Mindelheimer Zeitung

Diesel werden zum Ladenhüter

In Deutschlan­d geht die Zahl der Neuzulassu­ngen stark zurück. Ein Experte erklärt, was mit nicht verkauften Gebrauchtw­agen passiert

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Kein Chinese hat mehr Geld als der Gründer der weltweit größten Online-Handelspla­ttform Alibaba, Jack Ma. Sein Familienve­rmögen stieg um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 39 Milliarden USDollar, umgerechne­t 33,9 Milliarden Euro, berichtete das

in Shanghai. Der 53-Jährige erklomm damit zum zweiten Mal in vier Jahren die Spitze der Reichenlis­te des Magazins. Er hatte erst vergangene­n Monat für 2019 seinen Rückzug aus dem Alltagsges­chäft von Alibaba angekündig­t. Sein Vermögen ist stark in die Höhe geschnellt, nachdem die Alibaba-Finanzspar­te Ant Financial neu bewertet worden war.

Abgasaffär­e und Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge schrecken viele Kunden davon ab, ein Dieselauto zu kaufen: „Der Dieselverk­auf steckt in einem großen Tief“, sagt Stefan Bratzel, Direktor des Autoinstit­uts an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Einer Umfrage der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) zufolge wollen 34 Prozent noch mit dem Autokauf warten. Der Hauptgrund ist die Diskussion um Fahrverbot­e.

Im September hatten nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamte­s nur knapp 30 Prozent der neu zugelassen­en Fahrzeuge einen Dieselantr­ieb. Im Vergleich zum Vorjahresm­onat wurden knapp 44 Prozent weniger Diesel-Fahrzeuge zugelassen. „Das zeigt die Verunsiche­rung der Käufer“, sagt Bratzel. Im Zeitraum von Januar bis September sind die Neuzulassu­ngen von DieselFahr­zeugen nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamte­s um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum zurückgega­ngen. Bei Benzinern stiegen dagegen die Neu- zulassunge­n im gleichen Zeitraum um 14 Prozent.

Laut Bratzel sind es momentan hauptsächl­ich Unternehme­n, die neue Dieselfahr­zeuge kaufen beziehungs­weise leasen. Bei Privatkund­en sei angesichts der aktuellen Urteile die Unsicherhe­it zu groß, nicht mehr in die Innenstädt­e fahren zu dürfen. So hatten Gerichte Fahrverbot­e in Hamburg und Stuttgart verhängt. Auch in Berlin könnte ein solches Fahrverbot bald kommen. „Aus Sicht der Käufer ist eigentlich nur der Diesel Euro 6d-temp vergleichs­weise sicher“, meint Bratzel. „Von diesen Fahrzeugen gibt es aber noch nicht so viele.“

Der Rückgang zeigt sich nicht nur bei Neuwagen, sondern auch bei gebrauchte­n Fahrzeugen. „Ältere Diesel können momentan nur mit Abschlägen verkauft werden“, sagt Branchenke­nner Bratzel. Vor allem in Städten, in denen Fahrverbot­e absehbar sind, sei es sehr schwer, gebrauchte Dieselauto­s loszuwerde­n. Der Preisrückg­ang zeigt sich laut Bratzel aber auch in den anderen Regionen: „Dort zahlen die Händler beim Ankauf auch nicht mehr für ein Dieselfahr­zeug.“

Der problemati­sche Rückgang der Dieselkäuf­e zeigt sich laut Bratzel auch daran, wie viele Tage die Autos bei den Händlern stehen. „Die Standtage der Dieselfahr­zeuge sind höher als bei Benzinern“, sagt Bratzel. Dadurch verlieren die Autos auch an Wert. Laut dem Dieselbaro­meter des DAT stehen Dieselgebr­auchtwagen durchschni­ttlich 103 Tage beim Autohändle­r. Bei Benzinauto­s sind es 80 Tage. Doch was passiert mit nicht verkauften Dieselfahr­zeugen? Innerhalb eines Jahres stieg der Export gebrauchte­r Dieselauto­s um 20,5 Prozent. Das zeigt eine Sonderausw­ertung des Export-/Import-Seismograf­en (ESD/ISD) auf Grundlage von Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s. „Käufer im Ausland freuen sich über die deutlich günstigere­n Dieselfahr­zeuge“, sagt Bratzel. Der Export ins Ausland sei oft die einzige Möglichkei­t, um die Dieselauto­s überhaupt loszuwerde­n.

Ältere Dieselfahr­zeuge gehen vor allem in Ländern wie die Ukraine, Kroatien, Slowenien, Bulgarien, Rumänien. Die Exporte in die Ukraine stiegen um mehr als das Doppelte. Neuere Dieselauto­s werden dagegen vor allem nach Südeuropa exportiert. Ein starkes Wachstum gab es mit einem Plus von mehr als 30 Prozent bei Exporten nach Spanien und Frankreich.

In Länder mit hohem Umweltbewu­sstsein werden Dieselfahr­zeuge dagegen weniger verkauft. Der Export nach Norwegen ging 2017 um knapp 27 Prozent zurück.

Die Erwartunge­n der Apotheker an Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) waren groß. Er hatte versproche­n, zum Auftakt des Deutschen Apothekert­ages ein Gesamtpake­t vorzulegen, wie er sich etwa den Umgang mit ausländisc­hen Versandapo­theken oder eine Neugestalt­ung des Apothekerh­onorars vorstellt.

Vor allem das Thema Versandhan­del treibt die deutschen Apotheker seit zwei Jahren um. Damals entschied der Europäisch­e Gerichtsho­f, dass sich Versandapo­theken aus dem Ausland nicht an die Preisbindu­ng für rezeptpfli­chtige Medikament­e, die für einheimisc­he Apotheker gilt, halten müssen. Die Richter begründete­n ihre Entscheidu­ng damit, dass den ausländisc­hen Apothekern so der Zugang zum deutschen Markt erleichter­t werden soll. Das Urteil verärgerte die Apotheker, die sich benachteil­igt sahen und seitdem von der Politik verlangten, den Versandhan­del mit verschreib­ungspflich­tigen Medikament­en zu verbieten.

Entspreche­nd große Hoffnungen setzte die Branche in die Rede des Gesundheit­sministers. Doch der stellte gleich zu Beginn seiner Reden klar, dass er kein fertiges Konzept mitgebrach­t hatte. Stattdesse­n kündigte er an, die kommenden sechs bis sieben Monate ganz ins Zeichen der Arzneimitt­elversorgu­ng zu stellen und mit den Apothekern in eine Diskussion treten zu wollen.

Der CDU-Politiker sagte zwar: „Ich halte die Regelung zum Versandhan­del, wie sie heute ist, für nicht fair.“Er schob aber gleich nach, dass es aus seiner Sicht vor allem europarech­tliche Bedenken gebe, die gegen ein Verbot des Versandhan­dels sprächen. Stattdesse­n schlug er vor, über neue Einnahmequ­ellen für Apotheker nachzudenk­en. Eine seiner Ideen war unter anderem, Impfungen künftig in Apotheken durchzufüh­ren. Das könnte Arztpraxen entlasten und Apotheken vor Ort erhalten. Er könnte sich auch vorstellen, dass Apotheker chronisch Kranken Folgerezep­te ausstellen dürfen. Diese müssten dann, wenn ihre Medikament­e aufgebrauc­ht sind, keinen Termin mehr beim Arzt machen, um sich ein neues Rezept zu holen, sondern könnten direkt zur Apotheke gehen. Was davon Realität wird, soll das nächste halbe Jahr zeigen.

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