Ein Abschied, der allen schwerfiel
Buchloes Stadtbaumeister Herbert Wagner ging in den Ruhestand. Sein Nachfolger steht schon parat
Buchloe Zugeben, dass ihm etwas schwerfällt, fällt ihm nicht leicht. Dieses Mal kommt er nicht drumherum. „Das Aufhören fällt mir tatsächlich nicht ganz leicht“, sagt Stadtbaumeister Herbert Wagner. Jüngst wurde er offiziell verabschiedet. Nach 33 Jahren. Wagner ist damit der dienstälteste Stadtbaumeister, den Buchloe je hatte; sein Vorgänger, Otto Gast, hatte es seit der Stadterhebung 1954 auf 31 Jahre gebracht.
Zur Feier gekommen waren unter anderem Altbürgermeister Franz Greif, die Bürgermeister von Waal, Jengen und Lamerdingen, Wagners Töchter Susanne, Barbara und Stefanie, die Stadträte, die Abteilungsleiter der Stadtverwaltung und die Kollegen aus der Bauverwaltung, die dem scheidenden Stadtbaumeister am Ende mit lang anhaltendem Applaus für seine Arbeit dankten.
„Deine Zielstrebigkeit, Dein Verantwortungsbewusstsein, Deine Zuverlässigkeit, Dein Anliegen, die Stadt Buchloe zu gestalten, stechen immer hervor“, sagte Schweinberger. Wagner habe sich den umfangreichen Aufgaben vom ersten bis zum letzten Tag engagiert gestellt, seine Ideen fundiert vorgetragen, Sachargumente geliefert und bei der Umsetzung stets seine Erfahrung, eine pragmatische Herangehensweise und einen hohen persönlichen Einsatz eingebracht.
Schweinberger überreichte Wagner offiziell die Entlassungsurkunde in den Ruhestand und ein Bild des Buchloer Künstlers Werner Ehrbar, „das Dich an Deine Zeit in Buchloe, an Deine gestaltende Zeit als Stadtbaumeister erinnern soll“.
Es scheint eine Lebensaufgabe zu sein, die Entwicklung Buchloes im Hoch- und im Tiefbau entscheidend zu begleiten. „Es war mir immer eine Herzensangelegenheit, die Stadt voranzubringen“, meint denn auch Herbert Wagner und beginnt, aufzulisten, wo er städtebauliche Akzente gesetzt hat: beim Ausbau des Bahnhofsareals etwa, der Anlage von mittlerweile zehn Kreisverkehren, beim Bau des zweiten Autobahnanschlusses 1998/99 oder des Tangentensystems. Das entlaste die Innenstadt und schließe das Gewerbegebiet im Nord-westen gut an. Somit erübrigt sich für Wagner die Frage, ob Gewerbe und Industrie einst zu weit entfernt von der Autobahn an der richtigen Stelle angesiedelt wurden. „Mit der Verlegung des Schlachthofes 1984 hat sich das so ergeben. Das Gewerbegebiet ist historisch gewachsen“, sagt der 65-Jährige.
Überhaupt: Buchloe habe sich in den vergangenen Jahrzehnten „sehr positiv zu einer lebens- und liebenswerten Stadt entwickelt“. Von 1985 – Wagners Antrittsjahr – bis heute wuchs die Zahl der Bevölkerung von 8400 auf jetzt 13 000. Etliche Baugebiete wurden neu ausgewiesen. Dabei habe die Stadtspitze „nie überhitzt reagiert“, auch innerstädtisch sei viel verdichtet worden. Bewährt habe es sich, dass die Kommune ab etwa 1995 erst dann neue Baugebiete ausgewiesen hat, wenn sie selbst im Besitz der Grundstücke war. „Dadurch konnten wir mitgestalten und die Grundstücke kamen sofort auf den Markt“, erklärt Wagner. 32 Jahre war er alt, als er den Posten des Stadtbaumeisters übernommen hat. Aufgewachsen in Hiltenfingen und bis heute dort wohnend, studierte Wagner an der Fachhochschule in Augsburg Bauingenieurwesen. Ab 1978 arbeitete er bei der Bundesbahn, war dort vor allem mit Tiefbauarbeiten betraut. Die Stadt Buchloe war ihm daher nicht fremd, führte ihn doch seine Tätigkeit bei der DB immer wieder dorthin. „Die Arbeit war mir aber zu spezifisch. Ich schätzte mehr die Vielfalt der Tätigkeiten, die sich in Buchloe bot.“
Mit dem Neubau des Bahnhofs schließt sich für Wagner nun ein Kreis. Der Platz davor werde eine „hervorragende Qualität“bekommen, ist er sicher.
Doch nicht den Neubau des Bahnhofs und dessen Umfeld, sondern das Gymnasium bezeichnet er als „das Sahnehäubchen“seiner Laufbahn in der Gennachstadt. „Das Gymnasium bringt Buchloe gewaltig voran.“Dass dem leidenschaftlichen Fußballfan der Abschied schwerfällt, hat auch damit zu tun, dass er das „harmonische Miteinander“in der Stadtverwaltung zu schätzen gelernt hat: „Meine Bürotür stand immer offen; sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Bürger.“
In vielen öffentlichen Sitzungen erlebte man Wagner hingegen das ein oder andere Mal als harten Verfechter seines Standpunkts.
Er war einer der Wenigen, der dem Bürgermeister und den Stadträten des Öfteren widersprochen hat – und das über sechs Wahlperioden hinweg: „Das hatte nichts mit Sturheit zu tun. Ich musste einfach die fachliche Sicht der Dinge klarstellen.“
Wohl wissend, dass es auch um die Wasserversorgung der Stadt gut bestellt ist, dass die Sanierung der Kläranlage auf den Weg gebracht wurde und auch die Renaturierung der Gennach ihrem Ende entgegengeht, könne er nun „guten Gewissens loslassen“. Dass man ihn in Zukunft trotzdem immer wieder in Buchloe zu sehen bekommt, hat private Gründe: Eine seiner drei Töchter hat in Lindenberg gebaut. Und dort wird der bald zweifache Großvater sicher das ein oder andere Mal gebraucht – vielleicht bei der Aufsicht seiner Enkel am Wasserspiel auf dem Bahnhofsplatz.
Für die bauliche Entwicklung der Gennachstadt ist jetzt Stephan Müßig verantwortlich, dessen Schreibtisch bereits seit März im Buchloer Rathaus steht, wo er von seinem Vorgänger eingearbeitet wurde. Ein Zitat von Carl Orff brachte Stephan Müßig zum Abschied mit: „Aus is’s und gar is’s und schad is’s, dass wahr is.“Er bedankte sich für das vergangene halbe Jahr, das er an Wagners Seite verbringen durfte. „Du hast mir fachlich und menschlich narrisch viel mitgegeben und Du hast mir beigebracht, wie man als Stadtbaumeister das Laufen lernt.“
Geboren und aufgewachsen in Regensburg, studierte Stephan Müßig in München an der Fachhochschule ebenfalls Bauingenieurwesen. Nach Ende des Studiums arbeitete der 37-Jährige in der Landeshauptstadt ab 2010 als Bauleiter für eine große Baufirma, ehe er 2013 zur Caritas wechselte. Dort war er zuletzt als Bau- und Projektleiter für die Liegenschaften im Bereich der Erzdiözese München-freising zuständig.
Mittlerweile lebt Müßig mit seiner Familie in Buchloe, der Heimatstadt seiner Frau.