Der Regen brachte den Tod
Mindestens zehn Menschen sterben, weil sich Wassermassen über die beliebte Urlauberinsel wälzen. Unterdessen wird Kritik an der Politik laut
Der englische Schauspieler Benedict Cumberbatch ist überzeugt von den Vorzügen des englischen Humors. Im Gespräch mit dem Magazin war er gefragt worden, was er für typisch britisch hält: „Unsere Selbstironie ist unschlagbar! Schwer zu bezweifeln, dass wir eine besondere Form des Humors haben.“Aber auch Angehörige anderer Nationen können über diesen Humor verfügen, meinte der 42-Jährige. „Edward Berger, der deutsche Regisseur von ,Patrick Melrose‘, hat mich derart begeistert, wie sehr er jede Facette des britischen Humors intus hat. Edward hat das besser drauf als die meisten Engländer“, sagt Cumberbatch. Nach der Beißattacke zweier Hunde auf einen elfjährigen Jungen in Baden-Württemberg soll ein sogenannter Wesenstest mit den beiden Dobermännern durchgeführt werden. Danach werde entschieden, was mit den Hunden passiert, sagte ein Polizeisprecher in Tuttlingen. Noch sind die beiden Vierbeiner in einem Tierheim untergebracht. Mit einem Wesenstest stellen Behörden fest, ob ein Hund gefährlich für die Allgemeinheit ist. Das Kind war am vergangenen Freitag in Böttingen im Kreis Tuttlingen von den zwei frei laufenden Hunden angegriffen und schwer verletzt worden. Als der Hundehalter hinzukam, warf er sich schützend über das Kind und zog seine Hunde weg. Gegen den Hundehalter wird wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Der Elfjährige ist nach einer Operation mittlerweile wieder daheim.
Erst am Mittwochmorgen wird das ganze Ausmaß der Regen- und Schlammkatastrophe der vorhergehenden Nacht klar: In dem Ort Sant Llorenç des Cardassar, rund 60 Kilometer östlich von Mallorcas Inselhauptstadt Palma, sieht man in den Straßen umgestürzte Autowracks. Einige sind ineinander verkeilt. Andere liegen zerbeult auf dem Dach oder auf der Seite. Schlamm bedeckt Straßen und Hausfassaden.
Alles begann am Dienstagabend, als ein heftiges Unwetter den Dorf- in Sant Llorenç in kurzer Zeit in einen reißenden Strom verwandelte. Die Wassermassen wälzten sich durch die Straßen des Ortes, in dem rund 8000 Menschen leben. Dutzende Autos wurden von den Fluten mitgerissen. Einige Fahrzeuge wurden von Sant Llorenç bis in den rund zehn Kilometer östlich liegenden Küstenort S’Illot geschwemmt.
Ein Bewohner in Sant Llorenç berichtete, wie er sein Leben rettete, als auch sein Auto von der Flutwelle erfasst wurde: „Ich konnte durch ein Fenster herausklettern.“Sein Auto sei dann flussabwärts getrieben, er selbst habe sich schließlich bis zum Ufer kämpfen können.
Binnen weniger Stunden seien rund 220 Liter Regen pro Quadratmeter über dem Inselosten niedergeprasselt, erklärte das staatliche Wetteramt nach der Katastrophe. Zu viel für den Bach Ses Planes. „Plötzlich stand alles unter Wasser“, berichtete ein Dorfbewohner. „Die Autos wurden wie Spielzeug mitgerissen.“Das Wasser drang durch Türen und Fenster in viele Häuser von Sant Llorenç ein. Viele Bewohner mussten sich in die oberen Stockwerke oder auf Dächer flüchten. Auch auf Bäumen hatten Menschen Zuflucht gesucht. Alles sei so schnell gegangen, sagte Bürgermeister Mateu Puiggrós, dass es nicht möglich gewesen sei, die Bevölkerung zu warnen.
Nach der vorläufigen Bilanz der Behörden wurden mindestens zehn Menschen in Sant Llorenç sowie in den Nachbarorten S’Illot und Artá getötet. Zwei britische Urlauber befinden sich unter den Toten. Zudem gab es zahlreiche Verletzte. Zu deutschen Opfern war noch nichts bekannt. Etliche Menschen werden noch vermisst. Die Behörden schlossen nicht aus, dass sich in mehreren Autos, die ins Meer gespült wurden, weitere Opfer befinden. Einige Menschen starben in ihren Häusern, wo sie offenbar von der schnell ansteigenden Flut überrascht worden waren. Andere wurden in ihren Fahrzeugen gefunden.
Der spanische Wetterdienst gab am Mittwoch die zweithöchste Unwetterwarnung für die Nachbarinseln Ibiza und Formentera und einen Teil von Katalonien aus, darunter auch Barcelona.
