Fragen über Fragen
Immer mehr Bürger suchen Rat und Hilfe beim VdK. Die Interessenten werden im jünger
Wertachtal Ob es um das Thema Rente, Pflegeversicherung oder Behinderung geht: Immer mehr Ostallgäuer wenden sich bei Problemen in diesem Bereich an den Sozialverband VdK. „Wir helfen Menschen in schwierigen Lebenslagen durch den Paragrafendschungel des Sozialrechts“, sagt der Geschäftsführer des VdK Kaufbeuren-Ostallgäu, Mathias Hochmuth, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der VdK sei darüber hinaus ein wichtiger Impulsgeber für die Sozialpolitik. Dass die Zahl der Mitglieder in den vergangenen Jahren exorbitant gewachsen ist, hat für Hochmuth mehrere Gründe, die im Wandel der Gesellschaft und an Veränderungen in der Sozialgesetzgebung liegen.
Anfang der 1990er Jahre zählte der VdK Kaufbeuren-Ostallgäu noch rund 2000 Mitglieder. Aktuell sind es in den 25 Ortsverbänden 7200 (davon fast 2200 in Kaufbeuren und Neugablonz). Die Menschen, die Rat beim Sozialverband suchen, werden jünger, sagt Hochmuth. Viele kommen jetzt schon mit 50 Jahren. Der erhöhte Beratungsbedarf liege unter anderem an der Angst vor Altersarmut. Angesichts einer durchschnittlichen Rente von 900 Euro für Männer und 600 Euro für Frauen seien diese Sorgen durchaus berechtigt. Vielfach gehe es beim VdK Kaufbeuren-Ostallgäu auch um Fragen der Erwerbsminderungsrente. Die Arbeitswelt sei schnelllebiger geworden, der Leistungsdruck gestiegen, sagt Hochmuth. Die Folge seien mehr Fälle von Burnout und Depressionen – mit Folgen für die Arbeitsfähigkeit. Zum Tragen komme aber auch der demografische Wandel. Viele Fragen kämen daher zum Thema Pflege auf. „Fragen, die es früher nicht gab“, wie Hochmuth sagt. Im gesamten Ostallgäu finden im Jahr etwa 4300 persönliche Beratungen beim VdK statt.
„Die meisten neuen Mitglieder haben gleich ein Problem, das sie vorbringen wollen“, sagt Hochmuth. Er empfiehlt, sich zum Beispiel bei der Beantragung von Rente von Anfang an Rat zu holen. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit zeige das deutlich: Ein Mann hatte den Antrag auf Frührente falsch gestellt. Mithilfe des VdK konnte dieser Fehler korrigiert werden, und der Mann hat die Rente, die ihm mehrere Jahre entgangen war, rückwirkend bekommen.
Auch einer Frau konnte jüngst geholfen werden. Die Krankenkasse hatte ein Pflegebett abgelehnt. Mithilfe des VdK hat sie es nun doch gestellt bekommen. Auch beim Krankengeld lohne es, sich rechtzeitig zu informieren. „Und nicht erst, wenn die eineinhalb Jahre, die die Krankenkassen zahlen, abgelaufen sind.“
Eine Erfolgsquote könne er nicht benennen, sagt Hochmuth. Und zaubern könne der VdK natürlich auch nicht, sagt der Jurist. Zum Beispiel sei zurzeit ein Hauptthema in seinem Bereich die Erwerbsminderungsrente. So einfach, wie sich das so mancher vorstelle, sei sie nicht zu bekommen. So viel könne er jedoch auf jeden Fall sagen: „Wer alleine kämpft, hat meist schon verloren.“
Die regionale Geschäftsstelle befindet sich in der Kaufbeurer Ludwigstraße. Sie verfügt über 6,5 Stellen. 2,5 davon sind für die rechtliche Beratung vorgesehen. Daneben gibt es rund 200 ehrenamtliche Mitarbeiter im Ostallgäu. Zu ihnen zählt Doris Neuner, Vorsitzende des VdK-Ortsverbandes in Buchloe. Sie betont, dass nicht nur die Vorstandsmitglieder aktiv seien. Zwölf ehrenamtliche Frauen und Männer bilden aufgrund der von ihnen geleisteten Betreuungsarbeit geradezu das Herzstück des Sozialverbandes in Buchloe. „Und es werden eher mehr, das Interesse ist da“, sagt Neuner zufrieden.
Die Ehrenamtlichen besuchen kranke Mitglieder in der Klinik und schauen auch bei runden Geburtstagen sowie ab dem 80. Wiegenfest jährlich vorbei. „Da sind schon richtige Beziehungen entstanden“, sagt Neuner. Der Einzugsbereich umfasst die Verwaltungsgemeinschaft Buchloe sowie darüber hinaus Teile des Unterallgäus, darunter Amberg und Wiedergeltingen. Insgesamt leben im Bereich des Ortsverbands 806 Mitglieder.
Für sie möchten Vorstand und Ehrenamtliche da sein. „Wir wollen eine Anlaufstelle bieten, das ist wichtig. Uns dürfen die Leute auch auf der Straße ansprechen“, sagt die Vorsitzende.
Wie es ohne Ortsverband ist, sieht Neuner in anderen Gemeinden: „Die Mitglieder müssen sich anders orientieren oder länger fahren.“Genau das soll in Buchloe nicht passieren.
Denn sie sieht den VdK-Ortsverband als Teil der Vereinskultur. Und sie zeigt sich optimistisch: „Wir haben einen jung gemischten Vorstand und sind voll motiviert. Die Rückmeldung der Menschen sei jedenfalls positiv – und das freut sie.
Für persönliche Beratung in Sozial fragen ist eine Anmeldung unter der Telefonnummer 08341/966240 beim Kreisverband erforderlich. Der VdK Bayern veranstaltet am Samstag, 8. Sep tember, 11 Uhr, eine Podiumsdiskussi on mit Politikern verschiedener Parteien in der Stadthalle Memmingen. Der Kreis verband Ostallgäu bietet die Möglichkeit, kostenlos mit dem Bus nach Memmin gen zu fahren. Anmeldung unter den Tele fonnummern 08342/9190965 oder 08342/40951 und 08377/9289674.