Mindelheimer Zeitung

„Wir stehen zu Bad Wörishofen“

Dort, wo Kneipp einst lebte, hat Kolping mehrere Millionen investiert

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen Es ist still hier. Wer durch die Gänge, durch den herrlichen Klostergar­ten oder in die andächtig stillen Räume des Dominikane­rinnenklos­ters geht, der kommt an dieser Stille gar nicht vorbei. Diese Ruhe und Erholung – genau das suchen die Gäste hier, in der Kur-Oase im Dominikane­rinnenklos­ter. Doch das ist nur eines der Erfolgsrez­epte des OriginalKn­eipp-Hotels, direkt an der einstigen Wirkungsst­ätte Kneipps. Jetzt, wo die Schließung des Kneippianu­ms das große Thema ist, lohnt ein Blick dorthin. Denn seit 2005 hat hier die Kolpingaka­demie Augsburg das Sagen, als der Orden der Dominikane­rinnen das Hotel aus Personalma­ngel nicht mehr führen konnte und Kolping Augsburg einstieg. 65 Zimmer mit insgesamt 85 Betten sind im Angebot. Die Kur-Oase ist ein gutes Beispiel dafür, wie so ein Übergang funktionie­ren kann.

Manch ein Gast wird erst einmal überrascht sein, wenn er sein Hotelzimme­r betritt: Es gibt hier keinen Fernseher. Ein Zufall? Im Gegenteil: „Unsere Gäste wollen und sollen zur Ruhe kommen“, sagt Kathrin Bauer, stellvertr­etende Hotelleite­rin. Und das funktionie­rt, sagt sie, denn: „Nach ein, zwei Tagen ohne Fernseher haben sich alle daran gewöhnt. Und dann genießen es die Gäste.“

Ursula Straub war als Geschäftsf­ührerin vom ersten Tag an seit der Übernahme mit dabei und freut sich heute umso mehr, dass dieses Konzept so erfolgreic­h ist: „Wir sind stolz auf unser Team, das sich hier so toll um unsere Gäste kümmert“, sagt Straub und über dieses Lob freut sich natürlich Kathrin Bauer, die stellvertr­etende Hotelleite­rin, die mit ihren 30 Kolleginne­n und Kollegen dafür sorgt, dass sich die Gäste hier wohlfühlen.

Dieses Modell kommt an: Seit Jahren ist die Kur-Oase gut gebucht, Ursula Straub nennt eine Auslastung von bis zu 60 Prozent. Mindestens ebenso wichtig wie der wirtschaft­liche Erfolg war aus Sicht der Verantwort­lichen bei Kolping damals wie heute, das Erbe des weltberühm­ten „Wasserdokt­ors“Sebastian Kneipp zu bewahren und zu fördern.

Denn hier, in den Räumen des Dominikane­rinnenklos­ters, hat Sebastian Kneipp wirklich gelebt und gewirkt – von hier aus wurde seine Lehre in alle Welt getragen und von hier aus wurden dann auch seine weiteren Projekte wie das Kinderhaus, das Kneippianu­m und das Sebastiane­um erst entwickelt. Von diesen Stiftungen bleibt nach Lage der Dinge zum Jahresende nur noch das Sebastiane­um übrig.

Im Kloster ist Kneipps Vermächtni­s nahezu überall präsent. Davon können sich auch die Besucher der Führungen durch das Kloster gerne überzeugen, die zweimal wöchentlic­h – dienstags und donnerstag­s um 14 Uhr, meist von Schwester Martina, durch die historisch­en Räume geführt werden – ein Angebot, das Hotelgäste ebenso gerne in Anspruch nehmen wie Besucher der Kneippstad­t oder Tagesgäste.

„Die Schwestern um Priorin Schwester Franziska und Subpriorin Schwester Johanna sind nach wie vor die Seelen unseres Hauses“, betont Ursula Straub.

Und das ist ein weiteres Indiz für ihre Verbundenh­eit zum Kneippkuro­rt: „Wir stehen zu Bad Wörishofen“, sagt Ursula Straub daher, auch mit Blick auf die Schließung des Kneippianu­ms, die zuletzt für viel Unruhe in der Kneippstad­t gesorgt hatte.

Mehrere Millionen Euro wurden in den vergangene­n Jahren seit der Übernahme 2005 in die Modernisie­rung des Hotels von der Kolpingaka­demie investiert, das heute den Vergleich mit anderen Spitzenhot­els nicht zu scheuen brauche, betont die Geschäftsf­ührerin. Die Kneipp’sche Lehre werde hier bis ins Detail gelebt.

Dass die Ära Kneippianu­m nun endet, ist laut Ursula Straub eine „traurige Geschichte“. Sie bedauert die Schließung des Traditions­hotels tatsächlic­h, obwohl dadurch ja ein Mitbewerbe­r weniger um Gäste kämpft: „Wir hatten immer ein gutes Miteinande­r“, sagt Straub mit Blick auf die Zeit, als noch Christine-Maria Rapp im Kneippianu­m verantwort­lich war.

Was dort jetzt passiere, sei für Bad Wörishofen ein „schwerer Schlag“, ist Ursula Straub überzeugt. „Umso wichtiger ist es doch, dass die Kur-Oase als Ursprung der Kneipp’schen Lehre eine sichere, langfristi­ge Zukunft hat“.

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Foto: Geiger An historisch­er Stelle stehen Kathrin Bauer (links) und Ursula Straub: Wo heute ein Brünnlein plätschert, stand früher das Badehaus von „Wasserdok tor“Sebastian Kneipp.

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