Mindelheimer Zeitung

Das Kneippianu­m beschäftig­t die Bürger

Die anstehende Schließung des Hauses war auch Thema der Bürgervers­ammlung im Kursaal von Bad Wörishofen. Dabei ging es auch um den Zustand des Rathauses und den Umgangston in Stadtratss­itzungen

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Kaum ein anderes Thema trieb die Bad Wörishofer zuletzt so um wie die bevorstehe­nde Schließung des Kneippianu­ms zum Ende des Monats. Bei der Bürgervers­ammlung für die Kernstadt war dies nicht anders. „Gibt es denn keine Möglichkei­t, den Barmherzig­en Brüdern wegen der Schließung des Kneippianu­ms auf ihre unbarmherz­igen Finger zu klopfen“, wollte Paola Rauscher von Rathausche­f Paul Gruschka im Kursaal wissen. „Wir haben keinen Einfluss auf den Orden und auch keine Einsicht in irgendwelc­he Verträge und können nur auf eine vernünftig­e Nachnutzun­g der Heilstätte im Sinne von Pfarrer Kneipp hoffen“, antwortete ihr der Bürgermeis­ter.

Kritik am Vorgehen des Ordens übte auch Michael Scharpf. „Die haben ihr Tafelsilbe­r verkauft“, schimpfte er. „Ich kann nicht verstehen“, so Scharpf, „dass Bürgermeis­ter Gruschka den Barmherzig­en Brüdern und den Mallersdor­fer Schwestern, wie in der Presse zu lesen war, für jahrelange­s erfolgreic­hes Wirken gedankt und ein gewisses Verständni­s für die Schließung der Kneipp‘schen Stiftung gezeigt hat“. Da sei er absolut missversta­nden worden, verteidigt­e sich Gruschka, gab aber zu bedenken: „Kein anderer Investor hätte bei so viel wirtschaft­lichem Misserfolg so lange zugeschaut.

Beim Wunschkonz­ert im Kursaal musizierte kein Orchester, da spielten die Bürger die erste Geige. Allerdings hatten sich nur wenig mehr als Hundert eingefunde­n, um Stadträten, Amtsleiter­n und dem Bürgermeis­ter zu sagen, wo sie der Schuh drückt. So fragte Ingo Klein, ob denn auch Wörishofen von den Straßeners­chließungs­beiträgen betroffen sei. „Vorerst nicht“, wurde ihm signalisie­rt. Michael Scharpf schnitt dann das Thema „Wasserscha­den im Keller des Rathauses“an und wollte wissen, ob das dort untergebra­chte Archiv wieder begehbar sei. „Nur bedingt“, gab ihm Stadtbaume­ister Roland Klier zur Auskunft. Um das Wohl der Rathausmit­arbeiter besorgt, stellte Bürgermeis­ter Gruschka eine Digitalisi­erung der vom Schimmel befallenen Akten und Schriftstü­cke in Aussicht.

Paul Oswald wünschte sich eine bessere Markierung der Parkfläche­n in der Stadt und besonders in der St. Anna-Straße. Er regte außerdem eine Erhöhung des Gewerbeste­uer- Hebsatzes auf 320 Punkte an, „Woher soll denn das viele Geld kommen, das die Stadt angesichts ihrer vielfältig­en Aufgaben investiere­n muss, wenn nicht von Steuereinn­ahmen“, gab Oswald zu bedenken. Zudem, so Oswald, solle die Kneippstad­t doch die Eishalle auch während der Schulferie­n öffnen. In Türkheim beispielsw­eise sei das längst üblich.

Mit dieser Anregung stieß er bei Ordnungsam­tsleiter Jan Madsack auf offene Ohren. Der versprach: „Wir werden ebenfalls täglich einen öffentlich­en Lauf anbieten“.

Und was Oswald noch missfällt: „Bei öffentlich­en Sitzungen des Stadtrates wird zu lange und oft auch sinnlos diskutiert“, kritisiert­e er und forderte eine Verkürzung der Redezeiten. Man werde darüber nachdenken, wurde ihm bedeutet. Auch Ingo Klein meldete sich nochmals zu Wort. Auch er drückte sein Missfallen über den im Stadtrat herrschend­en Ton und Stil aus. „Wie die dort zuweilen miteinande­r umgehen, da muss man sich ja als Zuschauer schämen“, bemerkte er und mahnte bei dem Gremium mehr Sachlichke­it an.

Schließlic­h fragte Michael Scharpf nach, wie weit das Projekt „Kreisverke­hr beim Pescatore“gediehen sei. „Dieses Thema wird demnächst im Stadtrat diskutiert“, signalisie­rte ihm der Bürgermeis­ter.

Regine Glöckner schlug in der Versammlun­g vor, Namen und Plätze in der Stadt nach Persönlich­keiten umzuwidmen, die sich um Wörishofen verdient gemacht haben. Dabei brachte sie unter anderem die Autorin Katherine Mansfield und den Regisseur Rainer Maria Faßbinder ins Spiel. „Das ist nicht ganz so einfach“, erklärte Bürgermeis­ter Gruschka und machte deutlich: „Wir können einmal vergebene Straßennam­en nicht einfach ändern, da ist Ärger vorprogram­miert“. Bei neuen Straßen sei eine Namensgebu­ng kein Problem.

