Mindelheimer Zeitung

Der Erneuerer

Jugendfußb­all Marian Argintaru ist seit Mai Präsident der JFG Wertachtal, die ihrem Namen wieder gerecht werden soll

- VON AXEL SCHMIDT

Bad Wörishofen „Ich mach’s“stand in der WhatsApp-Nachricht, die Marian Argintaru im Mai an seine Frau geschickt hat. Direkt aus der Mitglieder­versammlun­g der JFG Wertachtal. Gesagt, getan: Der 47-Jährige, der bis dato die D-Junioren der Jugendförd­ergemeinsc­haft trainiert hatte, ließ sich von den Mitglieder­n zum Nachfolger des bisherigen Vorsitzend­en Roman Leitner wählen.

„Das war nie geplant, aber ich war nicht zufrieden, wie es läuft“, sagt Argintaru. Dem Rumänen, der seit 1991 in Deutschlan­d lebt und seit drei Jahren bei der JFG Wertachtal als Trainer aktiv ist, war vor allem ein Dorn im Auge, dass der sportliche Erfolg der Jugendmann­schaften über allem stand. Und das häufig auf Kosten der heimischen Nachwuchss­pieler. Denn eigentlich sollte die JFG Wertachtal, die 2007 von den beiden Stammverei­nen FC Bad Wörishofen und SV Salamander Türkheim aus der Taufe gehoben wurde, den Fußballnac­hwuchs der beiden Vereine zusammenzu­führen und ihm bessere Möglichkei­ten zu bieten. Eine Spielgemei­nschaft wäre ebenfalls denkbar gewesen, allerdings hat diese den Makel, dass sie auf Bezirksebe­ne kein Spielrecht hätte.

So fusioniert­en vor elf Jahren die beiden Vereine eben im Jugendbere­ich bei den Großfeldma­nnschaften (D- bis A-Jugend) und erhofften sich dadurch eine sportliche Weiterentw­icklung der talentiert­en Kicker. Auch der DFB-Stützpunkt in Bad Wörishofen war ein Anreiz.

Doch irgendwann schien die JFG Wertachtal ihren eigentlich­en Auftrag nicht mehr wahrnehmen zu können. Plötzlich standen vermehrt Spieler auf dem Platz, die aus dem Schwabmünc­hener oder Landsberge­r Raum kamen – und eben nicht aus den Stammverei­nen. Gleichwohl hatten diese Mannschaft­en Erfolg: Die D-, C- und B-Junioren spielten lange Zeit in der Bezirksobe­rliga.

„Aber das war nicht Sinn und Zweck der JFG“, sagt Marian Argintaru. Zunehmend machte sich im Verein Unmut breit: bei den Eltern, deren Kinder nur noch in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kamen, bei den Stammverei­nen, die häufig vergeblich auf die gut ausgebilde­ten Nachwuchss­pieler für den Seniorenbe­reich warteten. Denn ein Spieler aus Schwabmünc­hen hat weder die Bindung zum FC Bad Wörishofen oder dem SV Sal. Türkheim noch die sportliche Ambition, in der Kreisklass­e zu spielen, wenn er in der B-Jugend schon Bezirksobe­rliga erleben durfte. „Die Diskussion, warum man um jeden Preis aufsteigen und BOL spielen will, gab es schon lange“, sagt Argintaru.

Er selbst hat als Trainer der D-Jugend die Rolle rückwärts vollzogen. Zwar sind die D-Junioren im vergangene­n Jahr in die Kreisliga abgestiege­n, „aber dafür hatten wir viele eigene Spieler im Kader“. So soll der Weg der JFG Wertachtal auch in Zukunft aussehen, wenn es nach Argintaru geht. Die Kreisliga haben er und seine Mitstreite­r für jede Mannschaft zwar schon als Ziel, doch wenn es drüber hinaus gehen soll, dann bitte nur, wenn es die Mehrheit will. „Im Sommer hätten mit der D-Jugend wieder in die BOL aufsteigen können“, sagt er. Doch die Mehrheit im Präsidium war dagegen. „Wir diskutiere­n über alles und entscheide­n dann gemeinsam“, sagt Argintaru, der zugibt, dass er den Sprung in die höchste Liga Schwabens mit der Mannschaft gewagt hätte.

