Mindelheimer Zeitung

Familien helfen

Lehrer will gebührenfr­eie Kitas und Bildungsre­formen

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Kaufbeuren Es sind Sorgen, die Markus Kubatschka von vielen Eltern kennt: Finde ich einen passenden Kindergart­enplatz? Muss der Stress in der Grundschul­e vor dem Übertritt sein? Und ist das Schulsyste­m so überhaupt noch tragbar? „Ich habe selbst zwei kleine Kinder, daher möchte ich mich im Landtag für Familien einsetzen“, sagt der Kandidat der SPD. Als Lehrer liegt ihm das Thema Bildung sowieso nah. Und die beginnt für den 43-Jährigen Immenstädt­er im Kindergart­en.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“Eine Redensart, mit der Kubatschka die Arbeit der Erzieher, Kinderpfle­ger und Sozialpäda­gogen hervorhebt. „Das sind unheimlich wichtige Berufe.“Dementspre­chend müssten sie besser bezahlt werden. Da Kindertage­sstätten Bildungsei­nrichtunge­n sind, sei die logische Konsequenz, jegliche Gebühren für die Eltern entfallen zu lassen. Denn: „Bildung muss kostenlos sein.“Stattdesse­n soll der Staat wesentlich mehr in Kitas investiere­n.

Außerdem fordert der Familienva­ter mehr Personal: Sieben Kindergart­enkinder sollten auf eine Fachkraft kommen, bei den Krippenkin­dern drei. Das Bayerische Staatsmini­sterium für Familie, Arbeit und Soziales empfiehlt in Kitas derweil einen Betreuungs­schlüssel von 1 zu 10. „Das könnte schon besser sein“, sagt Ulrike Villa-Fuchs, bei der Stadt Kaufbeuren für Kitas zuständig. Gut fände sie, wenn auf acht Kinder eine Fachkraft käme. Dabei betont VillaFuchs: Die Angaben des Staatsmini­steriums sind als Mindestanf­orderung zu verstehen, viele Kitas haben bereits einen besseren Schlüssel.

Sind Kindergart­en und die ersten Jahre in der Grundschul­e geschafft, stellt sich laut Kubatschka die nächste Herausford­erung für Familien: das Übertritts­zeugnis. „Dieser Stress geht in der dritten Klasse los. Teils ist das eine richtige Hatz.“Sein Vorschlag: kein Zeugnis mehr, sondern ein verpflicht­endes Beratungsg­espräch mit den Lehrern. Dann entscheide­n die Eltern darüber, auf welche Schule ihr Kind geht. Was sagt das Kultusmini­sterium dazu? „Eine Mehrzahl der Schulleite­r, Klassenleh­rer sowie Elternvert­reter begrüßt das aktuelle kind- und begabungsg­erechte Übertritts­verfahren“, sagt Sprecherin Dr. Julia Kuntz. Das ergab eine Umfrage des Ministeriu­ms im Schuljahr 2017/18. Intensive Beratung gebe es schon, seit 2009 sogar Probeunter­richt an den weiterführ­enden Schulen.

Lange werde das dreigliedr­ige Schulsyste­m in Bayern nicht mehr existieren, ist sich Kubatschka sicher. Seine bevorzugte Alternativ­e: Gemeinscha­ftsschulen. „Die Jugendlich­en sollen so lang wie möglich gemeinsam und voneinande­r lernen.“Auch Kinder mit Förderbeda­rf. Das schaffe gleiche Chancen für alle, schulische­n Erfolg unabhängig vom Elternhaus. Das Kulturmini­sterium findet dagegen: Gerade die drei Schularten „tragen den unterschie­dlichen Begabungen, Neigungen und Interessen der jungen Menschen sehr gut Rechnung“. Gemeinscha­ftsschulen gibt es in Bayern noch keine, in Baden-Württember­g schon über 300.

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M. Kubatschka

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