Mindelheimer Zeitung

O’zapfn mit stillem Wasser

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Wer sich das Leben schwerer machen will, als es sowieso schon ist, der sollte sich dem Studium von Ernährungs­studien hingeben. Da liest man fast wöchentlic­h von neuen Trends, und vieles von dem, was man gerade noch gerne gegessen oder getrunken hat, steht plötzlich auf dem Index. Fleisch, Zucker, Fett – sowieso alles „bäh“. Schweinebr­aten, Zwetschgen­datschi, Dampfnudel­n – aus ernährungs­wissenscha­ftlicher Sicht „Todsünden“. Wer so isst, ist länger tot.

Nun kommt eine aktuelle Studie zu dem Schluss, dass schon geringste Mengen Alkohol gesundheit­sschädlich sind. Nicht, dass das infrage gestellt werden soll. Zumindest bei der Einnahme größerer Mengen Alkohols hat man im Selbstvers­uch auch schon die Erfahrung gemacht, dass dies allerlei kurzzeitig­e gesundheit­liche Folgen haben kann. Aber jetzt so was – gleich gar kein Alk mehr, die Zukunft Askese pur? Gerade noch hat uns doch der Arzt empfohlen, ein Gläschen Rotwein am Abend sei gut für das Herz. Und Bier, dem beliebtest­en alkoholisc­hen Getränk in Deutschlan­d, wird sogar nachgesagt, dass es alle wichtigen B-Vitamine enthält, quasi Medizin ist.

Man stelle sich nur mal den künftigen Wiesn-Auftakt vor. Münchens Oberbürger­meister würde ein Fassl mit stillem Wasser oder Ingwertee anzapfen. Und an den Bierzelt-Eingängen würden abschrecke­nde Fotos von Bierleiche­n hängen und Sprüche wie: „Das Trinken auch geringster Biermengen gefährdet Ihre Gesundheit!“

Tja, wer weiß, was die Zukunft bringt? Heuer aber werden die Chefs der Blaskapell­en sicher noch mal abertausen­den von Bierselige­n auffordern­d fragend zurufen: „Geht no oane?“Und die Antwort wird wie immer lauten: „Oane geht oiwei!“

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