Mindelheimer Zeitung

Die Heimat von Lotte, Henri und Lilifee

Peter Walter hat schon als Kind jeden kranken Vogel hochgepäpp­elt. Heute hat sich der Rentner seinen Traum erfüllt und lässt heute mit „Peters Kleintier-Zoo“in Türkheim Kinderherz­en höherschla­gen

- VON SABINE SCHAA SCHILBACH

Türkheim Die Straßen im Viertel stimmen auf Wildes ein, mit Wolfsgrabe­n und Fuchsweg. Doch hier im Höllweberw­eg, am nordwestli­chen Gemeindera­nd von Türkheim, gibt es keine wilden Tiere – sondern zahme, anzuschaue­n in Peters Kleintier-Zoo.

Peter Walter, Rentner, hat schon vor 30 Jahren angefangen, sich seinen Traum zu verwirklic­hen. Gegenüber von seinem Haus hat er das Freigehege langsam wachsen lassen. Heute leben dort die zwei Hängebauch­schweine Lotte und Henri, drei Kamerunsch­afe, drei Gänse, Hühner mit Gockel, zwei Laufenten, Tauben. Und vier Ziegen, darunter die kleine Lilifee, die sofort angelaufen kommt, wenn sie von Peter Walter gerufen wird. Und zwei Yorkshire-Hunde – aber die sind Familie und leben im Haus von Eva und Peter Walter.

„Tiere waren immer mein Höchstes“, erzählt Peter Walter auf die Frage, wie er zu seinem kleinen Zoo kam. Wenn man ihm zuhört, weiß man sofort, dass er für diese seine Leidenscha­ft lebt. Mit Herzblut. Dabei ist für ihn das Wichtigste, dass seine Tiere, die alle einen Namen haben, artgerecht leben können, soweit das in Gefangensc­haft möglich ist. Die Hängebauch­schweine haben ihre Suhle, die Ziegen einen erhöhten Ausguck, die Enten und Gänse ihr Planschbec­ken.

Als Kind hat er „jeden kranken Vogel hochgepäpp­elt, jeden verwaisten Igel mitgenomme­n“. Aufgewachs­en im Umkreis des Schuhgesch­äfts der Eltern, hat er sich auf den Bauernhöfe­n des Dorfes sein Wissen über Tiere angeeignet. Sein Kleintier-Zoo ist also die Erfüllung eines Kindheitst­raumes. Besucher dürfen daran teilnehmen: Es kommen Gruppen aus Kindergärt­en und Schulen, vor allem dann, wenn es Jungtiere gibt: das Erleben von Tieren als emotionale Ergänzung und auch als Gegengewic­ht zur Medienumwe­lt der Kinder.

Das alles ist privat. Privat sind auch die Kosten für seine Tiere, und privat ist die Arbeit, die anfällt. Ställe müssen gebaut werden, denn dort verbringen die Tiere die Nacht, sicher vor Fuchs und Marder. Die Wasserbeck­en müssen mit hohem Aufwand regelmäßig gereinigt werden.

Die Ställe wollen sauber gemacht, mit Kalk desinfizie­rt und mit Lagen von Sägemehl und Stroh wohnlich eingericht­et werden. Es gibt immer etwas zu reparieren, zu ersetzen oder neu herzuricht­en.

Die Arbeit ist das eine, die Kosten sind das andere. Heu und Stroh in kleinen Ballen vom Biobauern müssen bezahlt und hergeschaf­ft werden, und auch Hühnerfutt­er gibt´s nicht umsonst. Jetzt im Sommer werden Fallobst und Maiskolben gespendet, es gibt Lieferante­n von altem Brot und schrumpeli­gen Kartoffeln. Letztere aber müssen erst gekocht werden, bevor sie in den Trog von Lotte und Henri dürfen.

Allein mit dem Geld für´s Futter könnten sich seine Frau Eva und er „drei Wochen in Dubai in die Sonne legen“. Aber in Türkheim gibts derzeit auch genug Sonne und für die beiden ist es kein Verzicht, nicht mehr reisen zu können. Sie haben ja ihre Tiere.

Und sie haben die besten Eier der Welt fürs Frühstück. Davon profitiere­n auch Freunde und Nachbarn. Eier können gegen Gemüse aus anderen Gärten eingetausc­ht werden. Das viele Wasser, das für Reinigung, Bewässerun­g und Wasserbeck­en gebraucht wird, verursacht keine zusätzlich­en Kosten. Ein eigener Grundwasse­rbrunnen versorgt alle und alles.

Über jedes seiner Tiere kann Peter Walter Interessan­tes erzählen. Und er weiß viel. Wie sich seine Lieblinge, die Hängebauch­schweine Lotte und Henri, ins frische Stroh eingraben, bis nur noch die Schnauzens­pitze herausscha­ut. Wie die beiden nachts in ihrem Stall schnarchen, dass man es bis ins eigene Haus hört.

Dass sie sehr kluge Tiere sind, lernbegier­ig, und überhaupt - im Gegensatz zur vorherrsch­enden Meinung - absolut reinliche Tiere, mit festem Toilettenp­latz. Er erzählt, dass Kamerunsch­afe nicht geschoren werden brauchen, weil sie sich ihr Winterfell im Frühjahr selbst abschaben.

Und er sagt, dass ohne seine Frau Eva nichts ginge. Als er vor einiger Zeit nicht zuhause sein konnte, übernahm sie alle Aufgaben. Und wenn beide einmal das nicht mehr schaffen? „Dann werden wir für jedes Tier einen guten Platz finden.“

Die Kinder, die zu Besuch zum Kleintier-Zoo kommen, wissen, dass sie die Tiere nicht füttern dürfen. Besucher bleiben aus Sicherheit­sgründen hinter dem Zaun, aber es gibt für die Kinder genug Streichelg­elegenheit­en. Ziegen sind neugierige Tiere und lassen sich gerne durch den Zaun hindurch kraulen. Sie und die Hängebauch­schweine sind die Lieblinge der Kinder. So wie sie es auch für Peter Walter sind, seine Lotte, sein Henri und seine Lilifee.

„Für das Geld fürs Futter könnten wir uns auch drei Wochen in Dubai in die Sonne legen“Peter Walter und seine Frau Eva bleiben lieber in Türkheim und versorgen ihre Tiere

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Fotos: Sabine Schaa Schilbach Peter Walter in seinem Kleintier Zoo mit seinem Liebling, der Ziege Lilifee. In seinem Garten hat sich der Rentner einen Kindheitst­raum erfüllt.
 ??  ?? Zuverlässi­g wie ein Wachhund: Die drei Gänse schnattern los, wenn jemand dem Zaun um den Kleintier Zoo zu nahe kommt.
Zuverlässi­g wie ein Wachhund: Die drei Gänse schnattern los, wenn jemand dem Zaun um den Kleintier Zoo zu nahe kommt.
 ??  ?? Reinlich, klug und sehr anhänglich: die Hängebauch­schweine Lotte und Henri.
Reinlich, klug und sehr anhänglich: die Hängebauch­schweine Lotte und Henri.
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Hier fühlen sich Ziegen, Schafe und Gän se in einem großen Freigehege wohl.

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