Leibenath und Ulm müssen liefern
Basketball Nach einer verkorksten Saison sind die Play-offs das erklärte Ziel des Bundesligisten. Zum Auftakt am Freitag wartet ein schwerer Brocken
Ulm Als Ratiopharm Ulm in der vergangenen Woche mit 400 geladenen Gästen in einem Nobelrestaurant die Saisoneröffnung feierte, da war auch Thorsten Leibenath dabei. Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Immerhin haben die Ulmer in der vergangenen Spielzeit erstmals in der siebenjährigen Amtszeit des Trainers die Play-offs in der Bundesliga verpasst und über weite Strecken gruseligen Basketball gespielt. Andernorts in BasketballDeutschland haben die Gesetze der Branche gegriffen. Bei Bamberg musste Andrea Trinchieri gehen, beim späteren Meister Bayern München Sasa Djordjevic.
Leibenath darf nach einer verkorksten Saison mindestens seinen noch ein Jahr laufenden Vertrag erfüllen und das weiß er zu schätzen. „Ich rechne es dem Management hoch an, dass es mir das verziehen hat“, sagte der 43-jährige Trainer. Die Ulmer haben sich frühzeitig in der vergangenen Saison zu ihrem Trainer bekannt und damit ihr Image als etwas anderer Basketballverein gepflegt. Der Mann hat halt eine Menge Kredit nach zwei deutschen Vizemeisterschaften und nach dem Bundesliga-Rekord von 27 Siegen in Serie in der Saison 2016/17.
Aber Leibenath weiß natürlich auch, dass er liefern muss in der neuen Saison, die am Freitag (19 Uhr) ausgerechnet mit einem Heimspiel gegen Doublegewinner Bayern München beginnt: „Die Hoffnung ist berechtigt, dass wir wieder in die Play-offs kommen und meine Erwartung ist es auch. Ich sehe uns schließlich vom Etat her unter den Top-Sechs der Liga.“
In der werden möglicherweise in den kommenden Jahren die Bayern ebenso dominieren wie im Fußball. Ein Indiz dafür ist, dass der bisherige Dauerrivale Bamberg finanziell abspecken muss. Das Mitleid des Ulmer Finanzchefs Andreas Oettel hält sich allerdings in Grenzen: „Wenn die Bamberger ihren Etat von 25 auf 15 Millionen Euro reduzieren, dann sind sie immer noch klar die Nummer zwei in der Liga. Wenn wir um zehn Millionen reduzieren, dann sind wir nicht mehr da.“
Ganz vorne wird also wahrscheinlich wieder Bayern München landen, dahinter werden Bamberg und Berlin erwartet und dann beginnt der Bereich der Tabelle, in der sich die Ulmer auch selbst sehen. Die haben drei neue Amerikaner und zwei deutsche Spieler verpflichtet, zumindest in der Vorbereitung haben sie einen guten Eindruck auf ihren Trainer gemacht: „Diese Saison ist deutlich mehr Zug dahinter und deutlich mehr Begeisterung dabei.“Das geht genau in die Richtung, die Manager Thomas Stoll sich vorstellt: „Wir wollen wieder Spaß haben, unabhängig von Siegen und Platzierungen. Die Zuschauer sollen aus der Halle gehen und sagen: Das war ein geiler Abend. So haben wir die Mannschaft zusammengestellt.“
Den finanziellen Rückstand auf Bayern, aber auch auf Bamberg werden die Ulmer jedoch in absehbarer Zeit nicht aufholen. Das Management setzt deswegen große Hoffnungen in den sogenannten Orange-Campus. Nach monatelanauch gen Auseinandersetzungen zwischen Verein und Kommunalpolitik ist das etwa 23 Millionen Euro teure Leistungszentrum für den Nachwuchs mittlerweile beschlossene Sache, in der kommenden Monaten werden die viel zitierten Bagger anrollen.
Zu den für den Basketball typischen und nicht wirklich erklärbaren Merkwürdigkeiten gehört übrigens die Tatsache, dass Ratiopharm Ulm auch in der kommenden Saison im Eurocup mitspielen darf. Als Tabellenzehnter der vergangenen Spielzeit. Das ist so, als würden die Fußballer von Hertha BSC Berlin in der Europa-League spielen.
Dauerrivale Bamberg muss gehörig abspecken
Der erste Spieltag