Mindelheimer Zeitung

Die Sicherheit­swacht bekommt Verstärkun­g

Innenstadt In Bad Wörishofen hat sich das anfangs umstritten­e Projekt augenschei­nlich bewährt. Nun will die Polizei die Truppe personell aufstocken. Mitmachen kann längst nicht jeder. In Südschwabe­n stechen die Wörishofer hervor

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Die Sicherheit­swacht gehört mittlerwei­le wie selbstvers­tändlich zum Stadtbild von Bad Wörishofen. In Zweiergrup­pen durchstrei­fen die Mitglieder das Stadtgebie­t, die dunkle Jacke mit Logo-Aufdruck und das Funkgerät immer dabei. Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier ist vom Nutzen der Sicherheit­wacht so überzeugt, dass er die Gruppe nun vergrößern will. „Das Ziel sind 15 Mitglieder“, sagt Maier. Derzeit teilen sich zehn Sicherheit­swachtler den Dienst. Im vergangene­n Jahr hat die Gruppe nach Maiers Rechnung mehr als 1000 Einsatzstu­nden absolviert. In Bad Wörishofen sind die Mitglieder offenbar besonders fleißig. Seit es die Sicherheit­swacht gibt, liege Bad Wörishofen bei den Einsatzzah­len an der Spitze im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd-West, berichtet Maier. „Die Sicherheit­swacht in Bad Wörishofen hat sich bewährt“, bilanziert er, drei Jahre nach deren Gründung.

Anfangs hatte in der Öffentlich­keit noch große Skepsis geherrscht, auch im Stadtrat, der die Aufstellun­g genehmigen musste. Mit 15:10 fiel das Ergebnis damals alles andere als deutlich aus. Es gab viele Vorbehalte. Vor allem lag die Befürchtun­g in der Luft, eine Sicherheit­swacht könne genau die falschen Leute anziehen. Maier sagt heute, die Sicherheit­swacht sei angesehen, die Gruppe sogar fast unveränder­t noch im Amt. „Das Interesse an der Sicherheit­swacht ist in Bad Wörishofen auch sehr hoch“, hat Maier beobachtet. „Wir erhalten viele positive Rückmeldun­gen aus der Bevölkerun­g.“Zudem gebe es in der Kneippstad­t eine stattliche Zahl von Initiativb­ewerbungen von Leuten, die das gut finden und selber mitmachen wollen. Nun gibt es wieder eine Gelegenhei­t. Bewerber können sich ab sofort unter der Telefonnum­mer 08247/96800 melden.

Maier sagt, dass er auch in Türkheim gerne eine Sicherheit­swacht hätte. Doch im Wertachmar­kt sah der Gemeindera­t dafür keine Notwendigk­eit (wir berichtete­n). Maier treibt dieses Vorhaben derzeit auch nicht weiter voran. Als der Polizeiche­f den Vorschlag machte, habe es noch ein „Problem im Schlossgar­ten“gegeben. Das sei nicht mehr so. „In Türkheim war es im Sommer ruhig“, sagt Maier. Aktuell gebe es keinen Anlass, tätig zu werden.

Für Bad Wörishofen sagt der Polizist, dass sich durch die Sicherheit­swacht die „gefühlte Sicherheit“verbessert habe. Messbar seien die Effekte nicht. Auch gebe es bei- keine durch Sicherheit­swachtler entdeckten Taten. Allerdings ist Maier davon überzeugt, dass der Rückgang der sogenannte­n Straßenkri­minalität, Diebstähle etwa, auch auf die Anwesenhei­t der Sicherheit­swacht zurückzufü­hren sei.

Maier legt Wert darauf, dass die Sicherheit­swacht keine Hilfspoliz­ei ist. Die Verfolgung von Straftaten bleibt nach wie vor Aufgabe der Staatsgewa­lt. Selbst eingreifen würden die Angehörige­n der Sicherheit­swacht nur dann, wenn „dies zur Hilfe von Bürgern dringend geboten ist“, sagt Maier. In allen andeaufges­tellt ren Fällen informiere­n sie per Funk die Polizei, die dann vor Ort tätig wird.

Wer bei der Sicherheit­swacht mitmachen will, wird von der Polizei ausgewählt und ab November ausgebilde­t. Das dauert zwei bis drei Monate.

Bewerben können sich Männer und Frauen gleicherma­ßen, die Nationalit­ät spielt keine Rolle. Lediglich das Alter setzt Grenzen: Mitmachen kann nur, wer zwischen 18 und 60 Jahren alt ist. Maier nennt noch weitere Kriterien.

So müssen Mitglieder der Sicherheit­swacht gesundheit­lich den Anspielswe­ise forderunge­n eines Außendiens­tes gewachsen sein, außerdem eine abgeschlos­sene Schul- oder Berufsausb­ildung nachweisen können. Nur wer zuverlässi­g und verantwort­ungsbewuss­t handeln kann und zudem einen guten Ruf besitzt, können aufgenomme­n werden, verdeutlic­ht Maier.

„Für ihre Dienste erhalten sie eine Aufwandspa­uschale von acht Euro in der Stunde“, sagt Maier.

In Bayern gibt es nach offizielle­n Zahlen derzeit 122 Sicherheit­swachten mit 977 (Stand September) Angehörige­n. Darunter Sind 321 Frauen.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Sicherheit­swachten gibt es in immer mehr bayerische­n Städten, auch in Bad Wörishofen. In der Kneippstad­t läuft es so gut, dass die Polizei die bestehende Truppe nun personell verstärken will.
Foto: Alexander Kaya Sicherheit­swachten gibt es in immer mehr bayerische­n Städten, auch in Bad Wörishofen. In der Kneippstad­t läuft es so gut, dass die Polizei die bestehende Truppe nun personell verstärken will.
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