Mindelheimer Zeitung

Das ist neu auf der Wiesn

Am Samstag wird angezapft. Natürlich ist dann das Bier wieder teurer. In einem Fahrgeschä­ft fühlt man sich wie ein Astronaut. Und das Wetter? Nun ja...

-

München Ein heißer Sommer, ein goldener Herbst – Festleitun­g, Wirte und Schaustell­er in München träumten schon von 16 sonnigen Oktoberfes­ttagen. Nun, so schlecht sind die Aussichten nicht. Aber es droht Anfang kommender Woche zumindest eine empfindlic­he KälteDelle. Josef Schmid, Wiesnchef und zweiter Bürgermeis­ter, nimmt es gelassen: „Beim Wetter ist es wie bei Wahlen und bei Fußballspi­elen: Tipps und Prognosen unterliege­n immer der Unsicherhe­it.“Er hoffe auf gutes Wetter – und eine friedliche Wiesn. Außerdem: Allzu warmes Wetter sei auch nicht gut, sagt Wirtesprec­her Peter Inselkamme­r.

Beim Rundgang zwei Tage vor dem Anstich des ersten Bierfasses sagt Inselkamme­r: „Es gibt eine sehr gute Nachfrage bei den Reservieru­ngen.“Gut sechs Millionen Besucher erwarten Wirte und Festleitun­g, etwa so viele wie im Vorjahr – obwohl die Wiesn dieses Jahr zwei Tage kürzer ist. Terrorsorg­en und verschärft­e Sicherheit­svorkehrun­gen hatten vor allem 2016 die Lust aufs Fest gemindert. Inzwischen haben sich die Gäste an das Verbot großer Taschen, Einlasskon­trollen und die Umzäunung des Geländes gewöhnt. Der mobile Zaun, vor zwei Jahren für 64000 Euro samt Aufbaukost­en angeschaff­t, soll wieder verkauft werden. Nun tut es ein Bauzaun mit extra Notfall-Ausgängen – deutlich preiswerte­r.

Die Wirte begrüßen das. Denn sie tragen über die Umsatzpach­t die Kosten für die Sicherheit – ein Grund für den mit 55 Cent ungewöhnli­ch hohen Anstieg des Bierpreise­s. Die Maß kostet dieses Jahr damit bis zu 11,50 Euro. Mehrere neue Fahrgeschä­fte locken diesmal, darunter das „Chaos Pendel“, bei dem die Gäste ähnliche Belastunge­n des Körpers wie bei Raumflügen austesten können. Mit dem 4,5-Fachen des eigenen Gewichts wird man in die Sitze gedrückt, wenn das Pendel schwingt – eher etwas für jüngere Leute und Astronaute­n in spe, sagt Schmid, aber „too much for me“. Premiere feiert das Fahrgeschä­ft „Predator“, benannt nach dem US-Science-Fiction-Film. Die Fahrgäste hängen kopfüber in den Sitzen – nichts für volle Mägen. Beim Laufgeschä­ft Dschungelc­amp wiederum erwarten den Gast Prüfungen – aber keine kulinarisc­hen, wie Betreiber Angelo Agtsch verspricht. Spinnen und anderes Getier sind aus Plastik und nicht zum Verzehr. Schmid hält denn auch mutig den Finger in den Rachen einer Plastiksch­lange, greift beherzt zur Liane und fasst in ein Loch, aus dem allerdings nur heiße Luft entweicht. Ein Besucher vermutet gleich eine versteckte Anspielung auf die Politikerr­eden zur nahen Landtagswa­hl.

Doch auch wenn der Wahlkampf in der heißen Phase steckt: Die Politik wird draußen bleiben, wenn Ministerpr­äsident Markus Söder – erstmals in der Anzapfbox dabei – am Samstag die erste Maß von Oberbürger­meister Dieter Reiter bekommt, um mit ihm auf eine friedliche Wiesn anzustoßen. Denn: „Das ist das Grundprinz­ip auf der Wiesn“, sagt Schmid.

 ?? Foto: Lino Mirgeler, dpa ?? Wie beim Raumflug: das „Chaos Pendel“auf der Wiesn.
Foto: Lino Mirgeler, dpa Wie beim Raumflug: das „Chaos Pendel“auf der Wiesn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany