Kritik am ehemaligen Partner
Die Mindelheimer Firma Steber Tours arbeitete einst mit Flixbus zusammen, bevor sie von dem großen Unternehmen vom Markt gedrängt wurden. Wie geht es dem Busunternehmen heute?
Mindelheim Sie sind groß, sie sind grün und sie sind überall. Jeder Autofahrer hat schon einmal einen überholt und viele sind selbst schon damit gefahren: Flixbusse. In Mindelheim gibt es noch keine Haltestelle für die grünen Busse. Trotzdem gibt es außer überzeugten Fernbus-passagieren noch einen weiteren Berührungspunkt zwischen Mindelheim und Flixbus: Steber Tours.
Das Mindelheimer Unternehmen arbeitete einst mit dem Fernbus-giganten Flixbus zusammen. Mittlerweile wird Geschäftsführer Wolfgang Steber in einem Artikel des
Stern als „Flixbus-opfer“bezeichnet. Wieso? Was ist zwischen dem Mindelheimer Unternehmen und den Flixbus Gründern passiert? Wie auch die Mindelheimer Zeitung vor zwei Jahren berichtete, fuhr Steber Tours schon seit 2012 auf der Strecke München-zürich. Flixbus war interessiert, die beiden Firmen arbeiteten zusammen. Zwei Jahre später kaufte Flixbus das andere bekannte Bus-unternehmen „Mein Fernbus“auf – die Zusammenarbeit mit Steber Tours wurde das große Unternehmen uninteressant. Die Mindelheimer Firma versuchte, sich gegen den großen Konkurrenten auf der Strecke zu behaupten. Erfolglos: „Ende 2017 war Stebers Fernbusgeschäft platt“, heißt es in dem Stern-artikel.
„Wir haben viel Herzblut, viel Vertrauen in die Zusammenarbeit gesteckt – und wurden an die Wand gedrückt“, sagt Wolfgang Steber zwei Jahre nachdem die Zusammenarbeit mit Flixbus beendet wurde. Trotzdem habe er nach wie vor Res- pekt vor der unternehmerischen Leistung der Flixbus-chefs. „Man muss ihnen auch zugestehen, dass sie eine Renaissance des Busfahrens bewirkt haben.“
Und wie geht es Steber Tours zwei Jahre nach dem Bruch mit Flixbus? „Gut“, betont Wolfgang Steber. Für das Unternehmen habe sich nicht viel geändert – der Fokus liegt auf den Fahrten vom Allgäu Airport nach München und lokalen Kleinbus- und Omnibusfahrten. „Ich stelle aber schon fest, dass imfür mer weniger deutsche Unternehmen für Flixbus fahren wollen – aus finanziellen Gründen“, sagt Steber. Die Busse und deren Fahrer kämen stattdessen aus Osteuropa oder Italien. Seit Steber Tours nicht mehr mit Flixbus zusammenarbeitet, bietet die Firma auch keine Linienfahrten in die Schweiz an. Ob es noch einmal solche Fahrten geben wird? „Vielleicht, wenn das Preisniveau auf der Strecke angehoben wird“, überlegt Wolfgang Steber kurz. Für den Geschäftsführer ist klar: „Ich möchte meine Fahrer gut bezahlen – das kann ich nur, wenn der Fahrpreis angehoben wird.“Das, was die Flixbus-fahrer teilweise mitmachen, bezeichnet der Mindelheimer als „Hundeleben“. Der billige Fahrpreis der grünen Busse führe dazu, dass die Fahrer unter „menschenunwürdigen“Bedingungen arbeiten müssten.
Bei Steber Tours will man auf Qualität setzen – „sauberer Bus, ein Fahrer, der deutsch spricht, Ansprechpartner vor Ort“. Eine Chance, damit aber noch einmal auf den Markt zu drängen, sieht Wolfgang Stebers Sohn Manuel nicht: „Meine Prognose ist, dass Flixbus sein Monopol gefestigt hat.“
Früher hieß es beim grünen Buskonzern: Berlin, Zürich, Duisburg. Mittlerweile aber auch: Memmingen, Leutkirch und Bad Wörishofen. Angst, dass Flixbus weiter in die ländlichen Gebiete vordringt, vielleicht auch irgendwann in Mindelheim, Rammingen oder Türkheim hält, haben die Stebers aber nicht: „Jeder Haltepunkt frisst Zeit und Flixbus hält eher an Verkehrsknotenpunkten“, betont Manuel Steber.
Wie also sieht die Zukunft aus? „Es gibt natürlich andere Themen, die uns beschäftigen: E-mobilität, Dieselfahrverbot“, sagt Manuel Steber. Er kann in dem Konflikt mit Flixbus sogar noch etwas Gutes sehen: „Das war uns eine Lehre, dass wir eben auch solche Themen wie E-mobilität nicht unterschätzen.“Auch der neue Flexibus ist ein Thema, bei dem noch in den Sternen steht, wie es sich wirtschaftlich entwickelt (wir berichteten).
Noch einmal im großen Stil auf den Fernfahrten-markt drängen will Steber Tours aber nicht: „Die Zeiten sind im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren“, sagt Wolfgang Steber. Wie ein Opfer wirkt er dabei nicht.