Mindelheimer Zeitung

Mit Schwung auf die Zielgerade

Ein knappes Jahr hat der aktuelle Opel Corsa nur noch vor sich. Zum Abschluss gibt es das Sport-Modell GSi. So fährt es sich

- VON MICHAEL GEBHARDT

Eine lange Laufzeit ist dem aktuellen Opel Corsa nicht gegönnt: Seit Ende 2014 läuft die aktuelle Generation erst vom Band, und nächstes Jahr soll schon wieder Schluss sein. Dann kommt der Nachfolger, der reichlich französisc­he Gene in sich trägt und ein enger Verwandter des KonzernBru­ders Peugeot 208 wird.

Bevor mit dem Modellwech­sel auch die Produktion vom thüringisc­hen Eisenach ins spanische Saragossa wechselt, wollen die Rüsselshei­mer aber noch mal kräftig auf den Putz hauen. Das Problem dabei: Das über 200 PS starke OPC-Modell ist bereits der jüngsten Verschärfu­ng der Abgasnorme­n zum Opfer gefallen. Also legt Opel für mindestens 19960 Euro ein neues SportModel­l mit dem Traditions-Kürzel GSi am Heck auf.

Wie schon beim Anfang des Jahres eingeführt­en Insignia GSi, hat Opel sich auch beim Corsa intensiv um Fahrwerk, Lenkung und Optik gekümmert, den Motor aber unberührt gelassen. Heißt: Anders als bei den Kraftmeier­n vom Schlag eines VW Polo GTI oder Fiesta ST schlummert im nur als Dreitürer erhältlich­en Corsa GSi ein alter Bekannter: Der Vierzylind­er-Turbobenzi­ner mit 150 PS, der für gut 2000 Euro auch ohne GSi-Ausstattun­g erhältlich ist. Der schöpft aus seinen 1,4 Litern Hubraum maximal 220 Newtonmete­r, dreht lustvoll bis auf über 6000 Touren hoch, zieht im mittleren Drehzahlbe­reich kräftig durch und hakt „Null auf hundert“in unter neun Sekunden ab. Dass das zum Spaßhaben völlig ausreicht, steht außer Frage. Ein GSi-Plus von zehn, fünfzehn PS wäre zwar nett, dürfte sich aber eher im Verkaufsge­spräch oder am Stammtisch positiv auswirken und nicht auf der Straße.

Dass der GSi im Alltag dynamische­r ist als die Normalo-Corsas, liegt am Unterbau: Hier darf der OPC zumindest in Teilen weiterlebe­n, das straffere Fahrwerk und die direktere Lenkung stammen aus dem Sport-Modell und erlauben deutlich mehr Querdynami­k als die Basis-Ausführung.

Mit reichlich Schwung lässt sich der vier Meter lange Kleinwagen in die Kurve werfen, ohne dass er sich dabei stark zur Seite neigt; kraftvolle­s Rausbeschl­eunigen quittiert er mit kernigem Gebrummel, nicht aber mit quietschen­den Reifen oder einer ruckelnden Lenkung. Traktionsp­robleme sind dem kleinen Frontkratz­er genauso fremd wie lästiges Untersteue­rn, das ESP muss nur selten regulieren­d eingreifen.

Dass er bei all der Sportlichk­eit auch noch guten Komfort bietet, liegt an den speziellen mechanisch­en Stoßdämpfe­rn, die dank einer ausgefeilt­en Ventiltech­nik je nach Belastung härter oder weicher werden – fast wie adaptive Systeme, nur ganz ohne Elektronik.

Damit er die Bodenhaftu­ng nicht verliert, fährt der Corsa GSi mit Heckspoile­r vor; der ist nötig um den Auftrieb zu minimieren. Dass er damit auch noch sportlich ausschaut, ist hier „nur“Nebeneffek­t. Die schwarze Querleiste auf der Motorhaube, das Wabenmuste­r im Kühlergril­l, die wuchtigen Seitenschw­eller, die Außenspieg­el in Karbon-Optik oder das Chrom-Endrohr gehen dagegen als Kriegsbema­lung durch, passen aber gut zu dem kleinen Giftzwerg und sind weit davon entfernt, prollig zu wirken. Innen sorgen auf Wunsch RecaroSpor­tsitze (circa 2000 Euro) für guten Seitenhalt und athletisch­es Flair; serienmäßi­g sind Alu-Pedale, ein Sportlenkr­ad und der lederbezog­ene Schaltknau­f an Bord.

Letzterer könnte durchaus noch etwas besser in der Hand liegen, und obwohl Opel die Schaltwege des fluffigen Sechsgang-Handschalt­ers schon verkürzt hat, könnte das Getriebe ruhig noch etwas knackiger sein.

 ?? Foto: Opel ?? Gelber Giftzwerg: Opel schärft nach und bringt den Corsa GSi mit 150 PS.
Foto: Opel Gelber Giftzwerg: Opel schärft nach und bringt den Corsa GSi mit 150 PS.

Newspapers in German

Newspapers from Germany