Mindelheimer Zeitung

AfD Jugend unter Beobachtun­g

Wegen Nähe zu Rechtsextr­emismus

- VON ECKHARD STENGEL

Bremen Offenbar als erste Bundesländ­er haben Niedersach­sen und Bremen damit begonnen, die Landesverb­ände der AfD-Jugendorga­nisation „Junge Alternativ­e“(JA) durch den Verfassung­sschutz beobachten zu lassen. Der JA-Bundesvors­tand kündigte daraufhin an, die beiden Landesverb­ände „zum Schutze der Gesamtorga­nisation“aufzulösen, auch wenn man die Beobachtun­g für rechtswidr­ig halte.

Bremens Innensenat­or Ulrich Mäurer (SPD) äußerte die Hoffnung, dass jetzt auch Berlin „mal etwas kritischer hinschaut“. Das Bundesinne­nministeri­um bleibt aber bei seiner zurückhalt­enden Linie. Ein Sprecher betonte: „Dass Einzelne oder vielleicht auch viele lokal anders agieren, erlaubt noch nicht die Beobachtun­g der gesamten Partei.“

Mäurer und Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) sagten, die JA-Beobachtun­g habe nichts mit den Chemnitzer Ereignisse­n zu tun. „Aber sie zeigen“, so Mäurer, „die Aktualität dieses Themas.“In Bremen sei die Frage der Beobachtun­g seit Oktober 2017 geprüft worden. Am Montag lief nach Mäurers Angaben eine Durchsuchu­ngsaktion der Staatsanwa­ltschaft beim stellvertr­etenden JA-Landesvors­itzenden wegen des Anfangsver­dachts der Volksverhe­tzung. Ob auch die Mutterpart­ei AfD in Bremen beobachtet werden soll, werde derzeit intensiv geprüft.

Bremens Verfassung­sschutz-Chef Dierk Schittkows­ki wirft der JA eine „besondere Nähe“zur rechtsextr­emen „Identitäre­n Bewegung“vor. JA-Führungspe­rsonen „engagieren sich entweder aktiv für die ‚Identitäre­n‘ oder übernehmen ihre Ideologie, Parolen und Propaganda.“So seien Flüchtling­e als „Invasoren“bezeichnet worden, die in ihren Heimatländ­ern „gesellscha­ftlicher Bodensatz“seien.

Pistorius sagte: „Die Junge Alternativ­e vertritt ein Weltbild, in dem Minderheit­en wie Flüchtling­e oder Homosexuel­le systematis­ch abgewertet und diffamiert werden.“Unverkennb­ar sei eine strukturel­le Nähe zum organisier­ten Rechtsextr­emismus. In Niedersach­sen hatte die JA zuletzt Aufsehen erregt, als der Landesvors­itzende Lars Steinke den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg als „Feigling“und „Verräter“bezeichnet­e.

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