O’zapfn mit stillem Wasser
Wer sich das Leben schwerer machen will, als es sowieso schon ist, der sollte sich dem Studium von Ernährungsstudien hingeben. Da liest man fast wöchentlich von neuen Trends, und vieles von dem, was man gerade noch gerne gegessen oder getrunken hat, steht plötzlich auf dem Index. Fleisch, Zucker, Fett – sowieso alles „bäh“. Schweinebraten, Zwetschgendatschi, Dampfnudeln – aus ernährungswissenschaftlicher Sicht „Todsünden“. Wer so isst, ist länger tot.
Nun kommt eine aktuelle Studie zu dem Schluss, dass schon geringste Mengen Alkohol gesundheitsschädlich sind. Nicht, dass das infrage gestellt werden soll. Zumindest bei der Einnahme größerer Mengen Alkohols hat man im Selbstversuch auch schon die Erfahrung gemacht, dass dies allerlei kurzzeitige gesundheitliche Folgen haben kann. Aber jetzt so was – gleich gar kein Alk mehr, die Zukunft Askese pur? Gerade noch hat uns doch der Arzt empfohlen, ein Gläschen Rotwein am Abend sei gut für das Herz. Und Bier, dem beliebtesten alkoholischen Getränk in Deutschland, wird sogar nachgesagt, dass es alle wichtigen B-Vitamine enthält, quasi Medizin ist.
Man stelle sich nur mal den künftigen Wiesn-Auftakt vor. Münchens Oberbürgermeister würde ein Fassl mit stillem Wasser oder Ingwertee anzapfen. Und an den Bierzelt-Eingängen würden abschreckende Fotos von Bierleichen hängen und Sprüche wie: „Das Trinken auch geringster Biermengen gefährdet Ihre Gesundheit!“
Tja, wer weiß, was die Zukunft bringt? Heuer aber werden die Chefs der Blaskapellen sicher noch mal abertausenden von Bierseligen auffordernd fragend zurufen: „Geht no oane?“Und die Antwort wird wie immer lauten: „Oane geht oiwei!“