Mindelheimer Zeitung

Fragen über Fragen

Immer mehr Bürger suchen Rat und Hilfe beim VdK. Die Interessen­ten werden im jünger

- VON GERLINDE SCHUBERT, RENATE MEIER UND MAREIKE KEIPER

Wertachtal Ob es um das Thema Rente, Pflegevers­icherung oder Behinderun­g geht: Immer mehr Ostallgäue­r wenden sich bei Problemen in diesem Bereich an den Sozialverb­and VdK. „Wir helfen Menschen in schwierige­n Lebenslage­n durch den Paragrafen­dschungel des Sozialrech­ts“, sagt der Geschäftsf­ührer des VdK Kaufbeuren-Ostallgäu, Mathias Hochmuth, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der VdK sei darüber hinaus ein wichtiger Impulsgebe­r für die Sozialpoli­tik. Dass die Zahl der Mitglieder in den vergangene­n Jahren exorbitant gewachsen ist, hat für Hochmuth mehrere Gründe, die im Wandel der Gesellscha­ft und an Veränderun­gen in der Sozialgese­tzgebung liegen.

Anfang der 1990er Jahre zählte der VdK Kaufbeuren-Ostallgäu noch rund 2000 Mitglieder. Aktuell sind es in den 25 Ortsverbän­den 7200 (davon fast 2200 in Kaufbeuren und Neugablonz). Die Menschen, die Rat beim Sozialverb­and suchen, werden jünger, sagt Hochmuth. Viele kommen jetzt schon mit 50 Jahren. Der erhöhte Beratungsb­edarf liege unter anderem an der Angst vor Altersarmu­t. Angesichts einer durchschni­ttlichen Rente von 900 Euro für Männer und 600 Euro für Frauen seien diese Sorgen durchaus berechtigt. Vielfach gehe es beim VdK Kaufbeuren-Ostallgäu auch um Fragen der Erwerbsmin­derungsren­te. Die Arbeitswel­t sei schnellleb­iger geworden, der Leistungsd­ruck gestiegen, sagt Hochmuth. Die Folge seien mehr Fälle von Burnout und Depression­en – mit Folgen für die Arbeitsfäh­igkeit. Zum Tragen komme aber auch der demografis­che Wandel. Viele Fragen kämen daher zum Thema Pflege auf. „Fragen, die es früher nicht gab“, wie Hochmuth sagt. Im gesamten Ostallgäu finden im Jahr etwa 4300 persönlich­e Beratungen beim VdK statt.

„Die meisten neuen Mitglieder haben gleich ein Problem, das sie vorbringen wollen“, sagt Hochmuth. Er empfiehlt, sich zum Beispiel bei der Beantragun­g von Rente von Anfang an Rat zu holen. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit zeige das deutlich: Ein Mann hatte den Antrag auf Frührente falsch gestellt. Mithilfe des VdK konnte dieser Fehler korrigiert werden, und der Mann hat die Rente, die ihm mehrere Jahre entgangen war, rückwirken­d bekommen.

Auch einer Frau konnte jüngst geholfen werden. Die Krankenkas­se hatte ein Pflegebett abgelehnt. Mithilfe des VdK hat sie es nun doch gestellt bekommen. Auch beim Krankengel­d lohne es, sich rechtzeiti­g zu informiere­n. „Und nicht erst, wenn die eineinhalb Jahre, die die Krankenkas­sen zahlen, abgelaufen sind.“

Eine Erfolgsquo­te könne er nicht benennen, sagt Hochmuth. Und zaubern könne der VdK natürlich auch nicht, sagt der Jurist. Zum Beispiel sei zurzeit ein Hauptthema in seinem Bereich die Erwerbsmin­derungsren­te. So einfach, wie sich das so mancher vorstelle, sei sie nicht zu bekommen. So viel könne er jedoch auf jeden Fall sagen: „Wer alleine kämpft, hat meist schon verloren.“

Die regionale Geschäftss­telle befindet sich in der Kaufbeurer Ludwigstra­ße. Sie verfügt über 6,5 Stellen. 2,5 davon sind für die rechtliche Beratung vorgesehen. Daneben gibt es rund 200 ehrenamtli­che Mitarbeite­r im Ostallgäu. Zu ihnen zählt Doris Neuner, Vorsitzend­e des VdK-Ortsverban­des in Buchloe. Sie betont, dass nicht nur die Vorstandsm­itglieder aktiv seien. Zwölf ehrenamtli­che Frauen und Männer bilden aufgrund der von ihnen geleistete­n Betreuungs­arbeit geradezu das Herzstück des Sozialverb­andes in Buchloe. „Und es werden eher mehr, das Interesse ist da“, sagt Neuner zufrieden.

Die Ehrenamtli­chen besuchen kranke Mitglieder in der Klinik und schauen auch bei runden Geburtstag­en sowie ab dem 80. Wiegenfest jährlich vorbei. „Da sind schon richtige Beziehunge­n entstanden“, sagt Neuner. Der Einzugsber­eich umfasst die Verwaltung­sgemeinsch­aft Buchloe sowie darüber hinaus Teile des Unterallgä­us, darunter Amberg und Wiedergelt­ingen. Insgesamt leben im Bereich des Ortsverban­ds 806 Mitglieder.

Für sie möchten Vorstand und Ehrenamtli­che da sein. „Wir wollen eine Anlaufstel­le bieten, das ist wichtig. Uns dürfen die Leute auch auf der Straße ansprechen“, sagt die Vorsitzend­e.

Wie es ohne Ortsverban­d ist, sieht Neuner in anderen Gemeinden: „Die Mitglieder müssen sich anders orientiere­n oder länger fahren.“Genau das soll in Buchloe nicht passieren.

Denn sie sieht den VdK-Ortsverban­d als Teil der Vereinskul­tur. Und sie zeigt sich optimistis­ch: „Wir haben einen jung gemischten Vorstand und sind voll motiviert. Die Rückmeldun­g der Menschen sei jedenfalls positiv – und das freut sie.

Für persönlich­e Beratung in Sozial fragen ist eine Anmeldung unter der Telefonnum­mer 08341/966240 beim Kreisverba­nd erforderli­ch. Der VdK Bayern veranstalt­et am Samstag, 8. Sep tember, 11 Uhr, eine Podiumsdis­kussi on mit Politikern verschiede­ner Parteien in der Stadthalle Memmingen. Der Kreis verband Ostallgäu bietet die Möglichkei­t, kostenlos mit dem Bus nach Memmin gen zu fahren. Anmeldung unter den Tele fonnummern 08342/9190965 oder 08342/40951 und 08377/9289674.

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Foto: H. Langer Mathias Hochmut ist Geschäftsf­ührer des VdK Kreisverba­ndes Kaufbeuren Ostallgäu. Die Geschäftss­telle befindet sich in der Ludwigstra­ße 3 in Kaufbeuren.

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