Die Gelbe Tonne kommt schon jetzt
Vor der Haustür abgeholt werden die Verkaufsverpackungen erst ab Januar. Warum der Gelbe Sack ausgedient hat
Unterallgäu Die Tage des Gelben Sacks im Landkreis Unterallgäu sind nun endgültig gezählt: Ab 1. Januar müssen die Bürger mit den bisher darin gesammelten Verpackungen nicht mehr zum Wertstoffhof fahren, sondern entsorgen Joghurtbecher, Dosen, Getränkekartons und dergleichen lose über eine Gelbe Tonne. Diese wird dann wie Restmüll-, Biooder Altpapiertonne vor der eigenen Haustür geleert. Bezahlen müssen sie für diesen Service nichts, wie Edgar Putz, Leiter der Kommunalen Abfallwirtschaft des Landkreises, betont. Ab Ende September werden die neuen Tonnen ausgeliefert, geleert werden sie ab Januar alle vier Wochen. Die genauen Termine für jede Gemeinde werde die Abfallwirtschaft rechtzeitig bekanntgeben.
Für den Umstieg vom bisherigen Bring- auf ein Holsystem gibt es laut Putz mehrere Gründe: Zum einen läuft zum Jahresende die Vereinbarung mit den Dualen Systemen, den Betreibern der Rücknahmesysteme für Verpackungen, aus. Umweltausschuss und Kreistag haben sich deshalb bereits im vergangenen Jahr mit der Frage beschäftigt, wie es ab 2019 mit der Entsorgung von Verpackungen im Unterallgäu weitergehen soll – und sprachen sich wie berichtet für die Einführung der Gelben Tonne aus. Der Gelbe Sack im Bringsystem habe sich wegen Änderungen im Verpackungsgesetz nicht mehr angeboten, so Putz.
Hinzu kommt, dass sich immer wieder Bürger bei der Abfallwirtschaft nach dem komfortableren Holsystem erkundigt und sich auch in einer repräsentativen Bürgerbefragung mehrheitlich dafür ausgesprochen haben: 59 Prozent der Befragten wollten die Gelbe Tonne, 79 Prozent gaben an, sie zu nutzen, wenn sie angeboten wird.
Laut Putz bietet die Gelbe Tonne zudem eine Reihe weiterer Vorteile: Laut einer Studie des Bifa Umweltinstituts können bis zu 527 Tonnen CO2 eingespart werden, wenn die Leichtverpackungen abgeholt und nicht mehr von den Bürgern selbst zu den Wertstoffhöfen gebracht werden. Das entlastet nicht nur die Umwelt, sondern auch all jene, die die Gelben Säcke nicht selbst wegbringen konnten – sei es, weil sie nicht mehr mobil sind oder sich die Öffnungszeiten des Wertstoffhofs nicht mit den Arbeitszeiten in Einklang bringen lassen. Und zu guter Letzt erhofft sich der Landkreis, durch die Abholung noch mehr Wertstoffe einsammeln zu können als bisher. 2012, als die Bürger den Verpackungsmüll noch getrennt zum Wertstoffhof bringen mussten, wurden 12,22 Kilogramm pro Einwohner erfasst. Fünf Jahre später waren es mit dem Gelben Sack bereits 18,62 Kilogramm pro Einwohner. Bayernweit lag die Sammelmenge jedoch zuletzt bei mehr als 20 Kilogramm Leichtverpackungen pro Einwohner. „Das wollen wir natürlich auch schaffen“, so Putz.
In den vergangenen Monaten hat die Abfallwirtschaft mit den Dualen Systemen die Details für das Unterallgäu ausgehandelt. Das Ergebnis: Die Gelbe Tonne kommt ab 1. Januar 2019, zudem können an sieben Sammelstellen im Landkreis weiterhin Verkaufsverpackungen abgegeben werden. Und: Styropor kann auch weiterhin zu allen 23 Wertstoffhöfen im Landkreis und zur Umladestation in Breitenbrunn gebracht werden – genau wie beispielsweise Altpapier, verpackungsfremde Kunststoffe und Altbatterien, betont Putz.
Verteilt wird die Gelbe Tonne nun in den kommenden Wochen als 240-LiterGefäß beziehungsweise 1100
Liter fassende Großbehälter an alle Haushalte, Wohnanlagen und Firmen, die eine Restmülltonne angemeldet haben – insgesamt rund 52000 Stück. Damit beauftragt haben die Dualen Systeme die Firma WRZ Hörger GmbH & Co. KG mit Sitz in Sontheim an der Brenz, die auch in Stetten eine Niederlassung hat. Damit jeder Haushalt rechtzeitig
eine Gelbe Tonne bekommt, werden die neuen Behälter bereits ab Ende September verteilt.
Als „sportliche Herausforderung“bezeichnet Putz die verbleibende Zeit zwischen dem Ende der Verhandlungen mit den Dualen Systemen und dem notwendigen Start der Gelben Tonne im Januar. Weil die Zeit drängt und weil sich die Mehr- heit der Bürger in der Befragung die Tonne gewünscht hat, habe man bewusst auf ein Anmeldeverfahren verzichtet. „Anders wäre die Verteilung bis Januar nicht zu bewältigen“, so Putz.
Was aber, wenn man gar keine Gelbe Tonne möchte? In diesem Fall müsse man dies der Firma WRZ Hörger bis 28. September mitteilen, so Putz. Dann werde die Tonne gar nicht erst ausgeliefert. Die Verpackungen trennen müsse man in diesem Fall aber trotzdem – und sie weiterhin selbst zum Wertstoffhof bringen. Ab Januar dürfen noch sieben statt der bisher 24 Sammelstellen im Kreisgebiet die Verkaufsverpackungen annehmen: die Wertstoffhöfe in Babenhausen, Bad Wörishofen, Legau, Markt Wald, Mindelheim und Ottobeuren sowie die Umladestation in Breitenbrunn. „Das war nicht einfach durchzusetzen“, betont Putz. Die Dualen Systeme hätten es nämlich lieber gesehen, wenn die Verpackungen ausschließlich über die Gelbe Tonne entsorgt würden. Wem diese zu groß ist, dem rät Putz, sich möglicherweise mit dem Nachbarn zusammenzutun und gemeinsam eine Tonne zu nutzen.
Er geht davon aus, dass an den Wertstoffhöfen im Landkreis künftig deutlich weniger los sein wird als bisher. „Aber genutzt werden sie auch in Zukunft. Schließlich gibt man zum Beispiel Elektroaltgeräte, verpackungsfremde Kunststoffe, und an vielen Wertstoffhöfen auch Grüngut und Altholz weiterhin dort ab.“
Im Kurbereich von Bad Wörishofen werden Restmüll- und Biotonne am Tag der Leerung vom Grundstück abgeholt und anschließend wieder zurückgestellt. Für die Gelbe Tonne wird es diesen Vollservice jedoch nicht geben. Hintergrund ist, dass die Gelbe Tonne organisatorisch in der Verantwortung der privatwirtschaftlich organisierten Dualen Systeme liegt und diese einen Vollservice nicht anbieten. Diese Lücke kann aber auch der Landkreis nicht schließen, da es sich um kein Erfassungssystem des Landkreises handelt“, erklärt Putz.