Neue Farbe und neue Perspektiven
Jugendliche gestalten das Mindelheimer „Backstage“und erhalten damit Einblick in verschiedene Berufe
Mindelheim Die Empore des „Backstage“im ehemaligen Maristenkolleg erstrahlt in neuem Glanz. Leuchtende Farben zieren nun die große Wand der ersten Etage. Zehn Wochen lang haben Jugendliche der Aktivierungshilfe Mindelheim zusammen mit ihrer Referentin Renate Fischer gespachtelt, geschliffen, gerollert und gemalt und so das neue Logo des „Backstage“entworfen. Die Aktivierungshilfe ist ein Projekt der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft(bfz), das im Auftrag der Agentur für Arbeit und des Jobcenters organisiert wird. Hier trainieren Jugendliche Schlüsselkompetenzen und werden dazu motiviert, sich beruflich zu orientieren.
Manchmal lohnt es sich, einen Blick hinter unscheinbare Türen zu werfen, denn wer vor dem Eingang des Backstage steht, wird kaum erahnen, welch ausgefallene PartyLocation sich dahinter verbirgt. Die hölzerne Eingangstür öffnete sich kürzlich für die Geschäftsleitung der Wohn-Baugesellschaft Mindelheim, Florian Schuster, sowie Michael Reischl von der Hausverwaltung. Wo bis vor wenigen Tagen noch fleißig gearbeitet wurde, durfte nun in kleiner Runde das neue Kunstwerkt der Aktivierungshilfe des bfz Mindelheim bestaunt werden. „Ja, wir können was“, bemerkte Renate Fischer, als die Jugendlichen und sie voller Stolz erzählten, welche Detailarbeit notwendig war, um dieses Kunstwerk an die Wand zu bringen.
Der neue Schriftzug sollte zum Symbolträger werden. Das neue Logo ist geprägt durch vier große Hände, welche zueinander finden: Menschen reichen sich die Hände als Zeichen des gegenseitigen Respekts. Ineinander greifen eine alte und eine junge Hand und symbolisieren, dass Menschen aller Völker, aller Altersklassen sich verbinden, sich begegnen und feiern dürfen. Gerahmt werden die dynamischen Hände durch das Logo der Wohn-Baugesellschaft Mindelheim: das vierblättrige Kleeblatt im Haus.
Innerhalb dieses komplexen Projekts erlebten die Jugendlichen die Arbeitswirklichkeit in einer inszenierten Übungsfirma. Diese begann mit der Auftragsannahme, der Kostenkalkulation und dem Aufstellen des Zeitrahmens, der Materialbeschaffung und endete mit der Auftragsumsetzung.
Der anfängliche Plan, das Logo als Graffiti an die Wand zu sprühen, zerschlug sich schnell. Auf Grund der besonderen Lage des „Backstage“– ein Innenraum ohne Fenster – war die Arbeit mit Spraydosen nicht möglich. Schlussendlich wurde das neue Logo mit Pinsel und Dispersionsfarbe an die Wand gebracht. Für zwei der Jugendlichen konnte es gar nicht bunt genug werden. Sie fühlten sich schnell im Arbeitsgebiet der Maler und Lackierer heimisch und machten sich auf die Suche nach Betriebspraktika bei Malern vor Ort. Für sie steht fest, dass sie ihre Berufsausbildung ab Herbst im Malerhandwerk beginnen möchten. Erfreulicherweise hat sich daraus schon ein Ausbildungsvertrag ergeben. Florian Schuster eröffnete im Gespräch, dass er gerne bereit ist, bei der Suche nach weiteren Ausbildungsplätzen zu unterstützen. Er bedauerte, dass „viele Jugendliche den Zugang zum Handwerk nicht mehr finden“, dabei habe der Malerberuf Zukunft.
Er könne sich vorstellen, ein weiteres Projekt mit den Jugendlichen anzugehen: Das umgebaute Jugendund Bildungszentrum der Wohnungsgenossenschaft Mindelheim am Champagnatplatz 4 soll auch ein Ort der Künste werden, mit wechselnden Ausstellungen verschiedener Künstler. Dort möchte Schuster Gemälde der Aktivierungshilfe auf großen Leinwänden der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Auf die Frage nach den weiteren Plänen im Backstage antwortete Schuster, dass die Zukunft vorerst ergebnisoffen sei. Aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit werde das Backstage auch zukünftig nur bestimmten Zielgruppen zugänglich sein.
Als Anerkennung überreichte Schuster den Jugendlichen eine Spende, die die Jugendlichen für weitere Malerutensilien wie Graffitispraydosen und einen gemeinsamen Tag einsetzen wollen.