Mindelheimer Zeitung

In die Freude mischt sich Kritik

Hans-Joachim Kania erhält die Bürgermeda­ille Bad Wörishofen­s. Der Geehrte macht deutlich, wie tief ihn manche Querelen um seine Spenden getroffen haben. Auch aus den Reihen des Rats kommen kritische Anmerkunge­n

- VON MARKUS HEINRICH berichtete­n)

Bad Wörishofen Der Mäzen und Jugendförd­erer Hans-Joachim Kania ist neuer Träger der Bürgermeda­ille Bad Wörishofen­s. Die Verleihung wurde allerdings begleitet von wechselsei­tiger Kritik.

Zur Zeremonie im Rahmen der Stadtratss­itzung waren am Montagaben­d Trachtenve­reinsmitgl­ieder in Festgewänd­ern ebenso gekommen wie die Nachwuchsm­usiker der „Glanzlicht­er“, wie die Gruppe von Ursula Glanz heißt. Dafür war es am Ratstisch lichter als sonst, insgesamt hatten sich acht Ratsmitgli­eder entschuldi­gt. Eingangs ergriff Claus Thiessen (FDP) das Wort. Er erinnerte daran, dass es für solche Anlässe wie die Verleihung einer Bürgermeda­ille einst eine festliche Jahresschl­usssitzung gegeben habe. Auch diese Weise „wurde nicht regulären Sitzungen die Zeit genommen.“Bekanntlic­h hatte Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) die Jahresschl­usssitzung im Kursaal aus Kostengrün­den gestrichen, was ihm Kritik von Teilen des Stadtrates einbrachte. Gruschka entgegnete Thiessen, dass die Übergabe der Bürgermeda­ille gemäß der Satzung in einer öffentlich­en Sitzung erfolgen müsse. Er freue sich „außerorden­tlich“, so Gruschka, dass Kania diese Ehrung erhalte. Der Stadtrat hatte dies schon vor einiger Zeit in einer nichtöffen­tlichen Sitzung entschiede­n.

Gruschka bat Kania an den Ratstisch und würdigte dort dessen Einsatz für Bad Wörishofen. Kania unterstütz­t seit 2006 den Instrument­enfonds der Musikschul­e, stockte seit 2011 zweimal das Begrüßungs­geld für Neugeboren­e auf, überließ der Stadt 2012 viele Kunstgegen­stände. Diese sind mittlerwei­le als Dauerleihg­abe in der Seniorenre­sidenz Am Anger zu sehen. Auch die Pflege der städtische­n Grünanlage­n sei Kania wichtig, berichtete Gruschka. Dafür gibt der Mäzen ebenfalls Geld aus. Mit einem breit angelegten Förderpake­t hat Kania außerdem zahlreiche Aktivitäte­n in der Stadt unterstütz­t. Das Programm läuft bis 2020 und umfasst zum Beispiel den Kultur- und Sportaward, der mit 2000 Euro dotiert ist und von heuer an bis 2020 Sonderzahl­ungen von jeweils 4000 Euro erhält. Der Classic Music Award gehört dazu, der Ehrenamtsp­reis und der Melolino-Award. Kania ist zudem Förderer des Festivals der Nationen, des ASM-Preisträge­rkonzertes, des Geigenfond­s, des großen Nikolaus-Umzugs und des Musikkinde­rgartens. Das war ein Projekt, das Kanias zwischenze­itlich verstorben­er Ehefrau Maria Paijmans-Kania sehr am Herzen lag. Auch daran erinnerte Gruschka in der Sitzung. Auch den Hainbuchen­Pavillon im Kurpark will Kania unterstütz­en, zudem erfolgte der Bau der „Tränke“vor dem Guggerhaus auf seine Rechnung. Ein Brunnen sei das ja nicht, stellte Kania lächelnd klar. Die größte Spende des Gönners floss aber in den Verkehrsüb­ungsplatz, der im Park an der Kaufbeurer Straße gebaut wurde. Rund 170000 Euro kamen da am Ende zusammen, berichtete Gruschka. „Warum macht jemand das?“, frage Gruschka – und gab die Antwort mit einem Zitat, das aus Kanias Förderprog­ramm stammt. „Bad Wörishofen als Stadt auch für Kinder und Jugendlich­e“sei dort zu lesen. Das sei Kanias Ziel. An den Geehrten gewandt, sagte Gruschka: „Lieber Hans, Du bis ein Glücksfall für Bad Wörishofen.“Das sähen auch seine Bürgermeis­ter-Kollegen im Landkreis so. „Manch einer erlebt so etwas in 20 Jahren nicht“, machte Gruschka deutlich. Nachträgli­ch gratuliert­e Gruschka Kania auch zu dessen 80. Geburtstag

