Die Schieflage kommt nicht von ungefähr
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„Wenn die von den Arbeitnehmern beklagte Vorgehensweise ihrer Kündigungen nur ansatzweise Fakt ist, ist der Vorgang so beschämend, dass man ihn nicht weiter bewerten muss – zumal Herr Geiger das in aller notwendigen Deutlichkeit kommentiert hat.
Die skandalöse Art der Kündigungen überlagert allerdings die vom Verwaltungsdirektor A. Dieckhoff in zwei Berichten angeführten betriebswirtschaftlichen Gründe, die die Schließung des Hotels notwendig machen: der Wegfall von Reha-Gästen wegen zu niedriger Tagessätze, eine veränderte Gästeeinstellung zum Umfang von Kneippanwendungen und die Klage generell nicht auskömmlicher Zimmerpreise in BW sowie einen nachhaltigen Investitionsstau.
Besonders das Jammern über unzureichende Preise zeigt idealtypisch das Denken eines Verwaltungsmenschen, der glaubt, mit dem Eigentum eines Hotels einen Rechtsanspruch auf wirtschaftliches Wohlergehen erworben zu haben. Nicht der Kurort bestimmt den Übernachtungspreis, sondern der Hotelier, indem er konsequent ein auf die veränderten Gästeerwartungen ausgerichtetes zukunftsfähiges Konzept entwickelt, es ständig selbstkritisch überprüft und so die Chance auf eine befriedigende Ertragslage schafft, die die Zukunftsfähigkeit des Hauses ermöglicht (ohne Investitionsstau) und Mitarbeiter und Unternehmer angemessen entlohnt. Dass so etwas in BW möglich ist, zeigen einige inhabergeführte Vier-und Fünf-Sterne Hoteliers, die mit strategischem Denken, Herzblut und täglichem persönlichen Einsatz ihre Häuser erfolgreich und vorbildhaft führen.
Die elementare Schieflage des ehemaligen Leuchtturms kommt also nicht von ungefähr. Und jetzt fällt auch dem unbedarften Außenstehenden ein, dass sich vor gut einem Jahr fast geräuschlos die verantwortliche Hotelleitung verabschiedet hat – oder verabschiedet wurde?
Möglichst vielen bisherigen Beschäftigten, aber auch dem Kurort sind ein Neuanfang zu wünschen. Gottlob wohl nicht mehr unter der Verantwortung eines Provinzials, der sich, statt Verantwortung zu tragen und drängende Fragen zu beantworten nun für ihn wichtigeren Dingen widmen kann: einem unbeschwerten Urlaub!“
Gregor Hüser, Bad Wörishofen