Gelebte Nachbarschaft?
Bräuche Eine kleine Kulturgeschichte der Halloween-Feiern
Bald wühlen sich die einen wieder durch Kostümläden, während die anderen zu Hause Tür und Tor vernageln: Halloween steht bevor. Von vielen wird der Brauch als amerikanische Spinnerei abgetan, wie aber ist er überhaupt entstanden? Viele glauben, dass Halloween aus den USA kommt – doch das stimmt nicht.
Michelle Dunne ist Historikerin im irischen Dublin. „Halloween war eines der vier wichtigsten keltischen Feste“, sagt sie. Seine Anfänge hatte der Brauch vor mehr als 2000 Jahren, als er den Beginn des Winters am 1. November markierte. Damals glaubte man, dass am Vorabend des Fests Geister auf der Erde wandelten, weil die Grenze zum Totenreich in dieser Nacht verschwamm. „Bevor man ins Bett ging, zündete man in der Küche ein Feuer an und stellte Essen für die Vorfahren bereit, falls diese zurückkommen sollten“, sagt Dunne. Der Name entwickelte sich aus der Bezeichnung für den Abend vor Allerheiligen: All Hallows’ Eve.
Irische Einwanderer brachten den Brauch in die USA – und von dort wurde er später zurückexportiert nach Europa. Kinder gehen hier wie dort verkleidet von Haus zu Haus; in den USA aber sind die Gebäude oft mit Kürbisfratzen oder Spinnweben dekoriert. Neben Süßigkeiten für die Kleinen fällt dort auch für die Eltern oft noch ein Glas Wein oder eine Grillwurst ab – in den Staaten ist Halloween auch ein Stück gelebte Nachbarschaft. Dass sich auch in Deutschland Menschen in Kürbiskostüme zwängen, liegt der Tübinger Kulturwissenschaftlerin Monique Scheer zufolge auch an Hollywood: Filme und Serien hätten Halloween bekannt gemacht. Den Deutschen gehe es dabei vor allem um den GruselAspekt, sagt sie. Totenköpfe, Hexen und Geister prägen Outfits und Dekorationen. In den USA laute das Motto dagegen „Hauptsache verkleiden“.