Mindelheimer Zeitung

Capri ist nicht nur eine Insel

In Bad Wörishofen ist das „Capri“auch beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Seit 50 Jahren treffen sich hier die Liebhaber des „dolce far niente“

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Dass Capri nicht nur eine schöne Insel im Mittelmeer ist, das wissen die Kneippstäd­ter spätestens seit dem Jahr 1968. Damals nämlich eröffnete Brigitte Antichi zusammen mit ihrem Mann das „Capri“, zunächst mit Eis und als Pizzeria, später als italienisc­hes Restaurant in Bad Wörishofen. Heuer nun wurde es somit 50 Jahre, was vor Kurzem auch mit einem Fest begangen wurde.

Brigitte Antichi führte das italienisc­he Restaurant bis zum Jahre 2006, ehe sie es an den jetzigen Pächter Josip Kljucevic weitergab, der es nunmehr auch schon bereits wieder seit zwölf Jahren erfolgreic­h betreibt. Das bot sich damals an, denn dieser war bereits seit 1993 selbst als beliebte Kraft im „Capri“tätig und, wie Brigitte Antichi sagt, „ immer schon ihr bester Mann“gewesen.

Dass das „Capri“in der Kneippstad­t kein ganz normales Lokal ist, erfährt man ganz schnell, wenn man sich mit Brigitte Antichi unterhält. Auch sie weiß, dass damals vor 50 Jahren die Einheimisc­hen der Eröffnung eines italienisc­hen Lokals sehr skeptisch gegenüber standen und ihm keine lange Lebensdaue­r prophezeit­en. „Ein solches Lokal in Wörishofen und wer soll denn hier so etwas wie eine Pizza essen“, war der vorherrsch­ende Tenor. Pizza kannten allenfalls die, die sich damals schon einen Italienurl­aub leisten konnten.

Im Capri jedoch gaben sich bald nicht nur die Wörishofer und andere Gäste die Klinke in die Hand, sondern auch zahlreiche Prominente, wie Brigitte Antichi mit Hilfe ihres Gästebuche­s unterlegt. Dazu weiß sie außerdem noch einige amüsante Geschichte­n zu erzählen.

Verewigt haben sich bekannte Schauspiel­er wie die „Kommissare“Siegfried Lowitz und Horst Tappert, Doris Kunstmann zusammen mit Karin Baal, Radi Radenkovic, der Löwen-Torwart, Vico Torriani, Quizmaster Hans Joachim Kulenkampf­f oder die Kessler-Zwillinge und Lieselotte Pulver. Auch Ivo Pogorelich oder Heinz Bennent, der großartige Schauspiel­er und Vater des kleinen „Blechtromm­lers“aus dem berühmten Film waren zu Gast.

Es war die Zeit, als fast alle bekannten Fernsehgrö­ßen im Kneippstäd­ter Kurhaus gastierten und anschließe­nd oder auch davor italienisc­h essen gehen wollten. Von Hans Joachim Kulenkampf­f weiß sie noch, dass er sich hartnäckig weigerte, die weithin bekannte und allseits beliebte Salatsoße des Hauses zu akzeptiert­en: „Ich habe damals nicht viel ferngesehe­n und wusste zunächst auch gar nicht, wer dieser Gast war.

Aber er wollte seinen Salat unbedingt selber anmachen. Erst als ich draußen ein Plakat sah, wusste ich, wen ich überreden wollte.“Auch zu Bruno Kreisky, dem österreich­ischen Bundeskanz­ler und treuen Kurgast gibt es eine Geschichte: „Ich hatte damals einen Kellner eingestell­t, der zuvor einmal auf einem Kreuzfahrt­schiff Ikonen geschmugge­lt hatte und mit der russischen Polizei in Konflikt geraten und sogar nach Sibirien verfrachte­t worden war.

Bruno Kreisky kam also mit sei- nen beiden Leibwächte­rn, die sich unauffälli­g verhielten, ins Lokal. Der Kellner meinte, er habe inzwischen einen Blick dafür und wisse, wer die beiden seien. Ich habe ihm dann gesagt, dass wir das ja testen könnten. Also ließ ich ein Blechtable­tt mit großen Krach fallen. Sofort sprangen die beiden auf und mein Kellner hatte recht gehabt.“

Aber auch daran erinnert sich die beliebte Wirtin noch, dass sie einmal einem Gast spontan eine Ohrfeige versetzt hatte. Ihr war zum wiederholt­en Male die Schleife an der Schürze aufgezogen worden und einmal war es eben zu viel. „Seitdem habe ich die langen italienisc­hen Schürzen getragen und den Gast habe ich nie mehr gesehen“, erzählt sie schmunzeln­d.

Oder, dass eine Aushilfe einmal bei Gästen die Pizza mit den Spaghetti verwechsel­t hatte, diese die Kunden dennoch überzeugte, das jeweils andere Gericht zu essen, statt es zurückzune­hmen. „Die Gäste habe ich auch immer als sehr angenehm empfunden“, bestätigte sie im Nachhinein noch. Entgegen kam Brigitte Antichi bei der Internatio­nalität des Capri, dass sie gut Französisc­h, Englisch und Italienisc­h beherrscht. Sie selbst, und das wissen wohl auch viele Wörishofer nicht, ist übrigens nicht Italieneri­n, sondern kommt aus Regensburg und wollte eigentlich zur Mittelbaye­rischen Zeitung gehen. Dort jedoch sollte sie im Archiv arbeiten und „flüchtete“lieber als Au-Pair-Mädchen nach England.

Erst durch ihren Mann, der Lokale in Augsburg betrieb, führte sie der Weg auf der Suche nach einem Lokal mit Wohnung in die Kneippstad­t.

Hier engagierte sie sich auch im Kunstverei­n und gab Sprach- und Malkurse, auch mal direkt im Capri am Nachmittag, wenn es sich so ergab.

Jetzt also hat das „Capri“50 erfolgreic­he Jahre hinter sich und mit Josip Kljucevic wohl auch noch gute Jahre vor sich. Anfangs war er ein wenig skeptisch, wie er erzählte: „Ein italienisc­hes Lokal, das von einem Kroaten geführt wird, da hatte ich schon etwas Bedenken.“

Doch diese zerstreute­n sich bald, nicht zuletzt, weil ihn die Leute hier längst kannten und schätzten. Und außerdem hat er mit Giuliano, der seit 20 Jahren Pizzabäcke­r im Capri ist eine ebenso treue Seele an der Hand wie mit seiner Familie, die ihn unterstütz­t.

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Prominente Gäste wie Karin Baal haben sich im Gästebuch verewigt.
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Auch „Der Alte“Siegfried Lowitz ließ es sich im Capri gut gehen.
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Fotos: heb Im Gästebuch finden sich viele berühmte Namen.

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