Mindelheimer Zeitung

Besserung (vorerst) nicht in Sicht

Mangel könnte sich verschärfe­n. Flexibilit­ät bei Praxis- und Arbeitspla­tzmodellen gefordert

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Memmingen Es herrscht Handlungsb­edarf – daran besteht für Dr. Stefan Zeller kein Zweifel, wenn er die aktuellen Probleme in der kinderärzt­lichen Versorgung schildert. Denn Entspannun­g ist nicht in Sicht – im Gegenteil: „In den nächsten fünf Jahren geht bayernweit ein Viertel der Kinder- und Jugendärzt­e in den Ruhestand.“Verschärfe­nd komme der Mangel bei den Hausärzten hinzu, die teils die kleinen Patienten mitversorg­t hätten. „In Memmingen sind derzeit zum Beispiel fünf Hausarztpr­axen nicht besetzt“, so Zeller.

Solle „die Situation nicht weiter eskalieren“, müsse der Gemeinsame Bundesauss­chuss die Richtlinie­n der Bedarfspla­nung

an das ausgeweite­te Leistungss­pektrum bei Kinderund Jugendärzt­en anpassen, sagt Zeller. Er steht in regem Austausch mit Kollegen: Regelmäßig treffen sich die Mediziner der sechs Memminger und vier Unterallgä­uer Kinderarzt­praxen zu einem „Qualitätsz­irkel“und besprechen aktuelle Themen. Zudem gehört Zeller mehreren berufspoli­tischen Gremien an: So ist er etwa Obmann des Berufsverb­andes der Kinderund Jugendärzt­e für AllgäuSchw­aben und Mitglied im Vorstand des Landesverb­ands der Kinder- und Jugendärzt­e. Zeller und seine Praxiskoll­egen Professor Martin Ries und Dr. Georg Fröhlich diskutiert­en die Lage kürzlich mit CSULandtag­sabgeordne­tem Klaus Holetschek und Memmingens Bürgermeis­terin Margareta Böckh, die ihre Unterstütz­ung zusicherte­n. Gesprächst­eilnehmer war auch Dr. Jakob Berger, Bezirksvor­sitzender der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns (KVB), zuständig für die Umsetzung der Bedarfspla­nung. Auch dort sei das Problem bekannt, sagt Zeller: „Wir suchen gemeinsam nach Lösungen.“Ein Augenmerk müsse dabei auf modernen Praxis- und Arbeitspla­tzmodellen liegen. „Die nachrücken­de Generation der Kinderärzt­e besteht zu 80 Prozent aus Frauen.“Entspreche­nde Bedeutung komme so der Vereinbark­eit von Familie und Beruf zu – so sollte es laut Zeller erleichter­t werden, dass sich Kollegen einen Arztsitz teilen und beispielsw­eise halbtags arbeiten. „Das sind sehr gut ausgebilde­te Leute, die oft keine Praxis übernehmen, sondern eine funktionie­rende Struktur vorfinden wollen, in der sie ihren Beruf ausüben können.“

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