Bei Anruf Bus
Wer aufs Auto verzichten will, wird von Oktober an fast vor der eigenen Haustür abgeholt. Den Anfang macht der Raum Pfaffenhausen und Kirchheim. In Mindelheim ist es Mitte des Monats so weit
Landkreis Der öffentliche Nahverkehr im Unterallgäu ist wie meist auf dem flachen Land vor allem an Schultagen stark, wenn die Busse morgens und mittags flächendeckend unterwegs sind und die Kinder zur Schule bringen. In den Ferien und an den Wochenenden ist das Angebot dagegen sehr überschaubar. Wer etwas abgelegen auf einem Dorf lebt und aufs Auto verzichtet oder keines hat, tut sich schwer, von A nach B zu kommen. Im Oktober dürfen sich zumindest alle Einwohner in den Gebieten Kirchheim/Pfaffenhausen und Mindelheim/Dirlewang freuen: Der sogenannte Flexibus nimmt seinen Betrieb auf und sorgt für ein spürbar verbessertes Angebot.
Der Raum Kirchheim, Pfaffenhausen, Salgen, Oberrieden, und Eppishausen geht am 1. Oktober an den Start. Die Firma BBS Brandner Bus Schwaben Verkehrs GmbH wird dann mit Kleinbussen, die Platz für bis zu acht Fahrgäste bieten, Menschen von 6 bis 19 Uhr auf Anforderung befördern. Auch ein bis zwei Rollstuhlplätze sind in den Bussen vorhanden. An den Wochenenden geht es morgens um 7 Uhr los und endet am Abend um 18 Uhr. Es gibt keinen festen Fahrplan, sondern ein Rufsystem.
Das Besondere dabei: Die Busse fahren fast bis vor die Haustüre. „Niemand muss weiter laufen als maximal 200 Meter“, sagt Wolfgang Steber, dessen Unternehmen Steber- Tours den Raum Mindelheim, Unteregg, Stetten, Kammlach, Apfeltrach und Dirlewang bedient. Im Raum Mindelheim und Dirlewang wird es 209 Haltestellen geben. Sie werden mit kleinen Schildern markiert, die die Arbeiter der Bauhöfe an Verkehrszeichen oder Straßenlaternen anbringen werden, sagt Steber.
Das Unterallgäu ist ein Autolandkreis. 700 Fahrzeuge kommen auf 1000 Einwohner. Dass der öffentli- che Nahverkehr nie so punktgenau sein kann wie eine Fahrt mit dem eigenen Pkw, macht Josef Brandner deutlich. Für den Flexibus wurde ein Wabensystem entwickelt. Ein oder zwei Orte bilden eine Wabe. Wer mehrere solchen Waben durchfahren will, um etwa von Eppishausen nach Pfaffenhausen befördert zu werden, muss mehr bezahlen, als wenn er nur eine kürzere Fahrstrecke wählt. Der Preis beginnt bei 2,20 Euro für eine einfache Fahrt innerhalb einer solchen Wabe. Neun Euro kostet es, wenn acht Gebiete durchfahren werden. Es gibt auch Sechserfahrkarten.
Der Flexibus versteht sich als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten. Die Schiene deckt die Strecke in Ost-West-Richtung und nach Norden ab. Daneben gibt es die Buslinien, etwa zwischen Türkheim und Bad Wörishofen oder zwischen Mindelheim und Kaufbeuren oder zwischen Mindelheim und Krumbach. Dort verkehren die Busse im Stundentakt, allerdings nicht abends und an den Wochenenden.
Der Flexibus bietet vor allem jenen mehr Mobilität, die keinen Führerschein haben oder wegen ihres Alters nicht mehr hinters Steuer sitzen. Wolfgang Steber sagt, rund ein Drittel der Mindelheimer ist älter als 65 Jahre. „Diese Menschen brauchen ein Angebot“. Wenn es gelingt, 150 bis 200 Fahrgäste pro Tag zum Umsteigen auf den Flexibus zu bewegen, geht Steber von einem Erfolg aus.
Den Flexibus gib es im Nachbarlandkreis Günzburg bereits seit 2009 beziehungsweise 2012. Die positiven Erfahrungen haben den Landkreis Unterallgäu und die beteiligten Gemeinden veranlasst, das Angebot auch aufs Unterallgäu auszuweiten.
In den kommenden Tagen will Steber kräftig die Werbetrommel rühren und Aufklärungsarbeit leisten. Diesen Sonntag und Montag wird das Unternehmen auf dem Herbstmarkt in Mindelheim vertreten sein. Am Dienstag, 18. September, 19.30 Uhr, sind alle Geschäftsleute, Firmenvertreter, Ärzte und Apotheker ins Forum eingeladen. Aber auch jeder andere ist willkommen, betont Steber. An dem Abend könnten auch Ideen entwickelt werden, wie die Betriebe von dem neuen Angebot profitieren können.