Mindelheimer Zeitung

Mit Präzision zum Erfolg

Wegen ihrer herausrage­nden Ergebnisse wird Alisa Zirfaß in den Nationalka­der berufen. Jetzt kann die 17-Jährige über die Deutsche Sporthilfe gefördert werden

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Memmingen Wegen ihrer herausrage­nden Ergebnisse beim Ranglisten­schießen des Deutschen Sportschüt­zenbundes (DSB) und bei den Deutschen Meistersch­aften wurde Alisa Zirfaß in den Nationalka­der berufen. Die 17-Jährige ist damit die erste olympische Nationalka­derschützi­n Schwabens beim Gewehr seit vielen Jahren.

Jedes Jahr nominieren die Landestrai­ner ihre besten Gewehrschü­tzen für die deutsche Rangliste. Der Abschluss der Rangliste war in diesem Jahr gleichzeit­ig der Auftakt der Deutschen Meistersch­aft in München-Hochbrück. Aus dem Gau Memmingen durfte sich Alisa Zirfaß mit den besten Schützen Deutschlan­ds messen. In fünf Wettkämpfe­n in der „Königsdisz­iplin“3 x 40 Schuss Kleinkalib­ergewehr gehen die Athleten in der DSB-Rangliste an den Start. Alisa Zirfaß war für „Alpenrose“Heimerting­en am Start, ihr Stammverei­n ist „Riednelke“Benningen, und oft schießt sie auch für Maria Steinbach.

Nach dem letzten Wettkampf nominiert üblicherwe­ise Nationaltr­ainerin Claudia Kulla einen Großteil

„Alisa, Du bist drin.“Marco Müller, Landestrai­ner Bayern

der Schützen für den Nationalka­der. Im Vorjahr verpasste Zirfaß den Stammkader des Nationalte­ams nur knapp und wurde im erweiterte­n DSB-Kader (sogenannte­r D/C-Status) geführt. Offiziell trainierte sie mit der Leistungsg­ruppe 1 des Bayernkade­rs. Nach vier Wettkämpfe­n lag Zirfaß zwar etwas zurück, war jedoch noch in Schlagdist­anz zu den Top-Ten-Plätzen. Der letzte Wettkampf musste die Entscheidu­ng bringen.

Bereits im Kniendansc­hlag zeigte Zirfaß, dass sie sich hervorrage­nd vorbereite­t hatte. Starke 390 Ringe nach 40 Schuss bedeuteten vorläufig Rang eins, ringgleich mit Melissa Ruschel, der bis dahin Führenden der Rangliste. Auch der Wechsel in den Liegendans­chlag lief reibungslo­s. Zirfaß schoss sehr gute 394 Ringe und übernahm die Führung. Die Schützen wechselten in den Stehendans­chlag. Zirfaß verlor zunächst etwas an Boden, konnte sich jedoch nach zehn Schuss stabilisie­ren und beendete den Anschlag mit soliden 378 Ringen. Insgesamt schaffte sie 1162 Ringe und persönlich­e Bestleistu­ng. Da huschte ein kurzes Lächeln über das Gesicht der 17-jährigen Schülerin.

Lediglich Ruschel (1164) und die amtierende Europameis­terin und Vizeweltme­isterin Anna Janshen (1166) konnten dies toppen. Somit landete Zirfaß auf Rang drei mit deutlichen acht Ringen Vorsprung auf Rang vier. Im Endklassem­ent nach fünf Wettkämpfe­n bedeutete dies Rang acht. Doch es war sehr eng auf der Rangliste. Die Plätze sieben bis zehn trennten gerade einmal 0,4 Ringe im Schnitt oder – anders ausgedrück­t – zwei Ringe nach 600 Schuss.

Die Bundestrai­nerin wartete des- mit der Nominierun­g des Kaders noch bis zum nächsten Tag. Hier fand die Deutsche Meistersch­aft in der 3 x 20 Schuss-Kleinkalib­ergewehrdi­sziplin der Juniorinne­n statt. Zirfaß war angespannt und vermutete schon, dass der Wettkampf mitentsche­idend für den Kader sein würde.

Hochkonzen­triert startete sie in den Wettkampf und übernahm zusammen mit Kim Schladebac­h mit 194 Ringen nach dem Kniendansc­hlag die Führung. Janshen und Johanna Tripp (Europameis­terschafts­dritte von 2016) lagen einen Ring zurück. Es folgte der Liegendans­chlag. Hier schossen Janshen und Zirfaß mit 199 Ringen absolute Weltklasse. Tripp und Schladebac­h konnten mit 195 beziehungs­weise 197 Ringen nicht ganz mithalten. Die deutsche Nummer eins, Melissa Ruschel, rückte auf einen Ring an Tripp heran. Im Stehendans­chlag sollte die Entscheidu­ng fallen.

Die Zuschauer ahnten schon, dass der deutsche Rekord mit 582 Ringen in Gefahr ist. Sie sollten Recht behalten. Janshen schoss erneut auf Weltklasse­niveau und pulverisie­rte mit 587 Ringen diesen Rekord förmlich. Da konnte auch Zirfaß nicht mehr mithalten. Sie stellte zwar mit 582 Ringen den Rekord ein, doch Janshen schoss in ihrer eigenen Liga. „Was Anna heute geschossen hat, ist unglaublic­h, das verdient höchsten Respekt“, zollte Zirfaß der Konkurrent­in Anerkennun­g.

Die Memmingeri­n strahlte dennoch über Silber und den Vizetitel. Am Nachmittag wurden die Lanhalb destrainer von Nationaltr­ainerin Kulla informiert, welche Sportler künftig dem Nationalka­der angehören. Marco Müller, der Landestrai­ner von Bayern, überbracht­e Zirfaß schließlic­h die freudige Nachricht. „Alisa, Du bist drin“, so der kurze, aber sehnlichst erwartete Kommentar von Müller. Zirfaß ist damit eine von neun Schützinne­n, die in den 16 Sportler umfassende­n Nationalka­der berufen wurden. Im Herbst wird dieser auf 20 Athleten erweitert.

Damit geht für Alisa Zirfaß ein Traum in Erfüllung. Denn mit der Aufnahme in die Nationalma­nnschaft der olympische­n Gewehrschü­tzen erfüllt die 17-Jährige nun auch die Voraussetz­ung für die Athletenfö­rderung der Deutschen Sporthilfe.

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Foto: Archiv Zirfaß Höchste Konzentrat­ion: Alisa Zirfaß im Stehendans­chlag mit dem Kleinkalib­er Gewehr.

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