Mindelheimer Zeitung

Schützenkö­nig mit neuem Ziel

Peter Inselkamme­r ist als Wirtesprec­her einer der wichtigste­n Männer auf der Wiesn. Von seinem legendären Vorgänger setzt er sich ganz bewusst ab

- Stephanie Lorenz

Des is so guad, des kannt von mir sei. So einen Satz wird man von Peter Inselkamme­r eher nicht hören. Während sein Vorgänger Toni Roiderer das Amt des Wirtesprec­hers auf der Wiesn bayerisch-selbstbewu­sst ausführte und mit markigen Sprüchen ganz München unterhielt, herrscht mit Inselkamme­r seit November ein neuer Stil. Sachliche Argumentat­ion statt deftige Ansagen. Ruhe statt holterdiep­olter. Der 48-Jährige, stets adrett im Trachtenja­nker, spricht mit Bedacht und meist mit einem Lächeln.

Roiderer, sagt er, habe „halt einfach eine gute Schlagfert­igkeit gehabt, an guten Witz, an guten Humor“. Aber: Den müsse man auch verstehen. Da geht Inselkamme­r lieber kein Risiko ein, vor allem nicht im ersten Jahr als Wirtesprec­her. Er will von allen verstanden werden. Wenn es darum geht, Gespräche zu führen, dann „lass ma mal an erster Stelle an Humor weg, simma vielleicht bissl diplomatis­cher“, sagt er.

Immerhin vertritt er 14 große Wiesn-Zelte. Das bedeutet vor allem viel Kommunikat­ion: mit Behörden, der Stadtverwa­ltung, den kleinen Wiesn-Wirten, Schaustell­ern und der Presse. Es geht dann um so Dinge wie den Bierpreis, die Zeltpacht und die Sicherheit auf der Wiesn. Wichtig ist ihm auch, gegen teure Tischreser­vierungen im Internet vorzugehen. Es soll ein Volksfest bleiben, das sich jeder leisten kann.

Schließlic­h stiefelte der kleine Peter aus Bad Tölz früher selbst mit Mama Peppi und Papa Peter senior über das Oktoberfes­t. So wie er es heute mit seiner Frau Katharina und den vier Kindern macht. Auch wenn die in einem Alter seien, in dem sie allein auf die Wiesn gingen, sagt er, sei es spaßig, gemeinsam etwas zu fahren. Gerne Fünferloop­ing, Wilde Maus oder Teufelsrad. Und im Kettenkaru­ssell hält er sich nicht etwa fest, sondern dirigiert im Wellenflug die Marschmusi­k aus den Lautsprech­ern mit. „Aber ich fahre nicht gern Geisterbah­n“, gesteht er und lacht sein breites, offenes Lachen, bei dem sich seine blauen Augen zu freundlich­en Schlitzen verengen. Gänsehaut bekommt er, wenn die Blaskapell­en zu Füßen der Bavaria ihr Standkonze­rt spielen. Oder er die Begeisteru­ng der Leute sieht, sobald das erste Bier fließt. Obwohl er selbst eher Radler trinke. Und was gibt’s dazu? „Die Klassiker“, sagt er. Hendl, Kartoffels­alat. Schweinsha­xen.

Seit gut 20 Jahren lebt er in München. Inselkamme­rs Familie ist an der Augustiner-Brauerei beteiligt, besitzt die Brauerei Aying und Immobilien. Er selbst betreibt ein Hotel, diverse Gaststätte­n und auf dem Oktoberfes­t das Armbrustsc­hützenzelt, das seine Eltern 1990 übernommen hatten. Dort finden während der Wiesn die deutschen ArmbrustMe­isterschaf­ten statt. Manchmal nimmt er das Gewehr noch selbst in die Hand. „Ich treff sogar ab und zu was“, sagt er – immerhin war er bis vor kurzem Schützenkö­nig bei der Armbrustsc­hützengild­e. Jetzt gilt seine ganze Aufmerksam­keit der Wiesn.

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Foto: dpa

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