Mindelheimer Zeitung

Chronist der Staudenbah­n kämpft für den Zugbetrieb

Ludwig Ogir engagiert sich, damit die Bahn ab dem Jahr 2022 wieder regelmäßig verkehrt

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Stauden Seit einigen Jahren fährt sie wieder. Nicht jeden Tag, aber am Wochenende in den Sommermona­ten in schöner Regelmäßig­keit zwischen Augsburg und Markt Wald und zurück. Mehr noch: Die Staudenbah­n wird künftig wieder für den täglichen Personenve­rkehr reaktivier­t. Alles also in Butter?

Nein, leider nicht, meint Ludwig Ogir. Der Fischacher ist eng mit der Staudenbah­n verbunden. Nicht beruflich, sondern ehrenamtli­ch. Seit vielen Jahren ist er für die Einrichtun­g als Chronist und manchmal auch als „Mädchen für alles“tätig. So ist er eng mit den Zielen, aber auch mit dem Erscheinun­gsbild der Bahn nach außen, verbunden. Und da entpuppt sich Ogir zuweilen als kämpferisc­her Löwe. „Die Staudenbah­n wird zuweilen immer noch belächelt“, betont er. Dabei sei sie in Wirklichke­it die Lebensader der Stauden, die Magistrale vom Land in die Großstadt. „Spätestens dann, wenn sie im täglichen Personenve­rkehr eingesetzt wird.“

Bis dahin muss sich der 71-Jährige allerdings noch in Geduld üben. „Zuerst hieß es von der Politik, dass die Reaktivier­ung des täglichen Schienenpe­rsonennahv­erkehrs im Abschnitt Augsburg – Langenneuf­nach ab 2019 erfolge“, berichtet Ogir. „Wir Ehrenamtli­chen haben uns darüber sehr gefreut.“Doch dann sei die Botschaft gekommen, dass der Verkehr erst später einsetze. Ein Hinhalten, das er nicht für gut hält. „Unsere Region braucht die Staudenbah­n“, resümiert er.

Ludwig Ogir kennt die Staudenbah­n seit seiner Kindheit. Um nach Augsburg zu kommen, musste er noch in Gessertsha­usen in den sogenannte­n „Ulmer Zug“umsteigen. Bereits damals habe ihm der nostalgisc­he Charme der Bahn gefallen. Das sei bis heute so geblieben, gesteht er. Die Stilllegun­g 1991 hat ihn tief getroffen. Umso mehr freute ihn, dass die Bahnbetrie­bsgesellsc­haft Stauden mbH (BBG) im Jahr 2000 die Strecke übernommen hat und die Stauden-Verkehrs-GmbH (SVG) seit dieser Zeit wieder Zugfahrten anbietet.

Die Fahrten am Wochenende seien als Marketingm­aßnahme zu verstehen, verdeutlic­ht Ogir. Diese Aktionen seien aber nur mit ehrenamtli­chen Kräften durchführb­ar. Zum harten Kern gehören Zugbegleit­er, Fahrdienst­leiter und Lokführer. Christine Urban, Andre Heigel, Ludwig Teichmann, Frank Hannecke, Thomas Friese, Christoph Tillemann, Helmuth Schmitt und Hubert Teichmann sind wie Ludwig Ogir alle ehrenamtli­ch tätig.

Sein Engagement resultiert aber nicht nur auf Romantik und Nostalgie aus der Kindheit. Für ihn sind jetzt im Ruhestand andere Faktoren wesentlich wichtiger: „Ich will die Bürger für die Notwendigk­eit eines ganztägige­n umsteigefr­eien Takts von Langenneuf­nach bis AugsburgHa­uptbahnhof sensibilis­ieren.“Nur so könne die Abwanderun­g junger Leute aus dem ländlichen Raum verhindert werden. „Voraussetz­ung dafür ist eine gute Anbindung der Stauden.“

Die Reaktivier­ung der Staudenbah­n sieht der Ehrenamtli­che als große Chance für die Region. „Dazu möchte ich mit meiner ganzen Kraft beitragen.“Dass diese Vorteile scheinbar noch nicht in allen Köpfen angekommen sind, ärgert Ogir: „Es ist schon frappieren­d: Je näher der vom Freistaat genehmigte Regelzugbe­trieb ab 2022 rückt, desto polemische­r wird Kritik geübt, beispielsw­eise, dass die Staudenbah­n vom Staat hohe Subvention­en erhalte.“

Dabei sei die Staudenbah­n nur deshalb noch betriebsfä­hig, weil die beiden Staudenbah­n-Firmen BBG und SVG seit 18 Jahren das Geld für Fahrzeugun­terhalt, Wartung, Reparature­n und Gleisbenut­zung durch ihre hauptamtli­chen Aktivitäte­n in den Bereichen Güter-, Bauzug- und Personenve­rkehr verdiene. Ogirs Augen leuchten kämpferisc­h. „Zuschüsse für den Betrieb erhalten BBG und SVG weder vom Staat, noch von den Gemeinden oder vom Landkreis.“Das habe er loswerden müssen, so Ogir. Für die Reaktivier­ung sind 20 Zugpaare täglich zugesagt. „2022 wäre es an der Zeit, mit der Reaktivier­ung endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen.“

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Ludwig Ogir

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