Kleine Schätze im Bachbett
Am Wochenende steht die Bachmuschel in Traunried im Mittelpunkt. Aktionstag für Besucher
Traunried Sammler haben ihre Schalen während des letzten Urlaubs im Sand am Meer gesucht, Gourmets schätzen sie auf der Speisekarte: Muscheln. Wenig bekannt dürfte sein, dass es auch in unseren Gewässern Muscheln gibt. Am Wochenende stehen sie sogar im Mittelpunkt. Diese Muscheln sind dann lebendig, aber eher unscheinbar, nur ihre Schalen sind beim genauen Hinschauen auf dem Grund des Wassers zu finden. Von außen dunkel gefärbt, oft mit hellen Kalkablagerungen, sind sie innen mit schimmerndem Perlmutt ausgekleidet und faszinierend schön. Solch eine Muschel ist die heimische Bachmuschel. Sie ist die kleine Schwester der größeren Teichmuschel und auch ausgewachsen nur fünf oder sechs Zentimeter lang.
Die Bachmuschel lebt in nicht zu schnell fließenden Gewässern. Sie braucht die Strömung, um Nahrung aus dem Wasser zu filtern, und hilft deshalb, die Wasserqualität zu verbessern. Mit ihrem Fuß hält sie sich im Untergrund fest und kann sich durch Eingraben fast unsichtbar machen. Die Ausbreitung der Art geschieht im Verlauf ihrer Fortpflanzung. In ihrer ersten Lebensphase setzen sich die Larven eine Zeit lang in den Kiemen von Fischen wie Elritze, Aitel und Rotfeder fest. Ihren Wirtsleuten fügen sie dabei keinen Schaden zu.
Ein Bestand dieser Muschelart, die vom Aussterben bedroht ist, wurde 2015 am Bachlauf der Scharlach zwischen Höfen und Schwabegg entdeckt. Seither haben mehrere Ortsgruppen vom LBV Unterallgäu die Betreuung dieser Bestände übernommen. Unterstützung, auch finanzielle, kommt von der Regierung von Schwaben und von den Gemeinden, die Mitglied im Landschaftspflegeverband Unterallgäu sind. Diese Mittel werden gebraucht: „Kartierung veranlassen, Gewässer abgehen, Schutzmaßnahmen überlegen, Auffälligkeiten melden“, sagt Leo Rasch aus Türkheim. Er ist seit gut 20 Jahren ehrenamtlich im LBV tätig. Vögel, Fische und Muscheln leben alle im selben Habitat, „die Natur ist nicht teilbar“. Den Tag für die Bachmuschel gibt es seit 2010, und er findet jedes Jahr in einem anderen Ort im Unterallgäu statt. Dieses Jahr also in Traunried. Den Besuchern im Vereinshaus der Dorfgemeinschaft wird einiges geboten. Aquarien mit (lebenden) Fischen und Trockenaquarien mit (präparierten) Krebsen und Kleinfischen. Nicht mehr lebendig, aber in Ruhe anzuschauen: Eisvogel und Kiebitz, ebenso wie eine Bisamratte und ein Prachtexemplar von einem Biber, denn auch den gibt es in der Nähe. Wobei die Bisamratten den Bachmuschel-Beschützern Sorgen bereiten, denn im Winter, wenn es für sie nicht genug Pflanzliches zum Futtern gibt, vergreifen sie sich mit ihren scharfen Zähnen schon mal an den Bachmuscheln.
Auch sonst sind deren Bestände gefährdet. Im Licht und der Hitze des letzten Sommers hatte das Pflanzenwachstum am Bachboden so stark zugenommen, dass sich das Wasser aufstaute und das Bachbett auf eine Länge von 500 Metern ausgebaggert werden musste. Dabei haben die engagierten Naturschützer stolze 330 Bachmuscheln aus dem Aushub herausgeklaubt und wieder in ihr Element eingesetzt. Um solche Aktionen in Zukunft zu vermeiden, wäre eine schattenspendende Uferbepflanzung mit Büschen und Bäumen hilfreich.
Am Aktionstag in Traunried kann man sich vor allem informieren. Eine Exkursion an die Scharlach ist geplant.
Angelspiele und ein Quiz mit Verlosung gibt es für die Kleinen, für die Größeren Infostände und die Möglichkeit, viel vom Knowhow und Engagement der Veranstalter zu erfahren. Außerdem mit dabei: die Wertachfreunde Unterallgäu, dann der Landschaftspflegeverband mit seinen Projekten, und außerdem eine Fotoausstellung von Alois Haugg, auch er ein BachmuschelBetreuer. Trotz des Vorkommens der Bachmuschel im Gewässer der Scharlach „herrschen dort keine paradiesischen Zustände“, wie Leo Rasch betont. Die Herausforderung bleibt, das labile ökologische Gleichgewicht dort zu stabilisieren und zu erhalten. Aktionstag Der „Bachmuscheltag“unter der Schirmherrschaft von Landrat Hans Joachim Weirather findet am Sonn tag, 23. September, im Vereinshaus der Dorfgemeinschaft Traunried statt. Er dau ert von 14 bis 18 Uhr.