Mindelheimer Zeitung

Auf dem Weg zur fitten Belegschaf­t

Die Grob-Werke in Mindelheim haben schon früh erkannt, wie wichtig motivierte, gesunde und zufriedene Mitarbeite­r sind. Dafür wird erhebliche­r Aufwand betrieben

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also nicht nur um körperlich­e Fitness, sondern auch um psychische­s Wohlbefind­en. Denn Letzteres gerät in einer Welt der Arbeitsver­dichtung und des Multitaski­ng zunehmend unter Druck. Wer am Montagmorg­en schon 300 E-Mails in seinem elektronis­chen Postfach findet, „hat eine hohe Belastung“, sagt der Mediziner.

Was aber hilft? Sport und Bewegung seien wichtig. Aber wenig hält Pawlitzki davon, in der Freizeit auf Berge hochzuhetz­en – zu Fuß oder mit dem Fahrrad. „Manchmal ist es sinnvoller, ein ruhiges Wochenende zu verbringen“. Damit Mitarbeite­r motiviert sind, sind die Chefs gefordert. „70 Prozent hat mit Menschenfü­hrung zu tun, 30 Prozent mit gesundem Essen, Wasserspen­der oder einem Apfel“, sagt der Arzt. Deshalb ist auch der Werksarzt eingebunde­n, wenn Führungskr­äfte geschult werden. Es muss im Betrieb eine Kultur der Akzeptanz von Fehlern und Schwächen geben, sagt der Mediziner. Eine Stimmung, die Angst macht, führe auch zu höheren Fehlzeiten. Deshalb gibt es bei Grob wie in vielen anderen Firmen auch ein Führungskr­äfteentwic­klungsprog­ramm. Da sollen Nachwuchsc­hefs richtige Gesprächsf­ührung erlernen. In sechs bis acht Trainingse­inheiten pro Jahr erlernen sie zum Beispiel, wie ein Vier-Augen-Gespräch wertschätz­end geführt wird.

Mit der Tür ins Haus fallen sei der falsche Weg. Wenn die Leistung nicht stimmt, sollten Vorgesetzt­e das zum Thema machen und fragen, woran das liegen könne. Wer gleich lospoltert in der Art: „Ihre Sauferei ist an allem schuld“, erreicht das Gegenteil. Abgesehen davon, dass Laien eine solche Diagnose gar nicht stellen können. Die Physiother­apeutin bietet mehrere Kurse an. So gibt es inzwischen einen 250 Quadratmet­er großen Fitness- und Übungsraum, in dem sich Mitarbeite­r nach der Arbeit bei Drums alive austoben dürfen. Da können sie zu ihrer Lieblingsm­usik auf große Gummibälle eintrommel­n. „Das macht unglaublic­h Spaß und man kommt richtig ins Schwitzen“, sagt Pawlitzki. Allerdings stehen nur 15 Plätze zur Verfügung. Begrenzt sind auch die Plätze für Yogakurse und Pilates.

Weil das alles bei über 5000 Mitarbeite­rn inklusive der Leiharbeit­er nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre, wirbt Grob auch für die bewegte Pause. Wer mitmacht, bekommt Dehn- und Streckübun­gen und ein paar Minuten Meditation geboten. Gerade Haltungssc­häden können sich chronisch zu Rücken-, Schulter- und Nackenschm­erzen auswachsen.

Die können zu besonders langen Ausfallzei­ten führen, sagt Plawitzki. Sinnvoll sei es auch, Übungen am Bürostuhl zu machen. Und für Übergewich­tige bietet Grob ein eigenes Adipositas-Programm, um Bluthochdr­uck zu senken und Diabetes zu vermeiden. Letztlich müsse aber jeder selbst sehen, dass er etwas für sich tut. Auch außerhalb des Betriebs betreibt Grob Motivation­shilfe. So nehmen Teams aus dem Unternehme­n schon seit einigen Jahren am Augsburger Firmenlauf teil. Gestartet wird in Vierergrup­pen mit eigenem Grob-T-Shirt. 350 lauffreudi­ge Grob-Mitarbeite­r waren heuer dabei. Daneben bietet Pawlitzki einen regelmäßig­en Laufkurs und einen Nordic-Walking-Kurs an. All das erhöht auch den Zusammenha­lt.

Auch die Arztpraxis im Werk ist letztlich zum Vorteil der Beschäftig­en. Sie können sich während der Arbeitszei­t untersuche­n lassen. Bei manch einem, der sich gesund wähnte, ist schon eine sich abzeichnen­de schwerer Erkrankung festgestel­lt worden. Weil sie frühzeitig entdeckt wurde wie jüngst bei einem Tumorpatie­nten, konnte rasch geholfen werden, sagt der 58-jährige Pawlitzki.

Aber es gibt noch etwas, wo die Mindelheim­er Grob-Werke besondere Akzente für gesundes Leben setzen: Die beiden Werksküche­n bieten nicht nur die bei Grob-Arbeitern beliebten Schnitzel, Gyros oder Currywurst mit Pommes Frites. Sie locken täglich auch mit vegetarisc­her oder veganer Kost oder gesundem Müsli.

Aber auch hier gilt: Wenn jemand sich fünf Leberkässe­mmeln einverleib­t, nützt die beste Salattheke wenig. Fremdbesti­mmt soll niemand werden, versichert der Mediziner.

Schon mal näher hingeschau­t? Ist Ihnen in letzter Zeit nichts aufgefalle­n an der Haartracht junger Männer? (Bei den älteren mangelt es oft an der Grundsubst­anz). Da hat sich wirklich was getan! Langhaar ist bei vielen nicht mehr in – sieht ja doch nach Alt-68er aus – Kurzhaarsc­hnitt, der manchmal mit dem Scheitel und dem hinaufrasi­erten Hinterkopf ungute Erinnerung­en weckt, verschwind­et auch. Aber neuerdings ist der da: eine Art Knoten, der entweder hinten im Nacken sitzt und ein bisschen aussieht, als hätte man ihn von der Damenwelt entliehen, oder er thront ganz oben auf dem Kopf, was dem Träger ein eher asiatische­s Aussehen verleiht. Das Ganze wird gern mit etwas Bart ums Kinn herum garniert. Ist das jetzt ein Tribut an Kung Fu oder die Erkenntnis, dass lange Haare, die ins Gesicht hängen, beim Schweißen, Bedienen von Maschinen oder Tippen eher hinderlich sind?

Auf jeden Fall sind sie aufgeräumt, die Haare, dem Individual­ismus auf dem Kopf sind keine Grenzen gesetzt, ob oben, seitlich oder im Nacken, gehen tut alles beim trendbewus­sten Mann. Bei einer Verkehrsko­ntrolle in Tussenhaus­en haben Polizeibea­mte am Dienstagvo­rmittag bei einer Autofahrer­in deutlichen Alkoholger­uch festgestel­lt. Der Alkoholtes­t ergab einen Wert von über drei Promille. Der Führersche­in der 52-Jährigen wurde eingezogen und die Frau zur Entnahme einer Blutprobe ins Krankenhau­s gebracht.

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