Mit der „Ente“zum Entenrennen
Die „Neue Meile“in Bad Wörishofen wurde zur Automeile mit ungewöhnlichen Schätzen. Eine Premiere gab es zudem am Wörthbach – und einen Ansturm der Schaulustigen gleich mit dazu
Bad Wörishofen „Fahren wir mit der Ente oder mit dem Auto zur Oldtimershow nach Bad Wörishofen“, fragte Hans-Peter Börner seine Frau Snaigute. Die entschied sich ohne lange zu überlegen für ihr Geburtstagsgeschenk, einen „Citroen 2 CV6“, der anno 1981 das Licht der Welt erblickte. „Mit ein bischen Glück kommen wir mit deinem Spaßauto und auch wieder nach Hause“, frotzelte der Ehemann seine bessere Hälfte. Sie kamen an und ihr „rollendes Schätzchen“wurde, wie 140 andere edle Karossen aus den Jahren von 1917 bis 1988 von vielen tausend Besuchern bestaunt.
Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen flanierten Liebhaber klassischer Fahrzeuge scharenweise durch die Fußgängerzone. Sehr zur Freude von Günter und Florian Lerf, die zusammen mit den Aktiven Einzelhändlern und den Autohäusern SchäferWaibl, Jäckle und Rösch die „Neue Meile“organisiert hatten, die zur „Automeile“wurde. Bummeln, Einkaufen und Staunen war angesagt. Oldie-Fans staunten vor allem über einen sportlichen Tourenwagen namens „American La France, der im Jahre 1917 in New York gebaut wurde und 130 Kilometer schnell ist. „Dieses gute Stück habe ich komplett restauriert und wieder zum Laufen gebracht“erzählt Jürgen Baumberger aus Ottobeuren. „Wenn ich den Motor anlasse, rührt sich was“, lacht der Besitzer.
Ein echter Hingucker auch ein „Volvo-Coupé vom Typ P1800“. Mit diesem Modell ging schon James Bond, alias Roger Moore auf Verbrecherjagd. Viel bewundert auch in zwei hellen Grüntönen lackiertes „BMW-Coupé“aus dem Jahre 1958 mit dem Susanne und Klaus Jansen aus Memmingen vorfuhren. „In dieser Farbkombination gibt es dieses Modell nur zwei mal“, informierten sie.
Viel her machte auch ein 1973 geborener „Bentley Corniche“, der oft in einem Atemzug mit Rolls Royce“genannt wird. „Bei diesem Fahrzeug spricht man nicht über PS oder Verbrauch“, scherzt Werner Zimmermann. Viel Aufsehen erregte auch ein knallroter Oldie namens „De Tomaso Pantera GT 58“aus dem Jahre 1986. „Von diesem Modell gibt es nur 199 Stück“, weiß Horst Geiß aus Landsberg. Den Schalk im Nacken gibt er zu: „Der Flitzer gehört meiner Frau, ich bin nur der Beifahrer, sprich Hansl“.
Und während die Besitzer historischer, fahrbarer Untersätze, wie auch die von Youngtimern mit Besuchern fachsimpelten und sie auf Wunsch auch schon mal unter die Motorhaube schauen ließen, demonstrierte Feuerwehr-Kommandant Peter Eichler den Einsatz einer Rettungsschere, mit der bei Unfällen eingeklemmte Personen befreit werden. Keine Oldtimershow ohne fetzige Musik, Tanz und Akrobatik. Dafür sorgten unter anderem die Rock’n’Roll-Gruppe Memphis, die Menkinger Gardemädels aus Schwabmünchen, die Tänzerinnen Stamm-Kneipp-Vereins, die Band „B12“und Klaus Ammann mit seinem Orchester. Für das leibliche Wohl der Oldie-Fans sorgte ein Foodtruck.
Und schließlich die Prämierung der Fahrzeuge, die Bürgermeister Paul Gruschka vornahm: Einen Pokal für das seltenste Fahrzeug, einen „Goggo TL 300 – von diesem Prototyp gibt es nur zwei Exemplare weltweit – räumte Basti Müller ab. Ausgezeichnet wurde auch Jürgen Baumberger aus Ottobeuren, der mit dem ältesten Wagen punktete. Das originellste Auto, eine „BMWIsetta mit Ein-Achs-Anhänger des Baujahres 1960 stellte Andreas Neuwirth aus München vor. Prämiert wurde am Ende noch das seltenste Cabrio, ein Porsche Speedster 356, Baujahr 1955, das Silvia Keller fährt.
Erstmals bekamen die historischen auf Hochglanz polierten Oldtimer ersthafte Konkurrenz. 3780 nummerierte Plastikenten stahlen ihnen zeitweise die Schau. Ein Lkw kippte die gelben Tiere beim Guggerhaus in den Wörthbach. Von dort schwammen sie bis zum Wasserrad, wo sie von fleißigen Helfern in einem Trichter aufgefangen wurden. Viele tausend Zaungäste verfolgten am Wörthbach entlang der Fußgängerzone die Schwimmkünste der Enten und empfingen sie am Ziel mit lautem Beifall. Bei dem vom Rotary-Club Bad Wörishofen erstmals organisierten Badeentendes Rennen für einen sozialen Zweck winkten den Siegern Preise im Gesamtwert von 1 000 Euro. Die Enten waren nummeriert. Wer die Nummern der schnellsten Enten auf seiner Teilnahmekarte hatte, dem war ein Preis sicher. Verlost wurden zudem 2000 „süße“Trostpreise. Nicht zuletzt lockten auch Bad Wörishofens Einzelhändler am „verkaufsoffenen Sonntag“mit Angeboten. Wer beim Entenrennen nichts gewonnen hatte, konnte auf diese Weise doch noch eine schöne Erinnerung aus Bad Wörishofen mit nach Hause nehmen.
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