Für Mallorca bedeutet das Unwetter die schlimmste derartige Katastrophe in jüngerer Zeit. Im Jahr 2001 waren bei einem Unwetter mit orkanartigem Wind fünf Menschen gestorben und 80000 Bäume entwurzelt worden. 1989 kamen bei Überschwemmungen fünf Menschen auf Mallorca und Ibiza um.
Mehr als 400 Rettungskräfte arbeiteten am Mittwoch in der Region. Sogar Taucher waren im Einsatz. Zudem rückte eine Militäreinheit mit Spürhunden, Hubschraubern und schwerem Räumgerät an, um bei der Suche nach Vermissten zu helfen. Tennisstar Rafael Nadal bot an, die Zimmer seiner Sportzentren auf der Insel allen zur Verfübach gung zu stellen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben. Das spanische Königshaus rief „ganz Spanien“zur Solidarität auf. Hunderte Bewohner mussten die Nacht auf Mittwoch in provisorischen Unterkünften verbringen. Einige Hotels nahmen obdachlos Gewordene auf. In Sant Llorenç und in mehreren Nachbarorten fielen zeitweise Strom- und Telefonnetz aus. Der Schaden geht in die Millionen.
Am Tag nach der Katastrophe wuchs bereits die Kritik an den Inselpolitikern, weil diese das Risiko in Sant Llorenç unterschätzt hätten. Der Chef des geografischen Instituts an der Uni in Palma sagte: „Man hat fast den Eindruck, als ob das durch den Ort führende Bachbett von einem Massenmörder gestaltet worden wäre.“In der Umgebung des Bachbettes seien planlos Häuser gebaut worden, obwohl das Überflutungsrisiko bekannt gewesen sei.
Ein Bewohner von Sant Llorenç wird vom deutschen
so zitiert: „Ich habe immer gesagt, der Sturzbach muss besser gesichert werden, aber nie ist etwas geschehen. Die Gemeinde hat lieber anderweitig investiert.“Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez, der am Mittwochnachmittag den Katastrophenort besuchte, äußerte sich entsetzt über das Ausmaß der „tragischen Überschwemmungen“und versprach schnelle Hilfe. Die Ministerpräsidentin der Baleareninseln, Francina Armengol, rief eine dreitägige Trauer aus.
Vor dem Amtsgericht Aalen (Württemberg) wird am Donnerstag der Prozess gegen eine 42 Jahre alte Frau fortgesetzt, die ihren Sohn im Kindes- sowie im Kleinkindesalter sexuell missbraucht haben soll. Nach Einschätzung von Amtsgerichtsdirektor Martin Reuff könnte noch am selben Tag das Urteil verkündet werden.
Laut Staatsanwaltschaft hat die Frau aus Aalen ihren Sohn, der inzwischen 18 Jahre alt ist und im Ries in der Nähe von Nördlingen wohnt, in einem nicht näher bestimmten Zeitraum zwischen 2002 und 2003 sexuell missbraucht. Dabei soll sie das Kind unter anderem dazu gebracht haben, sie im Intimbereich zu berühren. Zudem wird ihr vorgeworfen, mit dem Sohn Verkehr gehabt zu haben, als dieser zwölf Jahre alt war. Die Beschuldigte hat zum Auftakt des Prozesses am 27. September von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht und die Vorwürfe durch ihren Anwalt zurückweisen lassen. Ihr Sohn wurde in der Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Beisein eines Psychologen befragt.
Die Möglichkeit eines sexuellen Missbrauchs von Kindern durch die eigene Mutter sollte nach Ansicht des Ulmer Kinderschutz-Experten Professor Jörg Fegert von Behörden und Hilfseinrichtungen generell stärker in Betracht gezogen werden. „Missbrauchsfälle durch Mütter sind zwar relativ selten, dennoch dürfen sie nicht ignoriert werden“, sagte der Ärztliche Direktor der Ulmer Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Fegert stützt sich auf Studien, wonach Kindesmissbrauch innerhalb von Familien zwar überwiegend von Vätern begangen wird, aber auch Mütter sich „in relevantem Umfang“an Kindern vergehen. So wies der Abschlussbericht der Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, Christine Bergmann, aus dem Jahr 2011 mit rund 6000 befragten Opfern Väter mit fast 60 Prozent als Täter aus. Gefolgt von Müttern mit fast 11 Prozent – und damit noch vor anderen Verwandten. Daran habe sich nach seiner Erfahrung seitdem kaum etwas geändert, sagte Fegert.
In der Gesellschaft ebenso wie bei Jugendämtern, Polizei und Justiz sei eine sogenannte „friendly mother illusion“sehr weitverbreitet. So bezeichnen Experten die Annahme, dass Müttern nichts Schlimmes zuzutrauen sei.