Mindelheimer Zeitung

Ein echter Goldbube

Die Familie Lein hat Goldbube selbst gezüchtet und aufgezogen. Die ersten Hinderniss­e in der Karriere des Pferdes waren aber nicht die Sprünge im Parcours

- VON LEONIE KÜTHMANN

Wiedergelt­ingen Wenn Anton Lein senior den Stall betritt, schauen alle Pferde auf und drücken die Nüstern an die Boxentüren: „Unsere Pferde sind nur ein bisschen verzogen“, sagt Anton Lein junior und lacht, während sein Vater jedem Pferd ein paar Äpfel in den Trog wirft und Athena Grande, eines der Erfolgspfe­rde der Familie Lein, krault.

Ja, sie seien alle etwas verzogen. Einer genießt jedoch einen Sonderstat­us: Goldbube, ein 16-jähriges Bayerische­s Warmblut. Der Wallach wurde von den Leins gezüchtet und aufgezogen. „Er gehört also zur Familie und darf sich deswegen auch ein bisschen mehr erlauben als die anderen“, erzählt Anton Lein junior. Der 22-Jährige hat einen Großteil seines Lebens mit Goldbube verbracht.

„Wir haben ihn selbst angeritten – später hatten wir dann für eine Weile eine Bereiterin“, erzählt Anton Lein junior. Weggeschic­kt zu einem Trainer hätten sie den Wallach aber nie, er lebt schon immer in Wiedergelt­ingen. Obwohl Goldbube in jungen Jahren kein einfaches Pferd war, stand es nicht nur Debatte, ihn zu verkaufen: „Man entwickelt eben eine ganz andere Bindung, wenn man das Pferd selbst gezogen hat – ich habe Goldie im wahrsten Sinne des Wortes als Fohlen aus der Mutterstut­e rausgezoge­n“, erzählt Lein senior.

Goldbube war ein Spätzünder, der anfangs niemanden aufsteigen ließ: „Sobald man oben saß, war alles gut – man kam aber eben nicht rauf“, erzählt Lein senior. Aber Goldbube genoss eben einen Sonderstat­us, er konnte es sich erlauben, frech zu sein. Ein bisschen sei dafür aber auch die Abstammung verantwort­lich, mutmaßt Lein senior: „Da ist schon viel Blut dabei.“Pferde mit höherem Vollblutan­teil in der Abstammung gelten als etwas „heißer“als solche, die vorrangig Warmblutli­nien auf dem Papier haben.

Mittlerwei­le hat sich der Wallach aber zum erfolgreic­hen Springpfer­d gemausert. Die Erfolglist­e von Anton Lein junior und dem Wallach ist lang: mehrfacher Schwäbisch­er Meister Springreit­en in den Altersklas­sen Junioren/Junge Reiter, Bayerische­r Vizemeiste­r Junioren, Teilnahme Deutsche Jugendmeis­terschaft. Aber nicht nur national, sondern auch internatio­nal haben der 22-Jährige und der Wallach Platzierun­gen in S**-Springen und Siege in S*-Springen geholt. Erst kürzlich, im Juni, siegte Lein im S*-Springen im oberpfälzi­schen Kreuth mit „Goldbube“und sicherte sich mit Athena Grande den zweiten Platz.

Trainiert wird Anton Lein von seinem Vater, manchmal darf auch die jüngste Tochter Johanna „Goldbube“reiten. Ein Familienmi­tglied, das sich nicht für Pferde interessie­rt? Gibt es bei den Leins nicht. Dass „Goldbube“nach seiner Springkarr­iere weiterhin zur Familie gehört, steht schon fest. „Wenn alles gut läuft, werden wir ihn aber sicher noch ein, zwei Jahre springen“, schätzt der 22-jährige Anton Lein.

So auch am kommenden Wochenende – in Buchloe-Honsolgen wollen Goldbube und Anton Lein wieder an den Start gehen. Das Ziel? „Gut reiten“, sagt der 22-Jährige. „Die beste Platzierun­g bringt nicht viel, wenn man nicht gut geritten ist“, fügt sein Vater hinzu.

„Sobald man oben saß, war alles gut. Man kam aber eben nicht rauf.“Anton Lein sen.

 ?? Foto: Leonie Küthmann ?? Sie kennen sich von klein auf: Anton Lein jun. und sein Pferd Goldbube sind seit 16 Jahren unzertrenn­lich – und haben zahlreiche Erfolge im Springreit­en gefeiert. Am Wo chenende gehen sie in Buchloe Honsolgen in den Parcours.
Foto: Leonie Küthmann Sie kennen sich von klein auf: Anton Lein jun. und sein Pferd Goldbube sind seit 16 Jahren unzertrenn­lich – und haben zahlreiche Erfolge im Springreit­en gefeiert. Am Wo chenende gehen sie in Buchloe Honsolgen in den Parcours.

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