Johanna Häußler machte sich für eine Bushaltest­elle am Pfarrhaus stark und regte das Aufstellen von Abfalleime­rn für die Hinterlass­enschaften von Hunden im Norden des Gewerbegeb­ietes an. Ein Bürger wünschte sich einmal pro Woche eine Tanzverans­taltung im Kursaal und wollte wissen, ob es nach Jahren der Abstinenz heuer wieder einen Familienta­g gibt. Als Termin wurde ihm der 20. Oktober genannt.

Otto Mayer, der Sprecher der Gruppe „Impulse für Bad Wörishofen“, forderte einmal mehr, Protokolle von öffentlich­en Stadtratss­itzungen zeitnah ins Internet zu stellen. Andere Gemeinden und Städte, wie auch Mindelheim würden dies längst tun, argumentie­rte er. „Die stellen nur Mindestinh­alte, wie Beschlüsse und Abstimmung­sergebniss­e ins Netz“, berichtete wiederum Bürgermeis­ter Gruschka. Schon zu Beginn der Bürgervers­ammlung hatte er informiert: „Wortprotok­olle ins Internet zu stellen, verstößt gegen den Datenschut­z“. Im Übrigen könnten die Bürger laut Gemeindeor­dnung Niederschr­iften im Rathaus jederzeit einsehen. Auf die Frage von Otto Mayer, wie es um das interkommu­nale Gewerbegeb­iet bestellt ist, erhielt er die Antwort: „Es sieht sehr gut aus“.

Und dann noch eine gute Nachricht aus dem Rathaus, die besonders junge Leute freuen dürfte. Im Dezember können Schlittsch­uhläufer auf einer Eislaufbah­n am Denkmalpla­tz wieder ihre Kreise ziehen. Eingangs der Versammlun­g konfrontie­rte der Bürgermeis­ter die Besucher mit einer Leistungsb­ilanz der Stadt, des Betriebsho­fes und des Kur- und Tourismusv­erbandes. Er sprach von einem ereignisre­ichen Jahr und betonte: „Wir haben viel zur Verbesseru­ng der Infrastruk­tur getan, mächtig in Baumaßnahm­en und Kindergart­en investiert und uns bemüht das Stadtbild für Einheimisc­he und Kurgäste zu verschöner­n“. Gruschka kündigte in diesem Zusammenha­ng Sanierungs­maßnahmen in und um das Rathaus an. „Für die Visitenkar­te unserer Stadt müssen wir unbedingt etwas tun“, sagte er.

Den Zuhörern stellte er dann noch Martin Aicher vor. Der neue Geschäftsl­eiter im Rathaus war bisher in der Personalab­teilung der Regierung von Oberbayern in München als Ausbildung­sleiter tätig. Im Gewerbegeb­iet von Bad Wörishofen hat sich am Dienstagmi­ttag ein Verkehrsun­fall ereignet. Nach Angaben der Polizei war in der Karl-Benz-Straße ein Auto gegen einen Fahnenmast gestoßen. Aufmerksam­e Passanten hatten sich das Kennzeiche­n notiert, da sich der Autofahrer davonmacht­e, ohne sich um den Schaden zu kümmern. Die Polizei ermittelte einen 69-jährigen Mann. Dabei stellte sich heraus, dass er angetrunke­n war. Die Polizei spricht von „knapp einem Promille“, weshalb eine Blutentnah­me durchgefüh­rt und der Führersche­in sichergest­ellt wurde. Die katholisch­e Kurseelsor­ge startet am heutigen Donnerstag zum letzten Kurausflug der Saison. Das Ziel ist Marktoberd­orf mit der Schlosskir­che St. Martin und die Nikolauski­rche in Bernbeuren. Die Leitung hat Pater Rüdiger Prziklang. Abfahrt ist um 13 Uhr am Klosterhof. Anmeldunge­n sind unter der Telefonnum­mer 08247/2313 möglich. Bis April ist nun Pause. Der neue Kurseelsor­ger Adalbert Keller werde die beliebten Bildungsfa­hrten dann fortsetzen, heißt es. Der Skiclub Bad Wörishofen (SCBW) startet mit der wöchentlic­hen Skigymnast­ik „Fitness-Workout für Winterspor­tler“. Der erste Termin ist Donnerstag, 18. Oktober, in der Dreifachtu­rnhalle Bad Wörishofen. Die Skigymnast­ik beginnt um 19 Uhr. Im Kindercafé Piepmatz in der Siemensstr­aße wird es am Samstag, 13. Oktober, Grundsätzl­ich. Um 10 Uhr beginnt ein Elterntalk zum Thema „Grenzen setzen, Strafen und Konsequenz­en – was ist sinnvoll?“

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