Dieter Glass: „Wir kaufen auch nicht alles“
Immer wenn in Bad Wörishofen ein Immobilienprojekt ansteht, fällt reflexartig der Name des Bauunternehmers. Zuletzt wurde auch gemunkelt, Glass habe auch beim Kneippianum mitgemischt. Was da dran ist
Bad Wörishofen Die seit Langem leer stehenden Gebäude beim Waldsee sollen verkauft worden sein? „Klar, das hat sich bestimmt wieder der Glass unter den Nagel gerissen“, heißt es gleich. Das Kneippianum wird dicht gemacht und laut dem Betreiber, den Barmherzigen Brüdern, gebe es schon Kaufinteressenten für das Gebäude? „Klar, das kann ja nur der Glass sein“, wird sofort gemunkelt. So scheint das immer zu sein, wenn in Bad Wörishofen irgendwo ein Immobilienprojekt geplant, gebaut oder auch nur angedacht ist: Der Mindelheimer Bauunternehmer Dieter Glass (74) wird fast schon reflexartig als potenzieller Investor und/oder Urheber genannt.
So ganz von ungefähr kommt dies freilich auch wieder nicht: Mit mehreren auffälligen Bauprojekten hat Dieter Glass mit einem seiner Unternehmen – darunter der Glass Bau, der Glass Immobilien oder der Glass Beteiligungs GmbH – der Kneippstadt seinen Stempel aufgedrückt und seine unternehmerische Handschrift hinterlassen.
Unübersehbar prägen die GlassGebäude die Kneippstadt, von den Victoria-Terrassen bis zum Parkhotel „Villa Belvedere“oder dem dem Park Palais am Schwesternwohnheim/Kneippianum. Dabei habe es sich freilich um „Ruinen“gehandelt, die den Neubauten Platz machen mussten, sagt Glass. Derzeit entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Hallenbades mit dem Wohnprojekt „Bella Vista“das vierte Großprojekt von Glass in Bad Wörishofen: An der Kaufbeurer Straße wird eine Wohnanlage mit 68 seniorengerechten Wohneinheiten aus dem Boden gestampft. Im Erdgeschoss werden eine Tagespflege und der Johanniter-Pflegedienst einziehen.
Das nächste Großprojekt sollen dann die „Löwenbräu-Arkaden“werden, wo auf dem Gelände der ehemaligen Löwenbräuerei ein Wohn- und Geschäftshaus mit einer Investitionssumme von gut 40 Millionen Euro gebaut werden soll.
Dieses Projekt spaltet die Bad Wörishofer Bevölkerung und auch im Stadtrat wurde darüber eifrig diskutiert. Am Ende wurde jedoch der überarbeitete Entwurf für die Löwenbräu-Arkaden mit 20 gegen drei Stimmen positiv verabschiedet. Vermutlich noch in diesem Herbst könnte dann aber „grünes Licht“gegeben werden, wenn das Bauunternehmen einige Wünsche der Kommunalpolitik eingearbeitet hat.
Dass dem Unternehmer durch diese millionenschweren Großprojekte nicht nur Begeisterung entgegenschlägt, ist bekannt und macht sich meist hinter vorgehaltener Hand Luft: Sogar über Bad Wörishofen alias „Bad Glasshofen“wird schon gewitzelt. Dem halten die Befürworter der Großprojekte dann gerne entgegen, dass es zum einen ja wohl keine Schande sein könne, wenn sich ein Unternehmer um wirtschaftlich lukrative Projekte bemühe. Zudem stünde es ja auch jedem anderen Unternehmer oder Investor
Über „Bad Glasshofen“wird schon gewitzelt
frei, sich ebenfalls in Bad Wörishofen zu engagieren, statt der Firma von Dieter Glass scheinbar „kampflos“das Feld zu überlassen. „Neid ist die höchste Form der Anerkennung“, meinte daher einer der Glass-Befürworter lapidar. Zuletzt wurde Dieter Glass für sein Engagement mit dem „Bad Wörishofer Wirtschaftspreis“ausgezeichnet. Dass er in Bad Wörishofen mit seinen Projekten nicht immer gleich auf Gegenliebe stößt, das weiß auch Dieter Glass, der gegenüber der
aber keine Sekunde zögerte, auf eine entsprechende Anfrage zu antworten.
Immerhin wurde auch der Name seines Unternehmens gleich wieder ins Spiel gebracht, als es um einen noch unbekannten Investor für das Kneippianum ging. Der derzeitige Betreiber des Vier-Sterne-Hotels in der Ortsmitte, der Orden der Barmherzigen Brüder, hatte jüngst bekannt gegeben, dass das auf Pfarrer Kneipp zurückgehende Haus geschlossen und 68 Mitarbeiter ihren Job verlieren werden
Auf Anfrage unserer Zeitung war der dafür zuständige Verwaltungsdirektor der Barmherzigen Brüder, Ansgar Dieckhoff, nicht zu einer Stellungnahme bereit.
Um wen könnte es sich bei dem ominösen Investor oder Kaufinteressent also handeln? Dieter Glass sagt dazu: „Unser Unternehmen ist es jedenfalls nicht.“Zumindest noch nicht. Er habe zwar direkt versucht, mit den Barmherzigen Brüdern in Kontakt zu kommen, als er die Nachricht von der Schließung des Kneippianums in der
gelesen habe.
Doch dort habe er ebenfalls auf Granit gebissen und lediglich erfahren, dass es offenbar schon „viele
gebe, mit denen auch schon konstruktive Gespräche geführt würden. Am Kneippianum in seiner derzeitigen Form habe er jedenfalls kein Interesse: „Wir kaufen auch nicht alles“, sagt Glass und verweist in diesen Zusammenhang auch das Gerücht, er habe den Waldsee und die dortigen Gebäude gekauft, ins Reich der Fantasie.
Glass weist bei dieser Gelegenheit auch darauf hin, dass die Initiative in den allermeisten Fällen mitnichten von ihm oder seinen Unternehmen ausgehe, sondern dass vielmehr bei ihm häufig das Telefon klingle und am anderen Ende Bürger aus Bad Wörishofen sind, die ihm entsprechende Angebote unterbreiten.
„Unsere Leitlinie ist dabei aber immer: Bringt das einen Mehrwert für die Stadt Bad Wörishofen“, sagt Glass.
Eine künftige Nutzung des Kneippianums als Reha-Klinik oder als psychosomatisches Krankenhaus („Das wäre ein Traum“) könne er sich zwar durchaus vorstellen, weil dies auch optimal das breit gefächerte bestehende Angebot in Bad Wörishofen ergänzen könnte – er gibt aber auch zu, dass er die Chancen für eine solche Lösung eher skeptisch sieht: Eine solche Entscheidung für Akutbetten liege ausschließlich beim Freistaat und den Krankenkassen.
Er hoffe, dass sich eine langfristiKaufinteressenten“
ge und gute Lösung für das Kneippianum in Bad Wörishofen finden lasse. Natürlich sei er grundsätzlich bereit, sich an einer positiven Lösung zu beteiligen. Dazu müssen sich aber alle Beteiligten noch bewegen, sagt Dieter Glass: „In der derzeitigen Form haben wir am Kneippianum kein Interesse“. Speziell im Mitteltrakt des Kneippianums müsse ein Investor viel Geld in die Hand nehmen, um das Gebäude auf einen modernen Stand bringen zu können oder ganz abzureißen, weiß Glass. Sollte sich jedoch an den Rahmenbedingungen für das Kneippianum doch noch etwas ändern, dann stehe er immer für entsprechende Überlegungen zur Verfügung, so Glass.