Mindelheimer Zeitung

Lebensmitt­elskandal in Landsberg?

Die Verbrauche­rschutzorg­anisation Foodwatch wirft der Firma Lutz Fleischwar­en Hygienemän­gel vor. Der Betrieb geht in die Offensive und sagt, alle Mängel seien behoben

- VON CHRISTINA HELLER UND GERALD MODLINGER Spiegel

Landsberg Die Vorwürfe der Verbrauche­rschutzorg­anisation Foodwatch wiegen schwer: Beim Wurstwaren­hersteller Lutz Fleischwar­en in Landsberg soll es Hygienemän­gel gegeben haben. Die Mängel sind genau in den Protokolle­n eines Lebensmitt­elkontroll­eurs nachzulese­n, die Foodwatch dem zur Verfügung gestellt hat und die über desse Internetse­ite einsehbar waren. Dort ist zu lesen: „Am Fensterbre­tt ist Schwarzsch­immel“, „Die Abteilung ist schlecht gereinigt, die Maschine nur grob. Es liegt sogar noch eine Wurst in der Maschine“, „Hinter der Backkammer ist eine Pfütze mit trübem, stinkendem Wasser“, „Die Bänder der Weißwurstm­aschine sind fettig, schmierig und es haftet Petersilie an“. Vom Oktober 2017 bis zum Februar 2018 überprüfte der Kontrolleu­r die Firma nach Angaben von Foodwatch 41 Mal. Immer wieder fand er Mängel, die er dem Landratsam­t Landsberg meldet. Das Landratsam­t ist für die Kontrolle des Betriebs zuständig. Doch die Behörde verhängte keine und informiert­e die Öffentlich­keit nicht, kritisiert Foodwatch.

Warum? Dazu wollte das Landratsam­t gestern nichts sagen. Im Laufe des Freitags wollen sich die zuständige Abteilungs­leiterin für Veterinär- und Gesundheit­swesen, Sarah Honegg, und der Chef des Veterinära­mts, Michael Veith, äußern.

Lutz Fleischwar­en war sofort für eine Stellungna­hme verfügbar. Nach der Insolvenz der Firma im April 2017 übernahm die Zur-Mühlen-Gruppe, die wiederum mit dem Tönnies-Konzern verbunden ist, im Oktober 2018 das Werk in Landsberg. Tönnies sagt zu den Vorwürfen: Die Firma weise die Vorwürfe schwerer Hygienemän­gel zurück. „Das ist eindeutig falsch. Jeder, der den Betrieb in Landsberg kennt, weiß das“, sagt Sprecher André Vielstädte. Zudem läge Foodwatch eine Erklärung des Landratsam­tes vor, in der es heißt: Die Mängel seien „aus Sicht der Überwachun­gsbehörde nicht gravierend, sondern in der Regel geringfügi­ge Verstöße, die unmittelba­r vom Betrieb abgestellt wurden“.

So argumentie­rt auch Markus EiBußgelde­r cher, ebenfalls Pressespre­cher bei Lutz Fleischwar­en. „Uns waren die Mängel des Prüfers bekannt und wir haben darauf reagiert.“Weil die Firma wusste, dass Foodwatch Beanstandu­ngen hat, habe sie die Organisati­on eingeladen, sich ein Bild zu machen und die Kontrollbe­richte im Detail zu besprechen. Die Organisati­on habe die Einladung jedoch nicht angenommen.

Foodwatch bemängelt schon seit langem den Umgang der bayerische­n Behörden mit Hygienemän­geln in Lebensmitt­elbetriebe­n und fordert, dass die Öffentlich­keit bei jeder Beanstandu­ng informiert werden sollte. Auch Unternehme­nssprecher Eicher ist für eine möglichst transparen­te Informatio­n der Öffentlich­keit. Er sagt aber auch: „Die Meldungen müssen dann auch eingeordne­t werden können.“So seien etwa die Pfützen, die der Kontrolleu­r in seinem Protokoll festgehalt­en habe, deshalb bräunlich, weil in dem Betrieb geräuchert werde. „Dadurch lagern sich Partikel im Wasser ab“, erklärt Eicher. Ein Lebensmitt­elkontroll­eur wisse so etwas, beim Verbrauche­r entstehe aber schnell ein falscher Eindruck.

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Archiv: dpa Die Firma Lutz Fleischwar­en, die zum Tönnies Konzern gehört, ist ins Visier von Ver brauchersc­hützern geraten. Sie werfen ihr Hygienemän­gel vor.

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