Im Einklang mit der Natur
Agrarexperte will Landwirtschaft biologischer machen
Ostallgäu Er ist „ein Bauer ohne Land“, wie er bekennt, aber dafür einer mit viel Fachwissen. Als promovierter Agrarwissenschaftler und hauptberuflicher Berater beim ökologischen Anbauverband Bioland hat Dr. Günter Räder die Landwirtschaft und ihre Probleme fest im Blick. Und die muss seiner Ansicht nach deutlich mehr im Einklang mit der Natur betrieben werden. Die Nitratbelastung des Grundwassers und die schwindende Artenvielfalt in unseren Fluren sieht er derzeit als drängendste Herausforderungen für die Agrarpolitik. Darin wird Räder sowohl von vielen Expertenkollegen als auch von der EU-Kommission bestärkt. Letztere hat unter anderem wegen zu hoher Nitratwerte Verfahren gegen Deutschland eingeleitet.
Die deshalb hierzulande erlassene Düngeverordnung sieht er dennoch kritisch. Deren Vorschriften müssten konkretisiert und konsequenter umgesetzt werden, um das Wasser effektiv und vor allem an Brennpunkten der Belastung („rote Zonen“) zu schützen, aber auch,
um den Landwirten Planungssicherheit zu geben. Etwa bei der anstehenden Beschaffung von teuren, neuen Maschinen zur bodennahen Ausbringung von Gülle.
Für ihn wäre es „der Königsweg“, wenn es in Bayern und anderswo nur noch biologisch wirtschaftende Höfe gäbe. Denn bei denen ist unter anderem ein ausgewogenes Verhältnis von Viehbestand und bewirtschafteter Fläche vorgeschrieben, was viele Probleme erst gar nicht entstehen lasse. In jedem Fall aber sollte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 halbiert werden und das umstrittene Glyphosat vom Markt.
Andere Förderpraxis
Änderungen fordert Räder auch bei der Förderpraxis für die Landwirtschaft, damit die Bauern dafür belohnt werden, wenn sie „mit der Ressource Natur gut umgehen“. Es sollte nicht mehr wie bisher pauschal pro bewirtschafteter Fläche einen bestimmten Zuschuss geben, sondern mehr Geld für die „ersten Hektare“, damit kleinere Betriebe überproportional unterstützt werden. Denn die bäuerliche Landwirtschaft „süddeutscher Prägung“ist für ihn ein Leitbild – auch wenn andere, größere Betriebsformen prinzipiell ebenfalls nachhaltig wirtschaften könnten. Auch die verstärkte Verknüpfung von Zuschüssen und ökologischen Auflagen wünscht sich Räder. Etwa verpflichtende „Inseln“wie Hecken, Bäume oder Blüh- streifen, damit Tiere nach der Ernte nicht völlig nahrungs- und schutzlos dastehen. Ansätze, die auch bei der anstehenden Reform der EU-Agrarpolitik intensiv diskutiert werden.
Das Problem der schwankenden Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse könnte zumindest teilweise durch detaillierte Vereinbarungen zwischen Erzeugern und Abnehmern gelöst werden.
„Wir stehen als Grüne zum Biogas“, sagt Räder und plädiert für eine Verstromung von Mais und anderen Feldfrüchten mit Augenmaß. Günter Räder
Schon vor einem Jahr war der Agrar ingenieur Dr. Günter Räder Kandi dat der Grünen bei der Bundestags wahl. Die vergleichsweise vielen Stimmen haben den 59 Jährigen mo tiviert, nun erneut zu kandidieren, da er in seiner Partei eine gute Basis sieht, die Weichen für seine politi schen Ideen zu stellen.
Räder verweist auf mehrere Qualifi kationen: Zum einen bringe er eine „solide naturwissenschaftliche Aus bildung“mit, habe Erfahrung in Wirtschaft und Verbänden, sei aber auch Vertreter des ländlichen Raums.
Neben der Partei engagiert sich Rä der auch als Vertrauensmann in der evangelisch lutherischen Kir chengemeinde Obergünzburg, bei der Jagdgenossenschaft an seinem Wohnort Ebersbach und bei der Flächenbewirtschaftung durch den Bund Naturschutz. Zudem ist er im Helferkreis für Flüchtlinge aktiv. (vit)