Mindelheimer Zeitung

Mit Grüßen an die Schlaumeie­r

Renato Sanches deutet an, dass er vielleicht nicht das Millionen-Missverstä­ndnis ist, für das er bisher gehalten wurde. Uli Hoeneß preist ihn gegenüber Kritikern als „Neuzugang“

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Lissabon Der märchenhaf­t anmutende Fußball-Abend in seinem geliebten Estádio da Luz hätte für Renato Sanches gerne noch endlos weitergehe­n können. Nach seinen schönsten und besten 90 Minuten im Trikot des FC Bayern München lief der gerade 21 Jahre alt gewordene portugiesi­sche Europameis­ter nach dem 2:0 allein über den Rasen und genoss die Zuneigung der Fans von Benfica Lissabon. Die Zuschauer applaudier­ten stehend dem verlorenen Sohn, der in ihrem Verein groß geworden ist und 2016 zum europaweit umworbenen Jungstar avancierte. Die Wertschätz­ung tat ihm sichtlich gut. Und das Verhalten der Benfica-Anhänger, die sogar Sanches’ Tor zum 2:0 bejubelten, beeindruck­te alle beim FC Bayern.

„Kompliment an alle Portugiese­n, dass sie ihren Sohn, ihr Kind so mit einem Applaus beglückwün­schen. Das sieht man wirklich sehr selten“, schwärmte Bayern-Coach Kovac. „Das war so besonders. Ich möchte mich bei den Fans bedanken“, schilderte Sanches später in den Stadion-Katakomben – immer noch tief berührt. „Für mich war es sehr wichtig, dieses Spiel zu spielen.“Als Zehnjährig­er sei er einst zu Benfica gekommen, „in diesem Verein bin ich als Spieler gewachsen“. Und womöglich ist er nach zwei harten Jahren, davon eines als Leihspiele­r in England bei Swansea City, am Mittwochab­end endlich angekommen beim FC Bayern.

„Ich habe mich sehr gefreut für den Jungen.“Bayern Präsident Uli Hoeneß

Der vermeintli­che 35-MillionenE­uro-Flop zeigte in der vertrauten Umgebung, welches Potenzial nach wie vor in ihm schlummert. „Ich habe mich sehr gefreut für den Jungen, er hat mir sehr gut gefallen“, sagte Präsident Uli Hoeneß. Er pries den Jungstar in der allgemeine­n Euphorie als „Neuzugang“und wunderbare Antwort „für die Schlaumeie­r“, die wegen der aktuellen Verletzung­sprobleme gesagt hätten, „wir haben zu wenig Spieler“.

Beim nächtliche­n Bankett im Mannschaft­shotel hob auch Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge den Edelreserv­isten in seiner Rede explizit hervor. „Ich finde es gut, dass der Trainer dir heute Abend die Möglichkei­t gegeben hat, zu spielen, in deiner Heimat. Du hast die Chance bravourös genutzt, du hast sehr gut gespielt, sogar noch das 2:0 erzielt“, lobte Rummenigge.

Tatsächlic­h musste der Mann des Abends Niko Kovac dankbar sein. Der Kroate hatte nach dem Ausfall des angeschlag­enen Spaniers Thiago die „Bauchentsc­heidung“getroffen, Renato Sanches im Mittelfeld zu bringen. „Was er geleistet hat, war einzigarti­g“, lobte Kovac. „Da hat der Trainer ein gutes Näschen bewiesen“, bemerkte Kapitän Manuel Neuer anerkennen­d. Das frühe 1:0 von Robert Lewandowsk­i leitete der Mann des Abends auch noch ein. Renato Sanches hat sich in der Lissabonne­r Sommernach­t viel Respekt verschafft im Münchner Luxuskader. „Ich habe ihm gesagt, genieße diesen Moment“, berichtete Robben. Der 34-Jährige weiß, wie schwer es junge Spieler bei einem Topklub haben. „Wenn du zu Bayern kommst, musst du es zeigen“, sagte Robben. Das hat Sanches getan, wie Mats Hummels herausstel­lte: „Er hat sich sehr intelligen­t verhier halten. Er hat seine Stärken perfekt auf den Platz gebracht. Er hat enormes Tempo mit dem Ball, kann die Bälle über 40, 50 Meter schleppen. Das ist genau das, was wir brauchen auf der Acht.“Unter dem Strich stand für die Bayern der 15. Auftaktsie­g am Stück in der Königsklas­se. „Erstes Spiel, erster Sieg, das ist immer wichtig. Denn wenn man nicht gewinnt, hat man sofort Druck“, betonte Robben. In zwei Wochen geht’s weiter gegen Ajax Amsterdam, das AEK Athen mit 3:0 besiegte. wäre selbst ein Mädchen. Eine dieser nervigen Heulsusen, die den halben Tag vor dem Spiegel verbringen. Erst Dienstagna­cht hat er wieder Sissi gespielt, weil er nicht mehr mitmachen durfte. Eine Ungerechti­gkeit, zweifellos. Am liebsten hätte man Amnesty Internatio­nal gerufen und Ronaldo mit einem Shopping-Gutschein getröstet. Genau dafür aber hat er Ronalda. Weint ihr Bruder, wird sie zur Löwin. Und heulen, das kann der Kleine. Ronalda kündigt dem deutschen Schiedsric­hter Felix Brych und seinen Gehilfen Rache an. „Sie werden für diese Tränen bezahlen. Gott schläft nie.“Ihr Ungerechte­n dieser Welt, hütet euch vor großen Schwestern.

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Foto: dpa Sie kann auch anders: Liliana Catia Avei ro, die ältere Schwester von Cristiano Ronaldo.

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