Mindelheimer Zeitung

Nur Fliegen wäre schöner

Seit sage und schreibe zwölf Jahren wird am BER gebaut

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Berlin Es gibt nicht viel zu lachen in diesen Tagen. Die Ausschreit­ungen in Chemnitz drücken aufs Gemüt, die Regierung streitet über die Rente und irgendwie hätten wir jetzt, wo es so frisch ist, doch gerne den Sommer zurück, über den wir so viel gestöhnt haben. Wie gut, dass es in Deutschlan­d ein Thema gibt, bei dem man Schenkelkl­opfer so zuverlässi­g produziere­n kann wie Bayern München Meistertit­el: BER – drei Buchstaben reichen, um das halbe Land zum Prusten zu bringen.

Seit zwölf Jahren wird inzwischen am neuen Hauptstadt­flughafen gebaut, das Dutzend ist also voll. Beim ersten Spatenstic­h am 5. September 2006 schworen die Verantwort­lichen noch, dass spätestens in fünf Jahren die Flieger abheben sollen. Inzwischen ist vom Jahr 2020 die Rede. Echt jetzt. Also – wahrschein­lich zumindest.

Berlin wäre nicht Berlin, schlüge man aus der Blamage nicht Kapital. Tausende Menschen buchen jedes Jahr Touren über die Baustelle. Zehn Euro kostet die Bustour „Erlebnis BER“. Rund 14 000 Besucher gab es nach Betreibera­ngaben im vergangene­n Jahr. „Höhepunkt der Tour ist der Ausstieg im Terminal und die Besichtigu­ng des Check-in-Bereiches“, wirbt die Flughafeng­esellschaf­t. Ob das schon in die Kategorie „Katastroph­en-Tourismus“fällt? Überhaupt ist einiges los am BER. Einmal im Jahr werden die Lichter an den Pisten eingeschal­tet, die sonst den Piloten beim Landen helfen sollen. Sie beleuchten die Läufer beim Airport Night Run. Sogar die Parkplätze sind voll am Flughafen. Denn in den Parkhäuser­n stehen hunderte VW-Neuwagen, die Volkswagen noch nicht verkaufen kann. Die Zulassung lässt auf sich warten, weil sich das Abgastestv­erfahren ändert. VW, noch so eine deutsche Lachnummer. Aber das ist ein anderes Thema ...

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Foto: dpa

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