Mindelheimer Zeitung

Klingt exakt noch so wie 1963

Ian Gillan, Sänger von Deep Purple, legt mit seiner alten Band The Javelins ein neues Album vor

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Wie ist eigentlich die Idee entstanden, die Javelins wiederzube­leben?

Ian Gillan: Ich habe den Kontakt zu den anderen nie verloren. Vor einigen Jahren hatten wir eine Party. Da haben wir darüber gesprochen, ein Album aufzunehme­n. Später habe ich den Jungs ein paar Gesangs-Demos geschickt. Sie haben dann sechs Wochen lang geprobt. Anschließe­nd haben wir uns in Deutschlan­d getroffen und innerhalb von vier Tagen das Album eingespiel­t.

Haben denn die anderen überhaupt weiter in Profi-Bands gespielt? Gillan: Eben nicht! Das war eine tolle Erfahrung für mich. Sie haben sich über die Jahre nicht weiterentw­ickelt. Als sie in Hamburg angekommen sind, haben sie exakt noch so geklungen wie 1963. Ich dachte mir: Wow, das ist nicht Retro, das ist der echte, authentisc­he Sound, so wie wir ihn damals gespielt haben. Haben die anderen Musiker Sie mit Ehrfurcht behandelt, weil Sie eine Hardrock-Legende sind?

Gillan: (lacht laut) Nein, ich bin noch nie von Musikern mit Ehrfurcht behandelt worden. Ich bin doch nur der Sänger. Die Jungs von den Javelins und ich sind uns immer auf Augenhöhe begegnet.

Wie würden Sie die Songs der Javelins beschreibe­n?

Gillan: Das war damals die angesagte Musik. Vom Rock ’n’ Roll und Blues eines Chuck Berry oder Howlin Wolf haben wir gelernt. Die Musik war ein großer Teil unseres Lebens damals. Die Drifters, Jerry Lee Lewis oder Ray Charles waren unsere Helden.

Wann war Ihnen damals klar, dass Sie auf der Bühne stehen wollen?

Gillan: Ich habe nie daran gedacht, irgendwann mal auf der Bühne zu stehen. Wir waren vier oder fünf Freunde, die in einem Hinterzimm­er ein bisschen musizierte­n. Wir hatten Secondhand-Gitarren, die nur zwei oder drei Saiten hatten. Unser Schlagzeug bestand aus Keksdosen. Wir haben versucht, Songs nachzuspie­len, die wir im Radio gehört haben. Niemand wollte uns zu Hause proben lassen, weil wir zu viel Krach gemacht haben. Ich habe nie an morgen gedacht. Ich bin nicht ehrgeizig, war ich noch nie.

Wie sind Sie später mit dem Erfolg von Deep Purple umgegangen?

Gillan: Du kannst lernen, wie man ein Musikinstr­ument spielt. Du kannst aber nicht lernen, wie man mit Erfolg umgeht. Mit dem Erfolg ändert sich plötzlich sehr viel in deinem Leben. Plötzlich hast du ein Model als Freundin. Dein Manager erzählt dir, dass du deine alten Freunde loswerden solltest, weil sie hässlich sind, nicht zu deinem Image passen und dein neues Leben ohnehin nicht verstehen würden.

Ihre Karriere neigt sich nun langsam dem Ende entgegen. Deep Purple befinden sich bereits auf ihrer AbschiedsT­our. Wissen Sie schon, was danach kommt?

Gillan: Wenn ich merken würde, dass meine Stimme nicht mehr mitspielt, würde ich sofort aufhören. So weit bin ich aber noch nicht.

Das hört sich so an, als ob das Ende von Deep Purple noch gar nicht richtig feststeht?

Gillan: Vor einigen Jahren hatten wir uns alle mit irgendwelc­hen Krankheite­n herumschla­gen müssen. Wir werden schließlic­h nicht jünger. Wir haben entschiede­n, von einer langen Abschieds-Tour zu sprechen. Wann diese genau endet, haben wir nicht festgelegt. Derzeit fühlen wir uns alle großartig und stark. ● Ian Gillan ist mit Unterbrech­un gen seit 1969 Sänger der Hard rock Formation Deep Purple. Der heute 73 Jährige sang Anfang der 60er Jahre bei The Javelins. Mit der Band hat er jetzt das Album „Ian Gillan & The Javelins“aufgenomme­n.

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Foto: Sven Hoppe, dpa

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