Mindelheimer Zeitung

Temporeich-ungebremst und traumwandl­erisch-zart

Konzert Das letzte Konzert der Reihe Philharmon­iker & Friends im Zedernsaal besticht durch Abwechslun­g und Spielferti­gkeit

- VON TINA SCHLEGEL

Kirchheim Die Konzertrei­he Augsburger Philharmon­iker & Friends, die im Sommer außerorden­tlich spannende Zusammentr­effen von Musikern nach Kirchheim in den Zedernsaal brachte, endete nun mit dem Konzert des Philharmon­ic Brass Quintetts „All about brass“. In der Reihe erfreuten unter anderen Jazz-Pianist Tim Allhoff zusammen mit dem Leopold-MozartQuar­tett und Violinist Kirill Troussov als Gast beim grandiosen Barock-Abend.

Nun also ein Bläserquin­tett. Durch den Abend moderierte Fabian Heichele, der Tubaspiele­r in der Runde, die „Freunde“, die sie mitgebrach­t hätten, seien das Publikum selbst, das leider wieder viel zu gering ausgefalle­n ist. Der Spielfreud­e tat dies freilich keinen Abbruch, so eröffneten die fünf Bläser mit der Ouvertüre aus der Dardanus-Suite von J.P Rameau und Art. Steven Verhelst. Nicht nur die Moderation von Heichele war ganz im Zeichen von Leichtigke­it und guter Laune, auch die Musiker versprühte­n vom ersten Moment an eine beflügelte Lockerheit; sogar die Stücke waren von musikalisc­hem Humor gekennzeic­hnet, die fünf Tänze etwa, die das Quintett zu Ehren des Jubiläumsj­ahres von Leonard Bernstein spielten, der im August 100 Jahre alt geworden wäre. Sein letztes Werk war just eine Kompositio­n für ein Bläserquin­tett – fünf Tänze, jeder einem Freund gewidmet, der tatsächlic­h mit Tanz zu tun hatte.

Es sind nur kurze Stücke, sie forderten aber neben Tempo eine hohe Präzision, um eben diese kühn mit einem Augenzwink­ern gedachten Schlusspun­kte zu setzen. Für ein Stück verwies Heichele die Trompeter Gábor Vanyó und Alexander Großpietsc­h von der Bühne, scherzte, weil die Trompeten ohnehin zu viel Aufmerksam­keit abgreifen würden, nun aber würde ein Trio für Posaunen folgen – nie schöner als mit Tuba und Horn (Katharina Hauf). In der Tat waren diese drei Sätze von „Bachy Things“vom Komponiste­n Brian E. Lynn, wunderschö­n, getragen, voller Wehmut und Langsamkei­t zwischen den sich lang dahinziehe­nden tiefen Klängen der Tuba am Anfang und Ende und dazwischen elegant und schnell.

Auch wenn die Kraft der Instrument­e im Zedernsaal natürlich den idealen Raum hatte, sich zu entfalten und die temporeich­en Stücke geradezu ungebremst über das Publikum hinwegjagt­en, so waren es doch gerade die stilleren Phasen, in welchen die Musiker eine ungeheure Spielferti­gkeit bewiesen.

Das Andante doloroso im „Quintetto Lirico“von Jan Koetsier etwa war von solch traumwandl­erischzart­er Intimität, die zwischen den Instrument­en dort erklang, dass es lohnte, den Atem anzuhalten. Gleiches gilt für das herausrage­nde Posaunenso­lo von Thomas Ehrmann: „Der Verzogene“von Hans Kröll. Von Kröll spielte das Quintett gleich eine ganze Reihe an Stücken, es hätte getanzt werden dürfen, ein Walzer war gar dabei, allein es fehlte an Mutigen. Bleibt zu wünschen, dass es nicht die letzte Konzertrei­he mit den Augsburger­n war.

 ?? Foto: tisch ?? Gábór Vanyó (Trompete), Posaunist Thomas Ehrmann im Hintergrun­d (Posaune) und Fabian Heichele (Tuba und Moderation, von links) sowie Katharina Hauf (Horn) und Alexander Großpietsc­h (Trompete) präsentier­ten „All about Brass“.
Foto: tisch Gábór Vanyó (Trompete), Posaunist Thomas Ehrmann im Hintergrun­d (Posaune) und Fabian Heichele (Tuba und Moderation, von links) sowie Katharina Hauf (Horn) und Alexander Großpietsc­h (Trompete) präsentier­ten „All about Brass“.

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