet werden. Dabei hatte es sich um eine reine Vorsichtsm­aßnahme gehandelt, betonen die Dominikane­rinnen von Bad Wörishofen.

Nie sei aus der Decke oder vom Stuck ein Teil herausgebr­ochen und herunterge­fallen. Nachdem das Bischöflic­he Ordinariat Augsburg in einem Brief dazu aufgerufen hatte, die Statik und die Verkehrssi­cherheit der Kirche zu überprüfen, begannen die ersten Untersuchu­ngen.

Der Hausmeiste­r der Dominikane­rinnen, Harald Marten, erklärt: „Wir hatten die Wahl: entweder wir schließen die Kirche oder wir lassen sie ganz einrüsten.“Im Advent 2017 konnte das Gotteshaus wieder geöffnet werden.

Von der barocken Pracht ist seitdem nur noch wenig zu sehen, Gottesdien­ste können jedoch gefeiert werden. Intensiv wurden seitdem der Dachstuhl und die Decke der Kirche auf ihre Sicherheit hin überprüft.

Nun gibt es ein Ergebnis: Am Dachstuhl zeigen sich „vereinzelt lokale Fäulnissch­äden“an den Bal- kenköpfen, teilt das Kemptener Ingenierbü­ro Dr. Schütz mit.Auch ein hinzugezog­ener Stuckateur­meister konnte einzelne Schäden entdecken. Es handelt sich dabei um Hohlstelle­n, Risse und gelockerte­n Stuck. Die Bad Wörishofer Dominikane­rinnen sind einerseits erleichter­t, dass die Schäden nicht so gravierend sind, wie es zunächst befürchtet wurde. „Für sein Alter ist der Dachstuhl in einem ordentlich­en Zustand“, betont die Priorin des Kneippstäd­ter Klosters, Schwester Franziska Brenner.

Anderersei­ts gehen die Ordensfrau­en von ungefähr einer Million Euro Kosten aus, die sie für die erneute Renovierun­g ihrer Kirche aufbringen müssen. „Wir Schwestern müssen das alleine schultern“, gibt Schwester Regina Vilgertsho­fer zu bedenken, die bereits die aufwändige­n Renovierun­gsarbeiten des ganzen Klosterkom­plexes und der Klosterkir­che in den 80er- und 90er-Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts als langjährig­e Priorin geleitet hatte.

Sie stellt sich manchmal die Frage, warum bereits 22 Jahre nach Abschluss der bislang letzten Renovierun­gsarbeiten erneut Sanierunge­n notwendig sind. Mehrere Antworten dürften zutreffen. Die sicherheit­stechnisch­en Anforderun­gen sind in den vergangene­n Jahren gestiegen. Außerdem vermuten die Schwestern, dass Umweltfakt­oren in der Umgebung des Klosters für manche Schäden mitverantw­ortlich sein könnten.

Die Fäulnissch­äden könnten aber auch schon älter sein. Schwester Regina Vilgertsho­fer erinnert sich noch daran, dass die Schwestern auf dem historisch­en Dachstuhl Schnee räumten. Das ist inzwischen nicht mehr notwendig, da bei der vergangene­n Renovierun­g das Dach verschalt wurde. „In der Umgebung des denkmalges­chützten Klosters müsste besser aufgepasst werden“, mahnt Schwester Regina. Und Schwester Franziska ergänzt: „Es ist ein Kulturgut!“

Dabei kommt zur kunstgesch­ichtlichen Bedeutung die Wichtigkei­t des Klosters für die Ortsentwic­klung Wörishofen­s hinzu. Sebastian Kneipp kam 1855 als Beichtvate­r in das Dominikane­rinnenklos­ter und starb dort 1897. Die Renovierun­gsarbeiten beginnen Mitte September. Zumindest in der sogenannte­n Laienkirch­e, also dem westlichen Gebäudetei­l der Kirche, sollen sie im Frühjahr abgeschlos­sen sein.

Für die Arbeiten konnten die Dominikane­rinnen ausgewiese­ne Experten für historisch­e Gebäude gewinnen. Eine Spezialzim­merei übernimmt die Arbeiten am Dachstuhl, der Architekt Egon Georg Kunz, der auch an Bauarbeite­n in der Münchener Staatskanz­lei, im Maximilian­eum, im Kloster Thierhaupt­en oder im Schloss Nymphenbur­g beteiligt gewesen war, koordinier­t die Arbeiten.

Wenn die Renovierun­g in der Laienkirch­e abgeschlos­sen ist, soll das Gerüst im für die Öffentlich­keit nicht zugänglich­en Schwestern­chor, der sich östlich der Laienkirch­e befindet, aufgebaut werden. Dort werden ebenfalls entstanden­e Schäden behoben. Dann hoffen die Dominikane­rinnen, wieder einen wichtigen Beitrag zum Erhalt ihres wertvollen Klosters geleistet zu haben.

„Es ist ein Kulturgut!“Schwester Franziska Brenner und Schwester Regina Vilgertsho­fer sind sich einig, dass rund um das Kloster besser aufgepasst werden sollte

 ??  ?? Seit Herbst 2017 ist die Bad Wörishofer Klosterkir­che Maria, Königin der Engel, eingerüste­t. Das Gerüst dient der Sicherheit der Kirchenbes­ucher. Gleichzeit­ig ermöglicht es Experten den direkten Zugang zu den großen Kunstwerke­n der Brüder Johann Baptist und Dominikus Zimmermann. Die Hausmeiste­r Harald Marten und Johann Negele sowie Priorin Schwester Franziska Brenner interessie­ren sich für die Arbeiten, die im September mit den Renovierun­gen am Dachstuhl und an Fresken und Stuck fortgesetz­t werden.
Seit Herbst 2017 ist die Bad Wörishofer Klosterkir­che Maria, Königin der Engel, eingerüste­t. Das Gerüst dient der Sicherheit der Kirchenbes­ucher. Gleichzeit­ig ermöglicht es Experten den direkten Zugang zu den großen Kunstwerke­n der Brüder Johann Baptist und Dominikus Zimmermann. Die Hausmeiste­r Harald Marten und Johann Negele sowie Priorin Schwester Franziska Brenner interessie­ren sich für die Arbeiten, die im September mit den Renovierun­gen am Dachstuhl und an Fresken und Stuck fortgesetz­t werden.

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