Mindelheimer Zeitung

Bangen und Hoffen auf den Ausbildung­splatz

Warum Kazem Akhlaqi besonders froh ist, am Montag als Azubi ins Arbeitsleb­en starten zu können

- VON MELANIE LIPPL

Unterallgä­u Während andere Auszubilde­nde ihren Vertrag schon längst in der Tasche haben, ist es für Kazem Akhlaqi noch bis kurz zuvor eine Zitterpart­ie. Der afghanisch­e Flüchtling lebt seit drei Jahren in Deutschlan­d. Seit dem Ende seiner Schullaufb­ahn im vergangene­n Jahr kämpft der 21-Jährige darum, eine Ausbildung beginnen zu können. Es war ein steiniger Weg mit unsicherem Ausgang, aber nun ist es endlich so weit: Wie zahlreiche andere junge Menschen im Unterallgä­u darf er am Montag als Azubi ins Berufslebe­n starten. In den nächsten Monaten wird Akhlaqi beim Malerbetri­eb Fischer in Bad Wörishofen zum Maler ausgebilde­t.

In seiner Heimat hat er sich schon mal in dem Beruf versucht und auch bei seinem Praktikum in Deutschlan­d hat er sich offenbar gut angestellt: Sein Chef sei zufrieden mit ihm gewesen. „Ich will eine Ausbildung machen, aber ich weiß nicht, ob ich darf“, sagte der junge Mann noch im Juni. Ein paar Wochen später konnte er endlich aufatmen: Er erhielt seine Ausbildung­serlaubnis – nach einigem Hin und Her. Kazem Akhlaqi ist sichtlich erleichter­t: Denn bereits im vergangene­n Jahr hatte er eine Ausbildung zum Altenpfleg­ehelfer beginnen wollen, habe aber keine Erlaubnis bekommen.

Dass beide Berufe sehr unterschie­dlich sind, macht dem 21-Jährigen nichts aus. Er hat in Deutschlan­d auch schon als Maurer auf einer Baustelle Erfahrunge­n gesammelt, im Lager von Tricor und eben als Altenpfleg­er und Maler.

Die beiden letztgenan­nten Berufe fand er am schönsten, berichtet er. Wählerisch ist der Afghane nicht: „So lange ich gesund bin, kann ich arbeiten und mich nach vorne bewegen“, sagt er. Sein Deutsch hat er in den drei Jahren hier fast perfektion­iert. Um die Sprache schnellstm­öglich zu lernen, schaut er Filme im Fernsehen oder auf Youtube, verrät der ruhige junge Mann.

Momentan lebt Kazem Akhlaqi in einem Asylheim in Türkheim, wo er sich ein Zimmer mit zwei anderen Flüchtling­en teilt. Diese wollten häufig Musik hören, wenn er schlafen will. „Aber ich habe mich schon daran gewöhnt“, sagt er bescheiden. Der angehende Maler hofft dennoch, bald nach Bad Wörishofen umziehen zu dürfen, näher an seine künftige Arbeitsstä­tte.

Kazem Akhlaqi ist Afghane; der 21-Jährige wurde aber im Iran geboren, wie er sagt. Immer mal wieder sei es dort für Afghanen schwierig geworden, berichtet er, dann sei seine Familie wieder umgezogen. Im Iran leben seine Angehörige­n illegal, ohne Ausweis. Wenn man erwischt werde, müsse man zahlen, berichtet Akhlaqi.

Er möchte gern in Deutschlan­d bleiben, sagt er. „In Afghanista­n gibt es keine Zukunft für mich.“Was wünscht er sich stattdesse­n für die Zukunft? „Gesundheit für alle und vor allem für die Familie, und alles, was Gott will.“

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Foto: Lippl Nach mehr als einem Jahr Wartezeit darf Kazem Akhlaqi nun eine Ausbildung be ginnen.

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