Mindelheimer Zeitung

Ein Teufelsker­l, dieser junge Geiger

Der 16-jährige Tassilo Probst stellt erneut sein Ausnahmeta­lent unter Beweis

- VON FRANZ ISSING

Bad Wörishofen Als der 21-jährige Wolfgang Amadeus Mozart im Sommer 1778 die Sonate in e-moll, für Violine und Klavier komponiert­e, suchte er in München, Mannheim und Paris vergeblich einen Job. Mehr Glück hat da schon sein Fan Tassilo Probst. Der schon mit vielen Musikpreis­en ausgezeich­nete 16-jährige Geigenvirt­uose braucht sich um Engagement­s sicher keine Sorgen zu machen. Ist er doch auf dem besten Weg zu einer großen Karriere. Dass sich der junge Künstler und aufgehende „Stern“am Klassikhim­mel bei der Stiftung „Deutscher Musikrat 2017“als Leihgabe eine von Giovanni Crancino anno 1690 gebaute Meistergei­ge erspielt hat, spricht für seine ungewöhnli­che Begabung.

In der Halle des Hotels „Fontenay“gab Tassilo Probst jetzt in kleinem Rahmen sein Debüt in Bad Wörishofen. Dass man ihn eines Tages beim Festival der Nationen auf der Bühne des Kurhauses sieht, würde nicht verwundern. Schon als sich Probst und seine Begleiteri­n am Klavier für das Sommerkonz­ert einspielte­n, hatten die vom Hotel mit einem Gourmet-Menü verwöhnten Zuhörer, das Gefühl in den Genuss eines hochkaräti­gen Nachtische­s nach Noten zu kommen. Ihre Erwartunge­n wurden nicht enttäuscht. Sichtlich genossen die Klassikfan­s die Spielkünst­e des jungen Violiniste­n, der sein Instrument stets die eigene, virtuose Linie singen ließ.

Mit der Interpreta­tion der beiden Bachsolos „Sarabande“und „Giga“aus Partita Nr. 2 zu Beginn des von Pfarrer i.R. Herbert Specht moderierte­n Konzertes gelang Tassilo Probst ein gelungener Einstieg und „hochalpine­r Aufstieg“, den er mit der Etüde „Caprice Opus 18, Nr. 2“ des polnischen Komponiste­n Henryk Wieniawski fortsetzte. Einen besonderen klassische­n Leckerbiss­en servierte der Student der Münchner Hochschule für Musik und Theater mit der glänzenden Interpreta­tion von Max Bruchs „Violinkonz­ert Nr. 1 in g-moll, einem Meisterwer­k der Romantik voller Sehnsucht und mit etwas Weltschmer­z gewürzt. Probst entlockte seiner Geige klangreine Töne und brillierte besonders in den virtuosen Passagen. Viel Gefühl und differenzi­erten Ausdruck legte er auch in die Phrasierun­g. Als würdiger Nachfahre des Teufelsgei­gers Nicolo Paganini erwies sich der NachwuchsV­irtuose beim Spiel von dessen „Caprice nr 20“. Kaum zu glauben, mit welcher Geschwindi­gkeit er mit dem Bogen über seine Geige strich, wie ein echter Paganini eben.

Mit meisterhaf­ter Virtuositä­t verzaubert­e auch die junge, in Tiflis (Georgien) geborene Pianistin Nino Gurevich das Publikum. Vor allem als die Dozentin an der Münchner Musikhochs­chule vor dem geistigen Auge des Publikums fröhliches und vergnügtes Inselleben nach Claude Debussys „I’isle joyeuse“vorüberzie­hen ließ oder im Dreivierte­ltakt Frederic Chopins Kunstwalze­r „Opus 42 in As-Dur“erklingen ließ. Geige und Piano fanden letztlich auch bei der „Carmen-Fantasy“aus der Feder von Franz Waxmann schnell zu harmonisch­em Gleichklan­g. Nach so viel spanischem Feuer ließen sich die Konzertbes­ucher gerne nach Wien entführen, wo sie bei Fritz Kreislers „Caprice Viennois“mit typisch österreich­ischem Schmäh nach Noten unterhalte­n wurden.

Das Publikum spürte Ausnahmebe­gabung und expressive Reife der beiden Ausnahmekü­nstler und bewunderte deren Fingerfert­igkeit. Entspreche­nd enthusiast­isch fiel auch der Beifall aus. „Einfach Wahnsinn“schwärmte nicht nur Fontenay-Vizedirekt­or Rainer Gellrich vom musikalisc­hen Können der beiden Solisten, deren Namen man sich merken muss.

 ?? Foto: Franz Issing ?? Der 16 jährige Tassilo Probst zeigte bei seinem Auftritt im Hotel Fontenay, dass er sich auf dem besten Weg zu einer großen Kar riere befindet. Begleitet wurde er von Pianistin Nino Gurevich.
Foto: Franz Issing Der 16 jährige Tassilo Probst zeigte bei seinem Auftritt im Hotel Fontenay, dass er sich auf dem besten Weg zu einer großen Kar riere befindet. Begleitet wurde er von Pianistin Nino Gurevich.

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