und überreicht­e ihm im Rund der Räte die Bürgermeda­ille. Für den festlichen musikalisc­hen Rahmen sorgten die „Glanzlicht­er“, deren Beiträge mit viel Applaus der zahlreiche­n Besucher belohnt wurden.

Kania selbst zeigte sich tief gerührt, sagte mit bewegter Stimme Danke. Nach einem Moment des Sammelns wurde der neue Träger der Bürgermeda­ille aber durchaus kritisch. Die Ehrung sei für ihn „überrasche­nd“gekommen, nach „all den Querelen, die mit den Aktivitäte­n verbunden waren.“Kania spielte damit auf den Zoff um die Spende für den Verkehrsga­rten an und auf die hitzige Debatte um die Tränke vor dem Guggerhaus.

Die Verleihung der Bürgermeda­ille sei nun ein Zeichen, wie „souverän der Stadtrat doch ist, trotz einiger Experten“, deren Aussagen „tief geschmerzt“hätten, wie Kania sagte. „Wir machen das alles für die Kinder“, stellte er klar. Kania bot an, das Förderprog­ramm bis 2025 zu verlängern, was mit Applaus quittiert wurde. Die Spenden würden auch weiterhin über ein Treuhandko­nto der Sparkasse abgewickel­t, so Kania. „Das hätte man vorher auch mal erfragen können“, sagte er zu der Aufregung, die entstanden war, als Wirtschaft­sreferent Alwin Götzfried (FW) im Rat im Juni die Frage stellte, wie sich die Stadt bei Spenden absichere, um auf legalem Boden zu bleiben. Damals ging es um eine Kania-Spende.

Kania selbst kündigte an, auch das Mehrgenera­tionenhaus zu unterstütz­en. „Das bin ich der Ilse schuldig, sonst schaut sie mich nicht mehr an“, sagte er scherzhaft. Sozialrefe­rentin Ilse Erhard (CSU) vernahm die Neuigkeit mit Freude. Sie ist auch die Leiterin des Mehrgenera­tionenhaus­es. Zudem kündigte Kania an, dass ab 2019 seine Lebensgefä­hrtin Marielouis­e Vorwerk das Förderprog­ramm betreuen werde. „Ich habe mein Haus bestellt“, sagte Kania.

Die öffentlich­e Sitzung endete später so, wie sie begonnen hatte: mit Kritik am Prozedere. Helmut Vater (SPD) sagte, er „schäme“sich dafür, dass Kania „in diesem BetonSpätb­arock“geehrt werde, also dem Rathaus. „Wie schön war es im Kursaal, wo die Familie und die Freunde der Geehrten dabei waren“, erinnerte Vater. Dies nun sei eine „beschämend­e Veranstalt­ung“gewesen. „Das ist nicht würdig, da fehlt der Anstand“, kritisiert­e Vater.

„Das geht zu weit“, fand dagegen Ilse Erhard. Bürgermeis­ter Gruschka entzog Vater am Ende das Wort, weil es kein Beitrag zum Tagesordnu­ngspunkt Anfragen sei.

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Fotos: Markus Heinrich Bürgermeis­ter Paul Gruschka (rechts) überreicht­e Hans Joachim Kania im Sitzungssa­al des Rathauses von Bad Wörishofen die Bürgermeda­ille.
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Sie machten ihrem Namen alle Ehre: Die „Glanzlicht­er“von Ursula Glanz umrahmten die Verleihung der Bürgermeda­ille mit Mu sikstücken.

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