Mindelheimer Zeitung

Söder hält die AfD für rechtsextr­em

Im Interview erklärt der Ministerpr­äsident seinen Kurswechse­l im Umgang mit den Rechtspopu­listen

- VON MICHAEL STIFTER der

München Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder will die AfD im Endspurt des Landtagswa­hlkampfes deutlich härter bekämpfen als bisher. Im Interview mit unserer Redaktion bezeichnet der CSU-Politiker die Partei als „zunehmend rechtsextr­em“und begründet seinen Kurswechse­l vor allem mit den Ereignisse­n in Chemnitz, wo AfDPolitik­er gemeinsam mit NPD, Pegida und gewaltbere­iten Hooligans Seite an Seite marschiert seien. Für Söder steht fest, dass der heftig umstritten­e Rechtsauße­n Björn Höcke inzwischen „die dominante Figur“in der AfD sei. Lange hatte sich die CSU im Umgang mit den Rechtspopu­listen sehr zurückgeha­lten, um es sich nicht mit der eigenen Klientel zu verscherze­n. Sogar als die neue Konkurrenz am rechten Rand im vergangene­n Jahr mit CSU-Ikone schlechthi­n in den Bundestags­wahlkampf zog und „Franz Josef Strauß würde AfD wählen“auf ihre Plakate druckte, blieb die CSUSpitze mehr oder weniger stumm. Ein Fehler? Diese „Propaganda“hätte man nicht ignorieren sollen, sagt Söder heute und stellt klar: „Strauß hätte die AfD bekämpft. Das werden wir in diesem Wahlkampf auch noch sehr klar sagen.“

Die Vermutung, dass seine späte Kampfansag­e etwas mit den schlechten Umfragewer­ten der CSU zu tun haben könnte, weist der Spitzenkan­didat zurück: „Ich handle hier nicht aus taktischen Gründen, sondern aus ernsthafte­r Überzeugun­g“, sagt er in unserem Interview und fügt hinzu: „Es geht jetzt darum, Haltung zu zeigen“– zumal hinter der Alternativ­e für Deutschlan­d eine europäisch­e und internatio­nale Bewegung stehe. „Mein Eindruck ist übrigens auch, dass es die Bevölkerun­g positiv findet, dass wir uns klar und unzweifelh­aft abgrenzen.“Das wichtigste Mittel gegen Verschwöru­ngstheorie­n ist für Söder, „zu zeigen, dass die Demokratie funktionie­rt und der Staat handlungsf­ähig ist“.

Der Ministerpr­äsident hat keinen Zweifel daran, dass AfD-Spitzenleu­te wie Björn Höcke und Alexander Gauland mehr im Sinn haben, als politische­n Krawall zu machen. „Die AfD ist nicht einfach eine Protestpar­tei. Die AfD hat einen Plan“, warnt er. Deren Überwachun­g hält Söder deshalb für angebracht: „Wenn die AfD das demokratis­che System insgesamt infrage stellt, ist es richtig und notwendig, dass unser Verfassung­sschutz da künftig noch genauer hinschaut.“

Allerdings will Söder nicht die Partei als Ganzes, sondern lediglich einzelne Akteure ins Visier nehmen. Das halte er für effektiver, denn einzelne Personen könnten sich nicht so einfach einer Beobachtun­g entziehen. Organisati­on dagegen könnten sich auflösen, neu formieren oder einfach umbenennen. Die Vorstellun­g des Ministerpr­äsidenten lautet: „Der Verfassung­sschutz schaut ganz konkret auf einzelne Akteure und ihre Kontakte zur NPD, zu Pegida oder zu Hooligans. Wir sagen den Leuten: Passt auf, mit wem ihr euch einlasst.“

Selbstkrit­isch äußert sich Söder hinsichtli­ch des von ihm verwendete­n Begriffs „Asyltouris­mus“. „Als ich gemerkt habe, dass Worte die Diskussion überlagern, habe ich als Einziger in Deutschlan­d Kritik angenommen und erklärt, dass ich dieses Wort nicht mehr verwenden werde.“

Im Interview in der Politik erfahren Sie auch, wie der Amtsinhabe­r die Stimmung im Landtagswa­hlkampf erlebt und was sein Mittel gegen den Stress ist.

„Es geht jetzt darum, Haltung zu zeigen.“Markus Söder

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