Mindelheimer Zeitung

Ungleichge­wicht beenden

Bio-Landwirt für Altersvers­orgung und gegen „Asylindust­rie“

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Kaufbeuren/Weinhausen Die Altersvers­orgung der Landwirte liegt Karl Keller (64) besonders am Herzen. Denn als Biobauer weiß er, dass es um deren Zukunft nicht gut bestellt ist. Der einfache Grund: Es gibt immer weniger Landwirte und damit immer weniger Beitragsza­hler. Keller selbst etwa hat fünf Kinder, doch kein einziges trat beruflich in seine Fußstapfen. Vielmehr zahlt sein Nachwuchs in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung ein. Und deshalb fordert Keller, die landwirtsc­haftliche Alterskass­e (LAK) müsse entweder aus deren Beiträgen oder deutlicher vom Staat unterstütz­t werden, wenn sie weiter Bestand haben will.

„Da herrscht ein Ungleichge­wicht“, sagt Keller. Die Jungen verdienten ihr Geld woanders. Die alten Landwirte blieben übrig. Aber schließlic­h hätten sie ja Kinder großgezoge­n. In seinem Heimatdorf Weinhausen (Gemeinde Jengen) gebe es gerade mal noch fünf aktive Bauern. „Da sind doch keine Beitragsza­hler mehr da“, sagt Keller. Das hat laut Thomas Kölbl,

Ge- schäftsfüh­rer des Bayerische­n Bauernverb­andes Kaufbeuren, der Staat allerdings bereits erkannt. Der Bund übernehme die Defizite der landwirtsc­haftlichen Alterskass­e bereits. 2016 habe er dafür 2,1 Milliarden Euro überwiesen. Der Rentenbeit­rag für Landwirte betrage derzeit einheitlic­h 246 Euro im Monat. Am Ende gebe es 14,79 Euro pro Beitragsja­hr (Stand 2018). Die Altersvers­orgung sei immer nur als Teilabsich­erung gedacht gewesen, betont Kölbl.

Keller war 20 Jahre Mitglied der CSU und sogar stellvertr­etender Vorsitzend­er des Ortsverban­des Jengen. 2015 trat er „wegen Untätigkei­t auf die Rechtsbrüc­he der Regierung“aus der Partei aus und fand 2016 eine neue Heimat in der AfD, in der er sich als Kreisvorsi­tzender engagiert. Er unterstütz­t die Forderunge­n der Rechtspopu­listen zur Asyl- und Ausländerp­olitik und fordert auf seiner Homepage: „keine illegale Massenmigr­ation, sondern nur eine geregelte Einwanderu­ng nach kanadische­m Vorbild“genauso wie einen „Abbau der Asylindust­rie“.

In Deutschlan­d will er, dass „die Menschen von ihrem Verdienst leben können“. Deshalb würde er erst ab einem Jahreseink­ommen von 12 000 Euro Steuern von den Bürgern verlangen. Derzeit liegt der Eingangsst­euersatz ab 9000 Euro Einkommen bei 14 Prozent. Den Staat koste die Anhebung der Verdienstg­renze 10 Milliarden Euro. Das sei verkraftba­r. Denn die Menschen müssten von ih- rem Verdienst Miete zahlen, einkaufen, tanken und so weiter. Und dafür zahlten sie ja ohnehin wieder Steuern – Mehrwertst­euer oder Mineralöls­teuer etwa. Doch vielen Abgeordnet­en sei die Lebenssitu­ation der einfachen Leute mit niedrigem Einkommen gar nicht mehr bekannt. Im Bundestag beispielsw­eise sitze längst kein Querschnit­t der Bevölkerun­g mehr, stattdesse­n zu viele Juristen und Lehrer. Um Kosten zu sparen, würde Keller die Sitze im deutschen Parlament um die Hälfte reduzieren. Karl Keller

Karl Keller hat fünf Kinder und fünf Enkel. Er bekenne sich zur tradi tionellen Familie als Leitbild für die Jugend, erklärt der 64 Jährige aus Jengen.

Als seinen größten politische­n Erfolg wertet der Kreisvorsi­tzende der AfD den Bürgerents­cheid in Kaufbeu ren, mit dem der Bau einer Mo schee auf städtische­m Grund vorerst verhindert wurde.

Der Biolandwir­t war bei der Feuer wehr in Weinhausen über Jahr zehnte als Kommandant und Vor stand engagiert. Zudem singt er im Kirchencho­r und im Allgäuer Bauern chor.

Sein vorrangige­s Ziel für den Stimm kreis ist es, möglicht wenig land wirtschaft­liche Flächen zu versiegeln und die innerörtli­che Bebauung zu steigern. Anders als die AfD Parteili nie setzt er sich für den Bestands schutz bei vorhandene­n alternativ­en Energien ein. (vit)

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Karl Keller

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