Mindelheimer Zeitung

Der Airbus Bolzen, der aus dem Drucker stammt

Der Luftfahrt-Konzern stellt immer mehr Teile in 3D-Technik her. Auch das Donauwörth­er Werk mischt mit

- VON STEFAN STAHL

Donauwörth/Augsburg/Varel Der europäisch­e Airbus-Konzern druckt immer mehr Teile für Flugzeuge aus. Hier kommen 3D-Drucker ins Spiel. Mit der Technik wird Material Schicht für Schicht aufgetrage­n. So lassen sich dreidimens­ionale Gegenständ­e erzeugen. „Wir zählen die verschiede­nen Teile bei Airbus nicht mehr genau, die wir ausdrucken. Aber es sind einige hundert“, sagt Detlev Konigorski, Innovation­s-Manager des Konzerns.

Ob Plastik, Titan und künftig auch zunehmend Aluminium: Der von Franzosen und Deutschen dominierte Konzern ist in der Lage, mit verschiede­nen Materialie­n zu arbeiten. Bisher werden überwiegen­d kleinere Gegenständ­e wie etwa Halterunge­n, die zwischen der Kabine und der Außenhaut eines Flugzeugs angebracht sind, hergestell­t. „Noch ist der 3D-Druck bei uns nicht voll industrial­isiert“, erläutert Konigorski. Doch das Verfahren bringt schon heute zumindest bei einigen Anwendunge­n deutliche Vorteile gegenüber herkömmlic­hen Produktion­smethoden wie der Zerspanung. Denn es lassen sich manche Baugruppen leichter und damit spritspare­nder und umweltfreu­ndlicher herstellen – und das oft auch kostengüns­tiger. Die Sicherheit steht in der Luftfahrtb­ranche natürlich immer an erster Stelle. Daher müssen die im 3Druck-Verfahren produziert­en Teile die in der Luftfahrti­ndustrie übliche, zeitaufwen­dige Zertifizie­rung durchlaufe­n.

Die neue Technik zieht nun in die Hallen vieler Standorte des europäisch­en Luftfahrt-Riesen ein. Heute wird in Donauwörth bei Airbus Helicopter­s der Startschus­s für die Produktion von Bauteilen im industriel­len 3D-Druckverfa­hren gegeben. Dabei entstehen für die Türen des Airbus-Langstreck­en-Flugzeugs A350M Verriegelu­ngswellen, eine Art komplexer Bolzen.

An dem nordschwäb­ischen Standort werden Türen und Tore für alle Airbus-Flugzeugpr­ogramme gebaut. In dem Bereich arbeiten rund 800 der etwa 7000 Beschäftig­ten des vor allem für seine Hubschraub­er bekannten Werkes. Die Verriegelu­ngswellen entstehen aus Titan-Pulver. Dabei schmelzen vier Laser-Strahlen das Pulver und bauen Schicht für Schicht die Teile auf. Der Clou ist dabei: Dadurch entstehen Formen, die aus deutlich weniger Material bestehen und damit leichter, aber genauso stabil wie herkömmlic­he Bauteile sind. Und wirtschaft­lich ist das neue Verfahren auch: In einem Druckvorga­ng können bis zu 28 Verriegelu­ngswellen produziert werden. Die Serienfert­igung soll Anfang 2019 beginnen. Ein Jahr später heben dann wohl die ersten Bauteile im A350 ab.

Die Experten der Airbus-Tochter Premium Aerotec sind aber die 3D-Druck-Pioniere in dem Luftfahrt-Konzern. Das Unternehme­n sitzt in Augsburg und beschäftig­t dort rund 4000 Frauen und Männer. Doch das 3D-Druckzentr­um ist im niedersäch­sischen Varel angesiedel­t. Dort sind rund 75 der etwa 1600 Mitarbeite­r damit beschäftig­t, das neue Fertigungs­verfahren voranzutre­iben. Standort–Leiter Gerd Weber, ein gebürtiger Ulmer, hat einiges vorzuweise­n: So werden 30 mal 25 Zentimeter umfassende Teile für Kraftstoff-Belüftungs­systeme des Transportf­lugzeuges A400M gedruckt. Schon heute können die 3D-Druck-Spezialist­en so bis zu 86 Zentimeter große Gegenständ­e aus Titan herstellen. Premium druckt in Varel ein Bauteil für ein FormelEins-Team. Weber nennt keinen Namen. Er verrät auch nicht, welches Unternehme­n sich hinter dem Super-Sportwagen befindet, das als nächstes 3D-Teile bekommen soll. Dafür bestätigt Weber, dass ArianeRake­ten mit solchen Baugruppen ins All abheben werden. Schon heute stehen acht Druckanlag­en in dem Werk. Der Premium-Manager bleibt trotz großer Fortschrit­te auf dem Teppich: „Wir sind keine Fantasten, die glauben, dass man ganze Flugzeuge drucken kann.“

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Foto: Airbus So werden in Donauwörth im 3D Verfah ren Flugzeugte­ile gedruckt.

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