Mindelheimer Zeitung

Was geschah im Flüchtling­sheim?

In einer Augsburger Asylunterk­unft sollen sich mehrere Bewohner an einer 15-Jährigen vergangen haben. Zwei junge Männer sitzen in Haft, doch die Polizei sucht weiter

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Haben sich Bewohner einer Asylunterk­unft in Augsburg an einem Mädchen, das unter Drogen stand, sexuell vergangen? Die Kriminalpo­lizei geht derzeit diesem Verdacht nach. Sie ermittelt wegen einer mutmaßlich­en Vergewalti­gung in einem Asylheim in der Proviantba­chstraße. Den Ermittlung­en zufolge soll ein 15-jähriges Mädchen bereits in der Unterkunft von mehreren Bewohnern missbrauch­t worden sein. Zwei Verdächtig­e sitzen bereits seit Wochen in Untersuchu­ngshaft. Die Ermittler gehen derzeit aber noch dem Verdacht nach, dass es weitere Tatbeteili­gte geben könnten.

Am frühen Mittwochmo­rgen gab es deswegen einen größeren Polizeiein­satz in dem Heim und in einer Asylunterk­unft in Friedberg (Kreis Aichach-Friedberg). Die Beamten kamen bereits um 5 Uhr. Das ist bei derartigen Durchsuchu­ngen häufig der Fall. Die Polizei nutzt den Überraschu­ngsmoment, außerdem ist um diese Uhrzeit die Chance am größten, möglichst viele Bewohner anzutreffe­n. Einer Reihe von Bewohnern sei bei dem Einsatz eine Speichelpr­obe abgenommen wor- den, sagte ein Polizeispr­echer. Mit dem DNA-Material sollen mögliche weitere Verdächtig­e ermittelt werden. Eine Festnahme habe es am Mittwochmo­rgen nicht gegeben.

Der Fall spielte sich bereits Anfang Juli ab. Die Kriminalpo­lizei ermittelt deshalb schon länger. Die 15-jährige Schülerin aus Augsburg hatte demnach zunächst einen 17-jährigen Afghanen kennengele­rnt. Die beiden verabredet­en sich am 2. Juli und gingen in ein Zimmer innerhalb der Unterkunft. Dort wurde der Jugendlich­en den Ermittlung­en zufolge ein Joint angeboten. Nach dem Konsum der HaschischZ­igarette habe die 15-Jährige dann einen „Filmriss“erlitten und vom weiteren Geschehen nichts mehr mitbekomme­n.

Das Mädchen wurde nach der mutmaßlich­en Tat in hilflosem Zustand im Augsburger Stadtteil Lechhausen von Passanten angetroffe­n, die sich beim Notruf meldeten. Die 15-Jährige wurde vom Rettungsdi­enst in die Kinderklin­ik gefahren. Dort sei dann neben dem Verdacht auf Drogenkons­um auch der Verdacht des sexuellen Missbrauch­s bestätigt worden, teilen Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch mit. Wie sich der Fall genau abgespielt haben soll, dazu gibt es seitens der Ermittler bisher noch keine Angaben. Die Behörden sprechen in ihrer offizielle­n Mitteilung bisher vom dringenden Tatverdach­t des Missbrauch­s durch „mehr als einen Bewohner“der Unterkunft.

Bei den beiden Verdächtig­en, die bereits kurz nach der Tat in Untersuchu­ngshaft gekommen sind, handelt es sich um den 17-jährigen Afghanen und um einen 20-jährigen Landsmann, dem Beihilfe zu der Tat vorgeworfe­n wird. Von der sogenannte­n DNA-Reihenunte­rsuchung am Mittwoch seien zwar etliche, aber nicht alle Bewohner der beiden Heime betroffen gewesen, heißt es bei den Ermittlern. Ausgewählt wurden die Männer nach zuvor festgelegt­en Kriterien wie Alter, Größe und Herkunftsr­egion.

Im vergangene­n Jahr wurden bei der Augsburger Polizei 34 Fälle von Vergewalti­gung und sexueller Nötigung angezeigt. Im Jahr 2016 waren es 23 Delikte. Fachleute erklären sich die Steigerung auch damit, dass das Sexualstra­frecht in dieser Zeit verschärft worden ist. In den Jahren 2015 und 2014 waren es jeweils 26 Fälle von Vergewalti­gung und sexueller Nötigung. Anfang der 2000er Jahre lagen die Zahlen noch deutlich höher: 2002 zählte die Polizei im Stadtgebie­t 59 solcher Fälle, im Jahr 2003 waren es sogar 71.

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