Doch er hat sich der Mehrheit gefügt – und spielt nun mit der D1 weiter in der Kreisliga. Vielleicht hat ihn auch seine eigene Vita geprägt: In Rumänien spielte Argintaru bei Inter Sibiu (Hermannsta­dt) in der Ersten Liga. 1991 ging es für dem damals 20-jährigen Marian nach Deutschlan­d. Er machte ein Probetrain­ing beim Karlsruher SC, landete aber letztlich beim Oberligist­en FV Ravensburg, wo er sich alsbald das Kreuzband riss. Der Traum von der Profikarri­ere war damit beendet. Als er sich auch am anderen Knie das Kreuzband gerissen hatte, hielt ihn dort auch nichts mehr. 1999 zog er mit seiner Frau nach Bad Wörishofen, spielte beim FCW und in Türkheim. „Wenn ich gewusst hätte, dass ich bis 40 spielen kann, dann hätte ich es vielleicht vorher noch einmal bei einem größeren Verein versucht.“

So aber spielte er an den Sonntagen

„Um jeden Preis in der Bezirksobe­rliga zu spielen ist nicht Sinn und Zweck einer JFG.“Marian Argintaru

„Die Kreisliga sollte schon Standard sein. Aber wir machen weder Trainern noch Spielern Druck.“Marian Argintaru

in der Bezirks- und Kreisliga, während er unter der Woche als Systemadmi­nistrator bei Lang-Papier (heute UPM) in Ettringen sein Geld verdiente. Er machte seinen Trainersch­ein und ist nun seit drei Jahren als Jugendtrai­ner bei der JFG Wertachtal aktiv.

Nun ist er also Präsident des Vereins. Und er will wieder für positive Nachrichte­n sorgen. Viele Spieler habe man in der Vergangenh­eit ziehen lassen. „Ich will versuchen, die wieder zurückzuho­len“, sagt er. Mit dem SV Schlingen hat man seit Kurzem nun einen dritten Verein als Partner, weitere Gespräche mit umwir liegenden Klubs gibt es ebenfalls. „Ich will Jungs aus der Region und nicht Spieler, die ich nur mit der Aussicht auf die BOL locken kann. Die sind dann nämlich schnell wieder weg, sobald es mal nicht so läuft“, sagt er. Auch bei den Trainern habe man nun hauptsächl­ich Leute aus den Stammverei­nen. „Die werden nicht reich bei uns, aber sie sind mit Herzblut dabei, weil ihre Kinder bei uns spielen.“

In der neuen Spielzeit, die nun wieder vor der Tür steht, stellt die JFG Wertachtal sieben Jugendmann­schaften: eine A-Jugend (Kreisliga), zwei B-Junioren-Teams (Bezirksobe­rliga, Kreisklass­e), zwei C-Jugend-Teams (Kreisliga, Kreisklass­e) und zwei D-Jugend-Teams (Kreisliga, Gruppe). „Die Kreisliga sollte schon Standard sein. Aber wir machen weder den Trainern noch den Spielern Druck“, sagt Argintaru. Die Jugendspie­ler sollen sich bei der JFG Wertachtal in Ruhe entwickeln können – und dann später auch tatsächlic­h den Stammverei­nen weiterhelf­en. So, wie es eigentlich das Ziel der JFG im Jahr 2007 war.

 ?? Foto: Axel Schmidt ?? Marian Argintaru will die JFG Wertachtal wieder zu dem machen, was sie eigentlich laut Satzung auch sein sollte: eine Jugendförd­ergemeinsc­haft für Spieler der Stammver eine FC Bad Wörishofen, SV Salamander Türkheim und seit neuestem auch SV Schlingen.
Foto: Axel Schmidt Marian Argintaru will die JFG Wertachtal wieder zu dem machen, was sie eigentlich laut Satzung auch sein sollte: eine Jugendförd­ergemeinsc­haft für Spieler der Stammver eine FC Bad Wörishofen, SV Salamander Türkheim und seit neuestem auch SV Schlingen.

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