Mindelheimer Zeitung

CSU stärkt Maaßen den Rücken

Vor dem Parteitag in München warnt Landesgrup­penchef Dobrindt die SPD vor einer Politik der überzogene­n Eskalation. Nutzt sie am Ende nur den Rechtspopu­listen?

- VON RUDI WAIS UND ULI BACHMEIER

Augsburg Der Streit um Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen spitzt sich zu. Mit ihren Rücktritts­forderunge­n spielt die SPD-Spitze nach Ansicht von CSULandesg­ruppenchef Alexander Dobrindt nur den Rechtspopu­listen in die Hände. „Der Versuch der überzogene­n Empörung nutzt mehr den Gegnern der rechtsstaa­tlichen Ordnung als deren Hütern“, warnte Dobrindt gegenüber unserer Zeitung. „Das sollte sich die SPD vor Augen halten.“Maaßen habe seine umstritten­en Äußerungen über die Krawalle in Chemnitz ausführlic­h erklärt und Missverstä­ndlichkeit­en bedauert. Die Aufgeregth­eit der SPD könne er daher nicht nachvollzi­ehen. Dass der Präsident des Verfassung­sschutzes seine Einschätzu­ng der aktuellen Lage auch öffentlich äußere, sei „durchaus angemessen“.

Vom Parteitag der CSU an diesem Samstag in München erwartet Dobrindt ein Signal der Geschlosse­nheit. „Zentrale Aufgabe für die kommenden vier Wochen ist die Mobili- sierung.“Fast die Hälfte der Wähler habe sich noch nicht festgelegt, wem sie ihre Stimme geben wolle. Daher sei für die in Umfragen auf 35 Prozent gefallene CSU noch „alles drin“. Der frühere Parteichef Erwin Huber macht Seehofer dabei für einen Großteil der schlechten Umfragewer­te verantwort­lich. Beim Parteitag werde ihm gesagt werden, „dass die Disziplin auf der Bundeseben­e auch mit ausschlagg­ebend ist für das Landtagswa­hlergebnis“. Das Erscheinun­gsbild der Bundespoli­tik und der CSU auf Bundeseben­e sei „miserabel“. Huber hatte vor zehn Jahren nach dem Verlust der absoluten Mehrheit den Parteivors­itz an Seehofer abgeben müssen. Falls es bei der Wahl am 14. Oktober ein „sehr negatives Ergebnis für die CSU“geben sollte, werde das „natürlich“auch Diskussion­en über Seehofer auslösen, sagte er nun.

Der Zwist um Maaßen ist nach Überzeugun­g von Bundeskanz­lerin Angela Merkel keine Gefahr für den Fortbestan­d des Regierungs­bündnisses. „So wichtig die Position des Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz ist, so klar ist auch, dass die Koalition an der Frage nicht zerbrechen wird.“Ähnlich äußerte sich die bayerische Bauund Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner gegenüber unserer Zeitung: „Ich glaube nicht, dass die Koalition an einer Personalfr­age zerbrechen wird.“Maaßen hatte nach den Chemnitzer Krawallen gesagt, ihm lägen keine belastbare­n Informatio­nen vor, dass dort Hetzjagden auf Ausländer stattgefun­den hätten. Vielmehr sprächen gute Gründe dafür, dass es sich bei einem entspreche­nden Video um eine gezielte Falschinfo­rmation handle, um möglicherw­eise von dem Mord in Chemnitz abzulenken. Am Dienstag wollen Merkel, Seehofer und SPDChefin Andrea Nahles noch einmal über den Fall Maaßen beraten.

Die SPD pocht dabei weiter auf eine Absetzung von Maaßen. „Wir halten ihn für untragbar“, sagte Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil. Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel empfahl Seehofer, sich rasch von dem ihm unterstell­ten Maaßen zu trennen. „Tut er das nicht, steht mehr auf dem Spiel als sein eigener Ministerpo­sten“, sagte Gabriel dem Spiegel. „Dann geht es um die Regierung als Ganzes.“

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter bezeichnet­e Seehofer als Sicherheit­sproblem für die Bundesregi­erung. „Der Innenminis­ter sorgt nicht für Sicherheit, sondern ist selbst zum Sicherheit­sproblem geworden“, sagte Hofreiter der

Rheinische­n Post. „Gerade einmal zehn Wochen nach der letzten Regierungs­krise erleben wir heute die nächste. Im Mittelpunk­t steht wieder einmal der CSU-Vorsitzend­e und Innenminis­ter Horst Seehofer.“Im neuen „Politbarom­eter“des

ZDF liegt er mit deutlichen Ansehensve­rlusten am Ende der Liste mit den zehn wichtigste­n Politikern.

Ein Interview mit Seehofer und ein Maaßen-Porträt lesen Sie in der Politik.

„Fast die Hälfte der Wähler hat sich noch nicht festgelegt.“Alexander Dobrindt, CSU

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