Beim Sauna Aufguss bleibt nichts dem Zufall überlassen
Wie für Manuel Müller aus einer Passion mehr als nur ein schweißtreibender Job wurde. Von der Bad Wörishofer Therme hinaus in die Welt – Rückkehr nicht ausgeschlossen
Bad Wörishofen Er besucht gerne die Sauna. Doch anstatt sich zu erholen, geht Manuel Müller einer schweißtreibenden Tätigkeit nach. Als professioneller Aufgießer gehört er in Europa zu den besten seines Fachs. Vor Kurzem erst wurde der 24-Jährige, der bis Oktober 2017 knapp vier Jahre in der Therme Bad Wörishofen tätig war, Schweizer Aufguss-Meister. Nun stellt der sich einer großen Aufgabe. Bis Sonntag misst sich Müller mit den besten seiner Branche bei der Weltmeisterschaft.
Neben dem Showtalent eines Sauna-Aufgießers geht es vor allem um sein Know-How und die Wedeltechnik. Während man als Außenstehender denken könnte, es würde reichen ein Handtuch irgendwie durch die Lüfte zu schwingen, weiß die stetig wachsende „Aufguss-Familie“, das dem nicht so ist. „Mit der Bewegung der Luft durch mein Handtuch kann ich maßgeblich beeinflussen, wie sich Hitze in der Kabine entwickelt und verteilt“, erklärt Manuel Müller.
Durch die Kombination von Showelementen und klassischen Wedeltechniken tauchen die Gäste eine andere Welt ein. Auch für die Entfaltung der Aromastoffe der ätherischen Öle ist die Luftzirkulation entscheidend.
„In der Wörishofer Therme habe ich die Tätigkeit im Saunabereich kennen- und schätzengelernt“, so Manuel Müller, der in Neuburg/ Donau aufwuchs und nach wie vor viele Freunde im Unterallgäu hat. Bei den deutschen Aufgussmeisterschaften im vergangenen Jahr lernte er seinen heutigen Chef und mittlerweile guten Freund Robert Heinevetter kennen.
Dieser ist eine Ikone und zählt zu den weltbesten Aufgussmeistern. „Robert lud mich in die Schweiz ein, um bei den Landesmeisterschaften zuzuschauen“, erinnert sich der gelernte Fachangestellte für Bäderbetriebe. Angetan von der Professionalität, entschloss er sich nach Bad Ragaz zu ziehen, um in der renommierten Tamina Therme zu arbeiten.
In den vergangenen Monaten hat sich Manuel Müller stetig weiter entwickelt – angefacht durch die internationale Konkurrenz und die vielen Aufguss-Freundschaften. Alleine oder gemeinsam mit Robert Heinevetter ist er in seiner Freizeit mit Show-Aufgüssen in den Saunen in Norwegen, Deutschland und den Niederlanden zu Gast.
„Es macht schon einen Unterin schied, ob man 50 oder 220 Gäste zum Schwitzen bringt“, sagt Müller. Nichts wird dem Zufall überlassen: Ton, Licht, Dufteinsatz, Wassermenge ... „Es zählt der Gesamteindruck, die Atmosphäre. Ja sogar Emotionen beurteilt die Fachjury“, weiß Müller.
Bei der WM-Qualifikation, den Schweizer Meisterschaften, konnte er den Heimvorteil in Ragaz nutzen und überzeugte mit seiner Show „#loginlogout“. „Es gibt allzu oft Leute, die durch Social Media den Kontakt zur realen Welt verlieren und Beziehungen in die Brüche gehen. Das wollte ich einfach mal thematisieren.“
In der internationalen AufgussFamilie wurde er mit offenen Armen aufgenommen. „Wir sind nicht Konkurrenten, sondern teilen die gleiche Leidenschaft“, so Müller. Auch über die Zukunft hat er sich bereits Gedanken gemacht. Ab Oktober macht er sich selbstständig, um mehr Zeit für Shows in aller Welt zu haben.
Einen Gastauftritt in der Therme Bad Wörishofen hält er nicht für ausgeschlossen. „Den Verantwortlichen würde ich sogar Sonderkonditionen einräumen“, meint Manuel Müller augenzwinkernd.