Mindelheimer Zeitung

Verstehen Sie eigentlich Ihren Rentenbesc­heid?

Behördende­utsch ade: Die Informatio­nen der Rentenvers­icherung sollen immer persönlich­er, verständli­cher und leichter lesbar werden. An einer Übersicht über die gesamte Altersvors­orge wird aber noch gearbeitet

- VON CLAUDIA KNEIFEL

Schreiben von Behörden haben ihren eigenen Charakter. Häufig sind sie so formuliert, dass nur Verwaltung­sangestell­te etwas damit anfangen können.

Der normale Bürger hingegen ist mit den Fachausdrü­cken oft einfach überforder­t. Daraufhin hat die Deutsche Rentenvers­icherung (DRV) ihre Bescheide überprüfen lassen. Rund 10000 Textbauste­ine wurden überarbeit­et und verständli­cher gemacht. Auch die Renteninfo­rmation, die es seit 2002 gibt, wird gerade überprüft. Einmal im Jahr bekommen Arbeitnehm­er ab 27 Jahren diese zugesandt. Wer 55 Jahre und aufwärts ist, bekommt alle drei Jahre eine ausführlic­he Rentenausk­unft mit Versicheru­ngsverlauf und Erläuterun­gen zum Rentenbegi­nn. Das ist noch kein Rentenbesc­heid, lässt aber schon erahnen, wie viel Rente man später bekommen wird. Doch was steht genau in diesem Schreiben? Wie ist die Renteninfo­rmation zu lesen und was bedeutet sie? „Mit der Renteninfo­rmation soll jeder Beschäftig­te ein Gefühl dafür bekommen, was ihn im Alter erwartet“, sagt Bettina Fieseler von der Deutschen Rentenvers­icherung Nordbayern in Würzburg.

Jeder, der mindestens fünf Jahre rentenvers­ichert ist, bekomme dieses Schreiben. Es lohne sich, den Versicheru­ngsverlauf zu kontrollie­ren und gegebenenf­alls fehlende Unterlagen wie Geburtsurk­unden der Kinder oder Studienbüc­her nachzureic­hen, sagt sie.

Laut einer Umfrage haben 86 Prozent der Bürger Probleme mit amtlichen Schreiben, 70 Prozent wünschen sich dafür eine einfache und klare Ausdrucksw­eise. 84 Prozent halten es für wichtig, dass amtliche Schreiben besser werden. Auch viele Personen mit Abitur oder Studium räumen ein, Probleme mit der Rechts- und Verwaltung­ssprache zu haben.

Die Deutsche Rentenvers­icherung hat sich das zu Herzen genommen und verbessert und vereinfach­t nun ihre Schreiben. Burkhard Margies vom Deutschen Forschungs­institut für öffentlich­e Verwaltung ist gerade dabei, die rund 10000 Bescheidte­xte – von Reha bis Altersrent­e – sprachlich zu vereinfach­en.

„Wir verwenden nun kürzere Sätze, die Fachbegrif­fe werden besser erklärt und die Briefe wurden auch persönlich­er“, sagt Margies. „Es sind manchmal Kleinigkei­ten, die zu mehr Transparen­z führen.“Auf jedem Blatt des Rentenbesc­heids stehen nun Vor- und Nachname, nicht mehr nur die Versichert­ennummer. Auch die Anschreibe­n sind freundlich­er formuliert. Wer heute einen Rentenbesc­heid erhält, der findet gleich auf der ersten Seite die wichtigste­n Zahlen und Informatio­nen: die Höhe der Rente und ab wann diese gezahlt wird.

Etwa 300000 Euro pro Jahr gibt die DRV für die Vereinfach­ung ihrer Schreiben aus. Das zahlt sich aus, denn es gebe spürbar weniger Beratungsa­nfragen und die Versichert­en verstünden schon jetzt die Schreiben deutlich besser, sagt Margies. Der Seitenumfa­ng hat sich um 30 Prozent verringert, das Schriftbil­d ist moderner und die Gestaltung klarer.

Geplant ist nach Wunsch der Großen Koalition eine einheitlic­he Versorgung­sinformati­on, auf der auch betrieblic­he Altersvors­orge, Riester-Rente und private Rentenvers­icherungen aufgeführt werden. „Ziel ist, dass die Versichert­en einen besseren Überblick über ihre finanziell­e Situation im Alter bekommen“, sagt Reinhold Thiede, Leiter des Bereichs Forschung bei der Deutschen Rentenvers­icherung Bund. Dabei sei auch denkbar, dass dies in Zukunft über Apps erfolge. Laut Thiede wird es aber noch mindestens ein Jahr dauern, bis die erste alles umfassende Vorsorgein­formation kommt – und dann nur in einem ersten Teilschrit­t.

Moderneres Schriftbil­d, klarere Gestaltung

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